Kölsch-Imperium in Zündorf begründet„Rechtsrheinisches Köln“ – Geschichten über Kölner Brauereien

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Das Haus Boullé, damals an der Gütergasse neben der heutigen Klosterkapelle gelegen, in schwarz-weiß und mit einer Person vor der Tür.

Das Rechtsrheinische Jahrbuch widmet sich den Wurzeln der Früh-Brauerei und der Eingemeindung.

Das neuste Jahrbuch „Rechtsrheinisches Köln“ gibt Einblicke in Kölns Braugeschäfte – unter anderem die Immendorf’sche Brauerei.

Ein Kölsch-Imperium, das einst in Zündorf seinen Anfang nahm und dessen Erbe bis heute in der Welt der großen Kölner Brauereien wirksam ist, hat auch an seinem Ursprungsort Spuren hinterlassen. In der jüngsten Ausgabe des Jahrbuchs „Rechtsrheinisches Köln“ für Geschichte und Landeskunde hat Henning Schützendorf seine Forschungen zur Immendorf’schen Brauerei zu Papier gebracht.

Was der aus Langel gebürtige Jacob Immendorf gegründet und aufgebaut hat, nahm demzufolge erheblichen Einfluss auf das Gesamtkölner Braugeschäft. Schützendorf zeichnet in seiner Arbeit nach, welche Bedeutung das Bierbrauen in Deutschland über die Jahrhunderte gehabt hat und welch großen gesellschaftlichen und politischen Einfluss viele Brauer und ihre Zünfte hatten.

Es nahm seinen Anfang mit Jacob Immendorf in Köln

Er verfolgt den Lebensweg Jacob Immendorfs, der verheiratet mit der Zündorferin Adelheid, einer geborenen Früh, war. Als Geschäftsmann schon in relativ jungen Jahren sehr erfolgreich, kaufte der 1822 geborene Jacob Immendorf 1849 ein Haus samt Grundstück an der Gütergasse neben der heutigen Klosterkapelle und ließ dort eine Brauerei samt Keller einrichten.

Das Haus, das zuvor der wohlhabenden Handelsfamilie Boullé gehört hatte, war 1761 von keinem Geringeren als dem Baumeister Johann Georg Leydel entworfen worden, der unter anderem auch das Wahner Schloss geplant hat. „Boullés Haus gilt als einer der wichtigsten Bürgerhausbauten“, schreibt Schützendorf über das imposante Zündorfer Gebäude.

Innovative Zeiten der Immendorf’schen Brauerei

Immendorfs Brauerei lief sehr gut, so dass er nach dem Bau eines ersten Eiskellers gegen seinem Haus schon 1874 ein sehr großes zusätzliches Areal zum Bau eines weiteren Bier- und Eiskellers erwarb. In den Eiskellern wurde im Winter Eis vom Rhein eingelagert, um auch im Sommer das Bier kühlen zu können. 1884 machte sich Immendorf vom Rhein-Eis unabhängig, indem er eine mit Dampfkraft betriebene Eismaschine anschaffte. Aus dieser Zeit stamm Schützendorf zufolge die in Zündorf bekannte Bezeichnung „Dampf-Brauerei“.

Wie aus der Familie von Jacob Immendorfs Ehefrau weitere Verbandelungen mit Brauerfamilien entstanden, was später zur Gründung des „Kölner Hofbräuhaus Früh“ führte, hat der Autor aufgrund zahlreicher Quellen und Erinnerungen von Zeitzeugen nachvollzogen. So berichtet Theo Steinringer, langjähriger Zündorfer Ortsringsvorsitzender, von seinem Urgroßvater, der als Bierkutscher für die Immendorf’sche Brauerei tätig war.

Zusammenlegung mehrerer Kölner Brauereien

Steinringer selbst hat als Kind noch in den alten Brauereikellern gespielt. Heute werden nur noch Reste davon von der Getränkefirma Walter genutzt. Die weiteren Keller-Abschnitte sind aus Sicherheitsgründen schon lange nicht mehr begehbar. An den ausgedehnten Familienbesitz erinnert noch das Teehaus an der Groov, auf dessen Dach die Familie Immendorf den Nachmittagsimbiss mit Blick auf den alten Rheinarm einnehmen konnte.

Das Cover des Jahrbuchs „Rechtsrheinisches Köln“.

Das Jahrbuch Rechtsrheinisches Köln im Band 47.

Der Sohn des Brauereigründes, Peter Immendorf, führte das Unternehmen nach dem Tod des Vaters und verband die inzwischen in Hubertusbrauerei umbenannte Firma mit weiteren Kölner Brauereien. Wie die Gesellschaften sich immer enger zusammenschlossen, unter anderem wegen der schlechten Wirtschaftslage nach dem Ersten Weltkrieg, zeichnet der Autor auch grafisch nach.

Porzer Ausgemeindungsversuch und Stadtentwicklung in Mülheim

Von Henning Schützendorf stammt zudem ein weiterer Aufsatz im aktuellen Jahrbuch. Er widmet sich den Ausgemeindungsbemühungen von Porz, die noch Jahre nach der Kommunalreform von 1975 zu lebhaften Auseinandersetzungen führten. Anhand von Berichten und einer zum Teil mit harten Bandagen geführten Leserbriefschlacht im „Kölner Stadt-Anzeiger“, Ausgabe Porz, erinnert Schützendorf an diese Zeit. Die Bemühungen der Aktion selbstständiges Porz (ASP), die auch im Kettwiger Kreis weiterer ausgemeindungswilliger Kommunen des Landes engagiert war, sind ein spannendes Stück Zeitgeschichte.

Das Jahrbuch wird vom bergischen Geschichtsverein und dem Geschichtsverein rechtsrheinisches Köln gemeinsam herausgegeben. Es enthält zudem eine ausführliche Darstellung zur Stadtentwicklung in Mülheim, die den Zeitabschnitt in den Jahren von 1940-1980 umfasst. Welche Pläne zum Wiederaufbau nach dem Krieg es gab, wie sich die Stadtentwicklung auf die Wirtschaft oder auf die Bevölkerungsentwicklung auswirkte, welche Besonderheiten es für einzelne Mülheimer Viertel gab und wie eng der heutige Zustand des Stadtbezirks mit damaligen Planungen zusammenhängt, hat Ludger Reiberg erforscht und detailkundig dargelegt.

Rechtsrheinische Geschichte aus Köln-Deutz

Ein weiterer Rückblick in die rechtsrheinische Geschichte befasst sich mit dem Windthorstbund Deutz in den Jahren von 1903 bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges. Der nach dem Essener Zentrums-Parlamentarier Ludwig Windthorst benannte Bund verfolgte deutschlandweit die Absicht, „junge katholische Männer zusammenzuführen und für die Parteiarbeit zu gewinnen“, schreibt Autor Everhard Kleinertz in seinem Aufsatz. Dazu gehörte ein umfassen Bildungsangebot in gesellschaftlichen, religiösen und politischen Themenstellungen. Kleinertz schildert den Aufbau und die Arbeit der Deutzer Sektion und gewährt lesenswerte Einblicke in das damalige Bildungsprogramm.

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