Polizei Köln ermitteltÜber diesen Weg gelangen Whatsapp-Erpresser an Handynummern

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Symbolbild

Köln – Die Whatsapp-Nachrichten, die zunehmend mehr Menschen in Köln und Umland verunsichern, haben Absendernummern aus der Dominikanischen Republik oder von den Kanarischen Inseln. In gebrochenem Deutsch melden sich mal die Hells Angels, mal die gefürchtete japanische Mafia Yakuza und fordern in martialischen Worten Geld. Um ihrer schriftlichen Forderung Nachdruck zu verleihen, schicken sie oft Bilder mit, Fotos von Waffen oder verstümmelten Leichen.

Drohung per Whatsapp: Mehrere Anzeigen bei der Polizei Köln

Vor vier Wochen hat der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erstmals über diese neue Betrugsmasche berichtet. Seitdem haben sich in der Redaktion und bei der Polizei weitere Opfer gemeldet. Nach allem, was bekannt ist, hat bislang noch niemand Geld an die Erpresser überwiesen, viele aber brauchten durchaus einige Zeit, um den ersten Schreck zu verarbeiten – vor allem den Anblick der Fotos. „Mir hat man ein Bild geschickt, auf dem ein Sack zu sehen war mit abgehackten Köpfen drin“, schildert Andreas Schwarz (Name geändert) aus Erftstadt.

Ein zweites Foto zeigte abgetrennte Beine. „Die ersten beiden Nächte habe ich wirklich schlecht geschlafen“, sagt Schwarz, 22 Jahre alt. In der Whatsapp-Nachricht sei er mit seinem richtigen Vornamen angesprochen worden. Der Absender behauptete, Schwarz habe einen Escort-Service gebucht, aber nicht bezahlt. Hole er das nicht unverzüglich nach, würden die Hells Angels jedes seiner Familienmitglieder töten, das man finde.

Hells Angels Spam

Auszug aus der Whatsapp-Nachricht des angeblichen Rockers

„Ich war im ersten Moment total perplex“, erzählt Schwarz. Er schrieb dem Erpresser zurück: „Was wollen Sie von mir?“ Kurz darauf die Antwort: „2500 Euro.“ Als Schwarz nicht weiter darauf einging, erhielt er eine weitere Nachricht mit drei Fragezeichen. Wieder reagierte der 22-Jährige nicht, prompt reduzierte der angebliche Höllenengel seine Forderung auf 1000 Euro. Schwarz blockierte den Kontakt und wandte sich an die Polizei. Am Telefon erhielt er die Auskunft, er müsse sich keine Sorgen machen, es handele sich wohl um Betrüger.

Schwarz war immer noch nicht überzeugt und kontaktierte ein Mitglied der Rockergruppe Bandidos, das er privat um einige Ecken kannte. „Der sagte mir, wenn die Hells Angels tatsächlich etwas von mir wollten, dann würden sie mir nicht schreiben, sondern persönlich vorbei kommen.“

Erpresser-Nachrichten auch in Hamburg, Frankfurt und München

Wer genau die Täter sind, die hinter den Drohbotschaften stecken, und von wo aus sie operieren, weiß die Polizei nicht. Einer deutschen Internetseite, auf der man Spamnachrichten und –anrufe melden kann, ist zu entnehmen, dass die meisten der betreffenden Whatsapp-Nachrichten bislang im Großraum Köln sowie in Hamburg, Frankfurt und München aufgetaucht sind.

In der Schweiz, wo die Masche vor einigen Wochen ebenfalls erstmals aufgetaucht ist, berichtet die Kantonspolizei Zürich, dass viele der Opfer zuvor auf einen Link eines Escort-Anzeigeportals geklickt hätten. Dadurch werde die Handynummer des Nutzers automatisch und von ihm unbemerkt an den Erpresser übermittelt. In der Folge erhalte der Nutzer dann die „üble Drohnachricht“ über Whatsapp.

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Andreas Schwarz aus Erftstadt sagt, er habe nie ein Escort-Portal angeklickt. Woher die Täter seine Nummer und seinen Namen wissen, ist ihm ein Rätsel. Inzwischen kann er auch wieder ruhig schlafen. Von dem Erpresser hat er nichts mehr gehört.

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