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In Kölner KitaEltern erfinden für Kinder den „Fantomat“ zum Mülltrennen

Lesezeit 4 Minuten
Fantomat

Olivia wirft eine Flasche ein und der von Heiko Bleike und Peter Lemaire entwickelte „Fantomat“ blinkt und musiziert. 

Wahnheide  – Eine ruinierte Welt, in der die Ozeane vergiftet, die Erde ausgebeutet und die Luft zu dick zum Atmen ist, wollen umweltbewusste Eltern ihren Kinder nicht hinterlassen. Zahlreiche Erwachsene engagieren sich deshalb aktiv gegen weitere Verschmutzung und versuchen, dies auch ihren Kindern von klein an zu vermitteln. In der Integrativen Kindertagesstätte Elisabethstraße haben Elternvertreter es nicht beim Klagen über die wachsende Vermüllung in ihrem Lebensumfeld belassen. Sie erdachten und bauten einen Automaten, der Kindern eine Umwelterziehung mit Spaß vermittelt.

Der „Fantomat“ blinkt und musiziert beim Mülltrennen

Der „Fantomat“ blinkt und musiziert, sobald eine Pfandflasche oder -dose eingeworfen wird. Das ist für die Kleinen ein sehr viel erlebbareres Dankeschön als es ein Pfandbon wäre. Die gesammelten Flaschen kann das Kita-Team dann der Verwertung zuführen und vom Erlös Umweltprojekte in der Einrichtung finanzieren. Heiko Bleike aus dem Elternrat hat in seiner häuslichen Werkstatt die Idee vom Pfandautomaten mit kindgerechtem Belohnsystem umgesetzt, dabei stand ihm der gleichfalls als Technik-Tüftler erfahrene Peter Lemaire zur Seite.

„Wir können es einfach nicht mehr mit ansehen, wie dreckig und zugemüllt viele Grünanlagen, Straßenränder, Spielplätze oder Ruheorte sind“, sagt Bleike. Um etwas zu verändern, helfe es wenig, nur auf die weltweit großen Umweltsünder zu schimpfen.

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Vor der eigenen Haustür anfangen

„Wir müssen direkt vor unserer Haustür anfangen und auch unseren Kindern das Gefühl vermitteln, dass sich der Einsatz für den Erhalt der Natur lohnt“, verlangt er. Diese Selbstverpflichtung könne spielerisch schon im Kindergarten geübt werden. Mit dem „Fantomaten“ sind Bleike und Lemaire dem Ziel schon ein gutes Stück nähergekommen, wie Kita-Mitarbeiter und Elternratsvertreter bei der Präsentation des Prototyps lobten.

Die stellvertretende Kita-Leiterin Claudia Lopes ließ sich den blinkenden, musizierenden Apparat erklären und warf einen Blick ins Innenlebens des Kastens. Dort wird über einen Sensor der Flascheneinwurf erkannt und eine beliebig einzurichtende Dankes-Melodie abgespült. Zum Einstand war dies Offenbachs Can Can aus „Orpheus in der Unterwelt“.

Sensor muss noch weiterentwickelt werden

„An der Zuverlässigkeit des Sensors lässt sich sicher noch etwas verbessern“, räumt Bleike ein, „aber wir werden das Modell weiterentwickeln.“ Seine Elternratskolleginnen Alexandra Melzer und Anika Hellenbach wünschen sich, dass der Automat mit Hilfe von Sponsoren demnächst in Serie gehen und an etlichen Kindergärten, Schulen und weiteren Orten aufgestellt werden kann. Denkbar ist Bleike zufolge auch der Einsatz als Müllsammel-Automat.

Bleikes Fantomat wird übrigens mit einer Rundum-Ausstattung betrieben. An einer Seite des Kastens kann eine Fotowand mit vorbildhaften Bildern von Kindern beim Müllsammeln oder anderen Umwelt-Aktionen gestaltet werden. Das bietet Raum fürs Teilen positiver Erfahrungen und die Kleinen lernten die Vorzüge des Verzichts aufs Auto, der Mülltrennung zuhause oder umweltbewussten Einkaufs kennen.

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Auf einer anderen Seite des Apparats wird mit kindgerechten Schaubildern auf die Folgen einer Vermüllung der Weltmeere hingewiesen und auf der dritten Seite gibt es Infotafeln zu aktuellen oder geplanten Umweltaktivitäten der Kindertagesstätte. Während der Fantomat schon kleine Kinder mit Müllvermeidung und Umweltschutz vertraut machen soll, stellt sich Heiko Bleike für Jugendliche andere, zeitgemäße und interessensgerechte Aufrufe vor. Seinen Freund Anderson Lucoqui, der als Fußballprofi für Mainz 05 spielt und sich auch als Rapper einen Namen gemacht hat, konnte er für die Idee gewinnen, einen aufrüttelnden Song zuschreiben und einzuspielen.

"Die Erde, sie weint"

„Die Erde, sie weint“ ist der Titel von Luco, der demnächst über einen QR-Code am Automaten und an Orten, wo sich Jugendliche treffen, abgerufen werden kann. „Wir wollen den Jugendliche zeigen, dass es schließlich ihre Welt ist, die sie in Gefahr bringen, wenn sie beispielsweise ihren Müll achtlos fallen lassen“, erklärt Bleike.

Das Fantomat-Projekt sei bei zahlreichen Menschen, die bisher davon erfahren haben, auf reges Interesse gestoßen, haben Bleike und Lemaire festgestellt. Das ermutigt sie zu immer neuen Ideen. Wie wäre es zum Beispiel, wenn auf Schloß Wahn ein Video entstünde, bei dem ein Chor für den Umweltschutz singt? Bleike, der als Hausmeister am Schloss tätig ist, wirbt dafür gerade bei der Universität zu Köln, deren Theaterwissenschaftliche Sammlung dort beheimatet ist, und sieht sich auf einem guten Weg. „Das Wichtigste ist, einfach anzufangen“, sagt er und freut sich auf Mitstreiter, die sich per Mail melden können. Bleibe hat dabei die Zukunft für seinen Sohn Joel, dessen Kita-Freunde und Kinder weltweit im Blick.

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