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Verlängerte Ausstellung in NippesKölner Künstlerin verwandelt gesammelten Müll in Kunstwerke

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Kathrin Rothenberg-Elder vor einem Motiv aus ihrer Ausstellung im Bezirksrathaus.

Kathrin Rothenberg-Elder vor einem Motiv aus ihrer Ausstellung im Bezirksrathaus.

Fast ein Jahr lang hat Kathrin Rothenberg-Elder in ihrer Umgebung Müll gesammelt, und machte daraus ein Kunstprojekt.

Die Menge an Müll, die Kathrin Rothenberg-Elder seit Jahresanfang in ihrer Umgebung sammelte, hat die Künstlerin und Wissenschaftlerin selbst erstaunt – und vor allem, auf welche Fundstücke sie bei ihren Streifzügen traf. „Bei einem einzigen Gang fand ich etwa sechs Capri-Sun-Tüten“, blickt sie in ihrer Ausstellung „Respekt! Tagebuch einer Müllsammlerin“ zurück, die momentan im Atrium des Bezirksrathauses Nippes zu sehen ist. Oder Verpackungskartons und -folien, die fast kunstvoll in die Lücken eines Stabzauns oder in den Hohlraum eines Pfostens gesteckt wurden, anstatt sie einfach im nächsten Mülleimer zu entsorgen. „Wer macht so etwas? Wer wendet für so etwas Energie auf?“, wundert sie sich.

Die Anfang Oktober eröffnete Ausstellung entwickelt sich zum Publikumshit: Nicht nur viele Privatleute, sondern auch ganze Schulklassen besichtigen die Schau, die Rothenberg-Elders Gedanken während des Müllsammelns auszugsweise in Tagebuchform präsentiert, mitsamt Collagen und Kunstwerken aus dem gesammelten Unrat sowie einigen Infografiken etwa zu Müllaufkommen und -zusammensetzung, den Umweltfolgen sowie Tipps zu Reduzierung und Vermeidung. Die zunächst nur bis 8. November geplante Ausstellung ist nun bis Jahresende verlängert.

Beim Müllsammeln auf den Spuren von Pippi Langstrumpf

„Ich setze mir jedes Jahr einen neuen künstlerischen Schwerpunkt“, erläutert die 58-Jährige, die am Niehler Kirchweg wohnt, beim Besuch ihrer Ausstellung. Diesmal sollte es ein Projekt sein, das Nachhaltigkeit, direkten Nutzen für die Umgebung und die Kunst kombiniert. „Während der Zeit habe ich nur in meinem direkten Umfeld gesammelt, nicht weiter als bis zur Hochbahn. Und immer mehr kam mir die Geschichte von Pippi Langstrumpf als Sachensucherin in den Sinn.“

Auch außerhalb der Ausstellung ist Rothenberg-Elder engagiert, etwa bei den „Scientists for Future“, die sich wissenschaftlich mit Klima- und Umweltschutz beschäftigen, oder bei der „AG Nachhaltige Veedelszüge“, die für einen ökologischeren Karneval eintritt – etwa durch Verzicht auf Plastikfolien bei Strüßjer oder „08/15-Kamelle“, die kaum mehr aufgehoben werden, emissionsfreie Zoch-Wagen und umweltfreundliche Dekoration. Anderthalb Jahre nach Gründung erfahre die Initiative immer mehr Zulauf.

Müll zu vermeiden sei einfacher, als man denkt, ist sie überzeugt. „Wir können alle etwas gegen die Müllflut tun, lassen uns aber teilweise veräppeln und hängen in Gewohnheiten fest“ – etwa beim Kauf von stillem Mineralwasser, das man viel einfacher und günstiger, und genauso gesund, aus dem Hahn zapfen könne.


Die Ausstellung ist bis ca. Ende Dezember im Foyer des Bezirksrathauses, Neusser Straße 450, zu sehen.