Peter Millowitsch„Einer sagt, wie es gemacht wird“

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Peter Millowitsch im Theater an der Aachener Straße.

Peter Millowitsch im Theater an der Aachener Straße.

Köln – Der Mann hat polierte Kanäle, profundes Wissen in Geschichte, ist belesen, politisch bestens informiert, hält mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg und ist aus Überzeugung Wechselwähler. „Zu Hause“, sagt Peter Millowitsch, der in Köln arbeitet und draußen auf dem Land mit Frau, Pferd und Hund lebt und wohnt, „habe ich einen Festmeter preußische Geschichte.“ Das muss stark untertrieben sein. „Ich habe es zu spät gemerkt“, sagt er, „sonst hätte ich Geschichte studiert.“

Zwischen Erkenntnis und spätem Wunsch gab’s reichlich Theater – im Leben und auf der Bühne. „Ich weiß nicht, ob ich schon immer Schauspieler werden wollte, ob ich mir das eingeredet habe oder es mir eingeredet wurde“, sagt er. Aber mit dem Namen Millowitsch, einem Vater wie Willy Millowitsch und der Millowitschen Tradition, die er und seine drei Schwestern schon in der Wiege inhalierten, ob sie wollten oder nicht, gab es wohl keine Alternative. „Never change a winning team – wir machen das seit 150 Jahren und sind damit erfolgreich.“

Zweimal sitzen geblieben

Peter Millowitsch wurde am 1. Februar 1949 als zweites Kind von Gerda und Willy Millowitsch in Köln geboren. Zu seinen Schwestern Katarina, Susanne, Mariele hat er eine enge Bindung. Der Theaterchef und Schauspieler Millowitsch ist seit 1981 verheiratet mit Barbie Steinhaus-Millowitsch. Beide leben unweit von Köln auf dem Land. Zum Haushalt gehören ein Staffordshire Terrier – „Das sind die, die Omas beißen und kleine Kinder verschleppen“ – und ein Pferd.

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Das Millowitsch-Theater an der Aachener Straße 5 hat noch nie der Familie gehört, sondern vormals der Sünner Brauerei und heute der Freien Volksbühne.

Dieser Weg war für Peter Millowitsch viele Jahre lang steinig und schwer. „Die Probleme mit dem Vater traten erst auf, als ich drohte, Konkurrenz für ihn zu werden. Das war, als ich die Schauspielschule in Hamburg beendet hatte.“ Von Kind an hatte Peter Millowitsch, der einzige Junge, „Prinzchen“, „Primus inter pares“, dem alles erlaubt wurde, was seinen Schwestern untersagt war – „Ich durfte um die Häuser ziehen und »La Paloma« pfeifen“ –, immer und ewig gehört: „Guck mal, das ist mein Nachfolger.“ Vater Willy sprach’s und versuchte später alles, um genau das zu verhindern. Viel schlimmer noch, er versagte seinen Kindern, speziell Peter, die Aufmerksamkeit, Zuneigung und Liebe, nach der sich jedes Kind verzehrt.

„Meine ältere Schwester Katarina, die hat alles von der ersten Klasse bis zur Promotion perfekt durchgezogen, und es hat ihn nicht interessiert.“ Peter versuchte es auf andere Weise. Zweimal blieb er sitzen. „Ich war nicht zu dumm, ich war schlichtweg faul.“ Seine geliebte und hoch gebildete Mutter Gerda „hat fast einen Herzinfarkt gekriegt“. Sein Vater, als die Neuigkeit ihn während einer Tournee erreichte, schrieb ein Kärtchen mit dem lapidaren Spruch aus dem „Trompeter von Säckingen“: „ . . . es wär zu schön gewesen . . . es hat nicht sollen sein.“

Schnelle Autos, teure Hotels

Peter Millowitsch versucht dieser Zeit eine eigene Pointe zu geben. „Ich bin zweimal hängen- geblieben und kam immer in die Klasse, die gerade ihre Fahrt nach England machte. Bis zum Abi war ich viermal in England.“ Ein Klacks gegen das, was später kommen sollte. In Kinofilmen mit Rex Gildo und Roy Black, in Fernsehfilmen, Krimis und anderen TV-Formaten verdiente er mehr als reichlich. „Ich habe alles ausgegeben, und ich bereue keine einzige Mark.“ Er fuhr schwere Maschinen, schnelle Autos, liebte teure Hotels und fast alle Mädchen. „Ich hatte kein Beuteschema. Sie mussten nur lustig sein und aufs Motorrad steigen. Der Rest kam von allein.“ Nur die, die zickig waren, denen es mal zu kalt, zu laut oder sonst wie war, die musste er nicht haben.

Peter Millowitsch tobte sich auch bei Autorennen aus, am Hockenheim- und Nürburgring, wo er die Fuchsröhre in 9,28 Minuten nahm und den damaligen Rekord von zehn Minuten brach. „Das ist der absolute Kick, Adrenalin pur.“ Als er dann „den Laden übernahm“ und Verantwortung fürs Theater trug, waren die wilden Wellen schon abgeebbt.

Nachdem er bereits Jahre mit Barbie – eigentlich Elvira Ida – Steinhaus auf der Bühne gestanden hatte und nichts passiert war, kam sie eines Tages wie üblich zur Probe. „Sie guckte mich an, ich guckte. Patsch, da wusste ich, die ist es.“ Das war 1981 so, und das ist heute so.

Im Theater, wo seine Frau längst nicht mehr spielt, gibt Peter Millowitsch den Ton an: „Theater ist keine demokratische Veranstaltung. Einer sagt, wie es gemacht wird, und das ist gut so. Von der Struktur her bin ich autoritär und tonangebend. Ich bin kein Perfektionist, aber ich bereite alles sehr genau nach meinen Vorstellungen vor. “ Vielleicht mit diesen Eigenschaften und dem profunden Wissen doch noch eine späte Polit-Laufbahn? „Never ever! Ich will doch nicht mit 20 anderen diskutieren müssen, ob ich dies oder jenes machen darf!“

Millowitsch hautnah am Dienstag, 3. März, 19 Uhr, Brauhaus Sion, Unter Taschenmacher 5-7, Köln-Altstadt; Karten: 12,55 Euro (Abocard 10,50 Euro), erhältlich im Servicecenter Breite Straße 72 und bei Kölnticket, Tel.: 0221/2801

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