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100 KilometerHelmut Urbach läuft vor 50 Jahren Weltbestzeit in Italien

Lesezeit 3 Minuten
Die Trophäe aus Hawaii, die Helmut Urbach nach Disqualifikation, zurückschicken sollte. Der Läufer aus Porz hatte beim Marathon in Honolulu den Sponsor auf der Startnummer weggeknickt, weil die Größe ihn gestört hatte.

Fotos zu Helmut Urbach

6 Stunden 40 Minuten und 3 Sekunden so schnell war die Porzer Lauflegende Helmut Urbach vor 50 Jahren in Italien unterwegs: Weltbestzeit.

Die italienische Zeitung war voll des Lobes. „Der beeindruckende Helmut Urbach“, so titelte sie nach dem Lauf von Florenz nach Faenza. Den hatte Urbach vor 50 Jahren in Rekordzeit absolviert. 6 Stunden 40 Minuten und 3 Sekunden brauchte er, um 100 Kilometer zu laufen. Weltbestzeit damals. Schneller ist die Langlauflegende aus Porz diese Strecke nicht mehr gelaufen.

Schnitzel und Kölsch vor dem Lauf

Er sei verspätet gestartet, weil er angehalten hatte, um Postkarten zu verschicken, schrieb die italienische Zeitung damals. „Daran kann ich mich gar nicht so erinnern“, sagt Urbach, der in ein paar Wochen 83 Jahre alt wird. Zuzutrauen wäre es ihm, denn Urbach war als Läufer schon immer irgendwie anders. Essens- und Laufpläne – Fehlanzeige. Bei Helmut Urbach durften es auch mal ein Schnitzel und ein paar Kölsch sein. Oder ein 100-Kilometer-Lauf. So wie es Helmut Urbach vor seine Fabelzeit getan hat. Denn drei Wochen zuvor lief Urbach von Turin nach St. Vincent als Gesamtsieger ins Ziel.

Letzteres hätte Urbach bei dem Lauf vor fast genau 50 Jahren gebrauchen können. Denn: Es waren 30 Grad damals. Gut kann sich Helmut Urbach an die Atmosphäre damals erinnern. „Die Autos haben angehalten und uns Läufern zugejubelt“, sagt er. Absperrungen wie bei den heutigen Läufen gab es damals noch nicht. Seine verstorbene Frau Ingeborg war damals mit dabei. Ein Foto aus alten Tagen zeigt, wie sie mit der Ente – noch mit GL-Kennzeichen, wie es damals in Porz üblich war – ihrem Mann den Berg hinauf folgte. Über 900 Höhenmeter galt es damals zu überwinden. Auf dem Marktplatz in Faenza sei die Stimmung groß gewesen. „Als ich dann noch auf dem Podest einen Purzelbaum gemacht habe, gab es Sonderapplaus.“ Eigentlich war der Lauf 107 Kilometer lang. Doch bei der 100-Kilometermarke wurde zwischengestoppt. „Den Lauf gibt es heute noch“, sagt Helmut Urbach.

Der 82-Jährige hat in seiner aktiven Zeit schon viele Kurioses erlebt. Da gab es Konkurrenten, die zwischendurch mal aufs Rad stiegen, oder die Zwillinge in Italien, die sich die Strecke geteilt hatten. „Ihre unterschiedlichen Socken haben sie schließlich verraten“, sagt Urbach.

Läufe auf der ganzen Welt

Zum Laufsport ist Helmut Urbach durch Zufall gekommen. Beim Sportfest der Katholischen Jugend auf den Poller Wiesen fehlte ein Läufer für die 3000 und 800 Meter. Urbach war damals 18 Jahre, sprang ein und gewann beide Rennen. Das Laufen hatte ihn gepackt und nicht mehr losgelassen. Seitdem hat Helmut Urbach auf der ganzen Welt Läufe absolviert: in Boston, Alaska und Hawaii oder in Puerto Rico, wo er eigentlich im Urlaub war, spontan mitlief – und gewann. Beim Honolulu-Marathon auf Hawaii hatte Urbach in der Seniorenklasse gewonnen.

Den dazugehörigen Pokal sollte er eigentlich zurückgeben. Urbach war  nachträglich disqualifiziert worden. „Ich habe bei der Startnummer den Sponsor abgeknickt gehabt.“ Die Größe der Startnummer habe ihn gestört. Vier Monate nach dem Lauf bekam Urbach Post aus Hawaii mit der entsprechenden Aufforderung, den Pokal mit dem Lava-Stein zurückzusenden. Noch heute steht er bei ihm zu Hause im Wohnzimmer.

43 Jahre lang war der GSV Porz sein Heimatverein. Vor einigen Jahren kam es zum Bruch mit dem damaligen Vorstand. Die Langläufer um Urbach gründeten mit dem LSV-Porz einen eigenen Verein. Mit dem veranstaltet Urbach immer noch mehrere Läufe im Jahr. Der nächste findet am Samstag, 28. Juni, statt. Der Sommerlauf rund um Gut Leidenhausen findet mittlerweile auch zum 35. Mal statt. Eine Anmeldung ist online möglich.

www.helmuturbach.de