Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Besuch bei Kölner WeltmarktführerOB-Kandidat Greitemann will mehr Flächen für die Wirtschaft ausweisen

4 min
Markus Greitemann (links), Kandidat der CDU für das Amt des Oberbürgermeisters in Köln, besucht die Firma Igus und deren Geschäftsführer Frank Blase.

Markus Greitemann (links), Kandidat der CDU für das Amt des Oberbürgermeisters in Köln, besucht die Firma Igus und deren Geschäftsführer Frank Blase.

In der letzten Wahlkampfwoche hat OB-Kandidat Markus Greitemann (CDU) den Kölner Kunststoffspeizialisten Igus besucht.

Wenn Frank Blase, Geschäftsführer des Kölner Kunststoffspezialisten Igus, an diesem Montagmorgen über die Kölner Stadtverwaltung spricht, findet er viele lobende Worte – kann sich gleichzeitig aber auch ziemlich aufregen. Den für Igus zuständigen Mitarbeiter im früheren städtischen Amt für Wirtschaftsförderung lobt Blase mehrfach für seine Hilfe, für seine Ideen, für seine Unterstützung.

Doch wenn es um die Dauer für die Baugenehmigung für eine kleine Zelthalle auf dem Werksgelände geht, wechselt Blase die Tonalität. „Wir wollten wachsen. Aber das hat neun Monate mit der Genehmigung gedauert.“ Wahnsinnig habe ihn das gemacht, das Grünflächenamt kommt dabei nicht sonderlich gut weg.

Weltmarktführer aus Köln

Neben ihm steht Markus Greitemann, seit 2018 Baudezernent in Köln und seit Anfang des Jahres Oberbürgermeisterkandidat der Kölner CDU. Es ist der Montag der letzten Woche vor der Kommunalwahl am Sonntag. Endspurt für die Ratskandidaten und die Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters: Markus Greitemann hat sich entschieden, mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ Igus zu besuchen.

Igus ist 1964 gegründet worden, Blase ist der Sohn der Gründer. Das Unternehmen ist laut eigener Aussage Weltmarktführer in seinem Bereich, es produziert Produkte aus schmierfreien Kunststoffen wie unter anderem Energieketten, Kabel, Gewindetechnik oder Roboter. In einen belgischen Freizeitpark beispielsweise hat Igus ein Drehmodul geliefert, damit die Fahrgäste sicher aus der Wasserbahn aussteigen können.

Greitemann startet in letzte Wahlkampfwoche

Der Umsatz beträgt 1,1 Milliarden Euro jährlich, 5215 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt Igus. Das Werk steht am Autobahnkreuz Lind der Autobahn 59, rund 22 Kilometer entfernt vom Dom. Es befindet sich damit gerade eben noch so auf Kölner Stadtgebiet, ein paar Meter weiter beginnt Troisdorf.

Bei solchen Besuchen geht es für Politiker wie Greitemann darum, Verbundenheit mit der Industrie zu zeigen, zu zeigen, was einem als Oberbürgermeister wichtig wäre. Beim Rundgang mit den Geschäftsführern Blase und Thilo Schultes sagt Greitemann über Igus: „So etwas ist ein Beispiel für Zukunftsbranchen.“

Er kennt das Lamento der Betriebe, das Frank Blase beschreibt, wenn er über die Dauer für die Baugenehmigung spricht. Greitemann ist formal für die Erteilung und das Versenden der Baugenehmigungen zuständig, Probleme gehen also mit ihm nach Hause. Das weiß Greitemann, er weist aber darauf hin, dass an einer Baugenehmigung fünf Dezernate und 21 Ämter beteiligt sind.

Greitemanns Vorstellungen als OB

Auch Blase hat sich gefragt, ob ein OB Greitemann das Dickicht an Verordnungen aufdröseln kann. In China beispielsweise baut Igus aktuell ein großes Werk, sechs Monate habe es gedauert, bis die Genehmigung vorlag, in 16 Monaten soll der Bau laut Blase stehen. „Es tut uns in der Seele weh, dass wir anderswo dieses Tempo sehen.“

Greitemann sagt: „Ich werde oft gefragt, warum ich es mir zutraue, es besser zu machen? Man kann als Oberbürgermeister Prioritäten setzen – und das würde ich auch tun. Ich bin jetzt einer von neun, dann wäre ich der Oberste, der die Leitlinien vorgibt – mit allen Schwierigkeiten, die darin stecken.“

Es ist die Argumentation Greitemanns und der CDU, wenn ihm Wählerinnen oder Wähler oder die anderen Parteien vorwerfen, er bekleide doch seit 2018 eine verantwortliche Position in der Stadtverwaltung.

Ich glaube, ein Unternehmer kommt damit klar, wenn er eine verbindliche Aussage bekommt. Er kommt damit klar, wenn er ein klares Ja erhält oder ein klares Nein.
Markus Greitemann

Am Montag betont er, dass es wichtig für die Bürgerinnen und Bürger sei, realistisch zu sein. Er werde dicke Bretter bohren müssen.

Er will, dass Baugenehmigungen wie bei Igus schneller gehen, dafür Zielkonflikte von vorneherein auflösen. „Wir müssen verbindlich gegenüber den Unternehmen auftreten. Ich glaube, ein Unternehmer kommt damit klar, wenn er eine verbindliche Aussage bekommt. Er kommt damit klar, wenn er ein klares Ja erhält oder ein klares Nein.“

In der Industrie tätig gewesen

Beim Rundgang durch das Werk fühlt Greitemann sich spürbar wohl, er hat ab 1995 ja 15 Jahre das Gebäudemanagement der Viega GmbH in seiner Heimat Attendorn verantwortet. Fabrikhallen sind ihm also alles andere als fremd. Mehrfach erzählt er Episoden aus dieser Zeit.

Im Laufe des Vormittags sagt Greitemann über seine Ziele für die Wirtschaft, sollte er OB werden: „Köln hat zu wenig Flächen für die Wirtschaft ausgewiesen, damit bin ich nicht zufrieden.“ Er sagt, er will die Vergabe von Grundstücken verschlanken.

Mehr Durchgriffsrechte für Wirtschaftsförderung denkbar

Und er will die Durchgriffsrechte der Wirtschaftsförderung GmbH in die Verwaltung stärken, damit sie schneller an Informationen kommt. Das dürfte auch Blase freuen, der Mitglied des Beirats der Wirtschaftsförderung ist.

Die neue GmbH ist eines der Lieblingsprojekte der Kölner CDU aus der vergangenen Ratsperiode bis 2020 gewesen, als das Amt der Wirtschaftsförderung zur GmbH wurde, mittlerweile ist Stadtentwicklungsdezernent Andree Haack (CDU) nebenamtlicher Geschäftsführer.

Am Ende des Rundgangs wünscht Blase Greitemann viel Glück. Für den OB-Kandidaten geht es in die finale Phase des Wahlkampfs, bis am Sonntag feststeht, wer Kölns neuer Oberbürgermeister oder neue Oberbürgermeisterin wird. Oder ob es dafür eine Stichwahl braucht.