Zahl der Taten steigtIn diesen Kölner Stadtteilen wird besonders oft eingebrochen

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Ein hell gekleideter Einbrecher mit Mütze macht sich an einer Haustür zu schaffen.

Ein Einbrecher macht sich an einer Haustür in Junkersdorf zu schaffen.

Die Polizei gibt Last-Minute-Tipps, wie man sich vor einem Einbruch an den Weihnachtstagen schützen kann.

Die Wohnungstür aufgebrochen, Schubladen durchwühlt, der Fußboden übersät mit Gegenständen – dieser Anblick erwartet demnächst so manchen Kölner, der aus einem Kurzurlaub über Weihnachten nach Hause zurückkehrt. Vermutlich werden mehr Menschen betroffen sein als voriges Jahr. Denn die Einbruchszahlen steigen seit Monaten in allen Kölner Veedeln teilweise deutlich an, nur in Leverkusen sind sie im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken. Bis Heiligabend bleibt allerdings noch ein bisschen Zeit, um Vorkehrungen zu treffen, betont die Polizei.

Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ gibt die Behörde nicht nur die aktuellen Einbruchszahlen bis einschließlich November 2022 bekannt, sondern listet sie erstmals auch sortiert nach Stadtvierteln auf, genauer gesagt: nach Polizeiinspektionen (PI), die nicht immer deckungsgleich sind mit den Stadtbezirks- oder Veedelsgrenzen.

Grafik mit den Einbruchszahlen 2022 in Köln, geordnet nach Polizeiinspektionen

Einbrüche in Köln 2022

Und dennoch: Beim Blick auf die Karte wird deutlich, dass die Täter dieses Jahr (wie auch in den Vorjahren) am häufigsten im rechtsrheinischen Süden der Stadt zugeschlagen haben, also in Kalk, Brück, Höhenberg, Humboldt/Gremberg, Merheim, Neubrück, Ostheim, Poll und Vingst – insgesamt 502 Taten wurden hier bei der Polizei angezeigt, das sind zwei Drittel mehr als 2021. Die höchste Steigerungsrate mit 83 Prozent gab es im Bereich der PI4, also in den Stadtbezirken Chorweiler und Nippes sowie im Agnesviertel.

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Die wenigsten Einbrüche (136) wurden in der Innenstadt verübt. Das liegt laut Polizei vor allem daran, dass hier deutlich weniger Menschen leben als etwa in Chorweiler und Nippes, es also schlicht weniger Wohnungen und Häuser gibt – aber auch daran, dass in Chorweiler und Nippes viele Mieter und Mieterinnen nicht in Einbruchsschutz investieren, weil ihnen die Wohnungen nicht gehören.

Die Gründe für die neuerdings wieder stark steigenden Zahlen liegen auf der Hand: Vor allem während der Corona-Lockdowns seit 2020 waren die Kölnerinnen und Kölner meist zu Hause, viele arbeiteten aus dem Homeoffice, die Einbrecher hatten schweres Spiel. Inzwischen ist das Leben wieder mobiler geworden, die Täter finden vermehrt verlassene Wohnungen und Häuser vor.

Einbrecherbanden kommen laut Polizei auch über die Balkanroute

Einen weiteren Grund hatte der Kölner Kripochef Michael Esser kürzlich genannt. Demnach nutzten auch Einbrecherbanden die wieder geöffnete Balkanroute, um nach Deutschland einzureisen. Zwei Flüchtlingsverbände kritisierten diese Feststellung scharf. Die Aussagen seien „geeignet, Geflüchtete zu kriminalisieren, diskriminierende Vorurteile zu schüren und in der Bevölkerung Angst zu verbreiten“.

Doch auch dazu nennt die Polizei auf Anfrage konkrete Zahlen: 2022 hat sie demnach 187 tatverdächtige Einbrecher ermittelt. 108 seien Nichtdeutsche gewesen, 51 kamen aus Staaten, die dem Balkan zugerechnet werden, berichtet Polizeisprecher Wolfgang Baldes, also etwa aus Albanien, Bosnien-Herzegowina, dem Kosovo, Kroatien, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien.

Jeder zehnte Einbruch in Köln wurde  im Vorjahr aufgeklärt

Die Aufklärungsquote betrug wohlgemerkt nur knapp zehn Prozent. „Bei etwa 90 Prozent Dunkelfeld lässt sich also keine generelle Aussage treffen“, sagt Baldes. Ermittlungsansätze zu finden, gestalte sich schwierig, weil „wir es häufig mit reisenden Tätern zu tun haben, die ihre Beute auch nicht in Köln versetzen“.

Auch wenn die Einbruchszahlen derzeit wieder nach oben schnellen und am Ende des Jahres bei insgesamt knapp 2500 liegen dürften, bewegen sie sich damit noch deutlich unter dem Niveau von 2015. Seinerzeit waren die Zahlen mehr als doppelt so hoch.

Besonders im Fokus der Täter stehen nach wie vor Erdgeschosswohnungen mit Terrassentüren und rückwärtigen Fenstern. In höher gelegenen Stockwerken dringen die Einbrecher vor allem durch schlecht gesicherte Wohnungstüren ein. Schwachstellen bei Einfamilienhäusern sind besonders Fenstertüren und Fenster, seltener Haustüren und fast nie Kellertüren und Kellerfenster.

So kurz vor Weihnachten dürfte es schwierig werden, die Wohnung noch mit mechanischen Nachrüstungen oder Alarmtechnik zu sichern, sagt Polizeisprecher Baldes. Besondere Bedeutung komme deshalb dem Verhalten der Bewohner zu. Die Täter wollten schließlich „schnell und ohne großen Aufwand in eine Wohnung gelangen, ohne den Bewohnern zu begegnen, schnell etwas mitnehmen, mit dem man draußen nicht direkt auffällt und schnell wieder im Straßenbild untertauchen“.

Daher gelte: Fenster und Türen immer abschließen und nicht nur ins Schloss ziehen. „Simulieren Sie Anwesenheit auch bei Abwesenheit“, sagt Baldes. Zeitschaltuhren und App-gesteuerte Smarthome-Technik können dabei helfen. Rollläden sollten nicht dauerhaft geschlossen bleiben, Wertgegenstände nicht offen in der Wohnung liegen.

Über technischen Einbruchsschutz berät das Kommissariat Kriminalprävention und Opferschutz. Termine werden unter der Rufnummer 0221/229-8008 vergeben.

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