Wir treffen „Onkel Fisch“ in ihrem Kölner Büro und sprechen über die Anfänge und wie man sich nach 30 Jahren immer noch aushält.
Nahost, Sudan, die BahnKölner Satire-Duo: „Es gibt nichts, worüber man keine Witze machen kann“

Das Kabarett-Duo Onkel Fisch mit Adrian Engels und Markus Riedinger (v. l.).
Copyright: Arton Krasniqi.
Wenn das Jahr zu Ende geht, dann wimmelt es nicht nur im Kalender vor Terminen. Dann ist auch im Kopf Chaos: schon wieder ein Jahr vorbei, zwischen Krisen, Kriegen und politischen Umstürzen scheint kaum Zeit zum Innehalten. Und auch nicht zum Dampf ablassen. Oder doch? Seit zehn Jahren kann man eben das beim Jahresrückblick von „Onkel Fisch“ tun: Das Kölner Kabarett-Duo leistet lustige Hilfestellung und ordnet am 3. Dezember im Senftöpfchen und am 29. Dezember in der Volksbühne am Rudolfplatz die Ereignisse aus 2025 gemeinsam mit dem Publikum ein: mit viel Humor und Musik. Auch für das Satireduo, bestehend aus Adrian Engels (52) und Markus Riedinger (57), bietet das Format Vorteile.
„Wir sind zwei große Sammelkönige, und wenn Ideen nur einmal aufgeploppt sind und dann in Vergessenheit geraten, ist das schade. Was haben wir über das Jahr sonst noch geschrieben? Das für den Jahresrückblick zusammenzufassen ist ein Kinderspielplatz für uns“, sagt Riedinger. Dabei gebe es nichts, was per se nicht durch den satirischen Kakao gezogen werden könne; selbst die unangenehmsten und heikelsten Themen werden angepackt. So scheuen sie nicht vor vermeintlichen Tabuthemen wie dem Nahost-Konflikt zurück. „Es gibt nichts, worüber man keine Witze machen kann. Man muss sich überlegen: Warum mache ich den Witz und was ist das Ziel? Beim Nahostkonflikt kann ich zum Beispiel darüber sprechen, dass alle über den Friedensnobelpreis für Trump reden, weil er mal zwei Minuten lang nicht das Falsche gemacht hat. Über Netanjahu kann ich insofern Witze machen, als dass er im Moment die schlechteste Wahl für Israel ist.“

Adrian Engels und Markus Riedinger beim Gespräch in ihrem Büro.
Copyright: Arton Krasniqi
Kölner Duo Onkel Fisch: 24 Abendprogramme, Tausende Radio-Sketche
Auch eine Pointe zum Sudan komme vor: „Die ist nicht schreiend lustig. Da sage ich zum Beispiel: Lass es uns machen wie die Medien in Deutschland: einfach nicht darüber reden“, sagt Engels. Für die Pointe brauche man jemanden, der es verdient hat, so Riedinger. Wir treffen das Duo in ihrem Büro im Geronsviertel; hier schmeißen sie sich fast täglich die Sprüche-Bälle zu, produzieren Komik, Sketche und Pointen. Mittlerweile sind sie beim 24. Abendprogramm angelangt, für das Radio – ob Radio Köln oder WDR – entstanden einige tausend Sketche. Seit 1993 sind sie beruflich unzertrennlich, privat mussten sie im Laufe der Jahre lernen, dass Abstand auch in Ordnung ist. „Wir sind weiterhin befreundet und machen auch Dinge privat. Wenn man immer zusammenarbeitet, kann man aber auch Gewinn daraus ziehen, nicht gemeinsam in den Urlaub zu gehen“, sagt Riedinger und lacht.
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Oder sich überhaupt einmal Urlaub zu nehmen: Als arbeitswütige Selbständige sei ihnen das in den ersten Jahren schwergefallen. Die gleiche Lust am Arbeiten, die Kreativität verbindet die beiden seit 30 Jahren – ein Ende ist nicht in Sicht. „Wir haben unsere klassischen Eheprobleme, sind aber nicht nachtragend“, sagt Engels. Im Arbeitsprozess Dinge nicht persönlich zu nehmen, sei Rezept und Herausforderung zugleich. „Eine Pointe ist das Persönlichste, was man herausgeben kann. Wenn man einen spitzen Gag raushaut und er es einfach nicht einsieht, kann es trotzdem immer erst weh tun. Dann heißt es einmal durchatmen, durchschütteln und weiter geht’s“, sagt Riedinger, der gebürtiger Saarländer ist. Engels kommt aus der Nähe von Düsseldorf, komödiantisch gefunkt zwischen ihnen hat es 1993 an der Studiobühne.
Markus Riedinger und Adrian Engels haben sich vor 30 Jahre an der Studiobühne in Köln kennengelernt
Bei den Proben zu Euripides „Orestes“ haben sie sich kennengelernt. Bei gemeinsamen Proben witzelten sie viel herum. Da schrieben sie ihr erstes gemeinsames Programm, und auch der erste Radiosketch bei der Deutschen Welle stand bald an. „Das gehört zur Geburtsstunde dazu, dass wir Bühne und Radio von Tag eins parallel gemacht haben.“ Der passende Name musste dann vor der Premiere auf der Bühne gefunden werden: auf keinen Fall sollten die Namen im Vordergrund stehen. „Wir wollten einen Bandnamen“, sagt Riedinger. „Wir wollten hinter dem Gesamtkonzept verschwinden und Monty Python war schon weg“, so Engels.
„Onkel Fisch“ sei schön absurd gewesen und passte auch noch zum komödiantischen Gewusel zu Beginn ihrer Karriere. „Unser erstes Programm war 80 Minuten ohne Pause lang, Licht an, Licht aus, ein Friss-oder-Stirb-Programm. Die Leute fanden es entweder ultralustig, oder wirklich furchtbar. Es war eine Aneinanderreihung von Sketchen ohne Pointen, ohne Konzept, auf Irritation ausgelegt. Wir dachten damals: Die Leute wollen keine Herbert-Grönemeyer-Imitationen, wollen keine Männer-Frauen-Witze“, so Engels. Wollten sie aber doch. „Den Grönemeyer bis heute.“ Im Atelier Theater spielten sie einen fixen Termin im Monat vor kleinem Publikum. Auf politische Themen ist Onkel Fisch seit 2010 umgeschwenkt. Nach zehn Jahren bei 1live habe alles nach Veränderung geschrien. Und seitdem gibt es nichts, was sie nicht kommentieren. Dabei zeigt sich: Bestimmte Wörter sorgen nur beim bloßen Klang schon für Lacher. „Die deutsche Bahn“ oder „Thermomix“. Das Humorwort „Tupperdose“ ziehe nicht mehr so wie früher, so Riedinger.
Mittwoch, 3. Dezember, 20.15 Uhr im Senftöpfchen Theater, Große Neugasse, Tickets ab 30,80 Euro. Montag, 29. Dezember, 19.30 Uhr in der Volksbühne, Aachener Straße 5, Tickets ab 32,10 Euro.


