Veedelszöch in Köln-PorzStrahlende Gesichter, gute Laune und tolle Ideen

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wahn

Schüler der Kopernikusschule im Porzer Rosensonntagszug

Zündorf

Kleine Zündorfer Quallen

Kleine Zündorfer Quallen

Quallenalarm kann ein Vergnügen sein – wenn es sich um die Invasion von kunterbunten „Nesseldiere“ handelt, die Schüler, Lehrer und Eltern der Grundschule Schmittgasse beim ersten Zündorfer Veilchendienstagzug verkörperten. Mehr als 800 Teilnehmer, davon viele Kinder, zogen auf Initiative von Ex-Prinz Norbert Schäfer durch die Straßen am Rand der Groov, eine große Zuschauerschar freute sich an Kostümen, bunten Wagen und Musik. Der echt hausgemachte Veedelszug sprach Familien, Vereine und einige Karnevalsgesellschaften an. Zur abschließenden Nubbelverbrennung, die kindertauglich schon vor acht Uhr begann, war der frühere Porzer Bezirksbürgermeister Hans-Gerd Ervens als „Pastur“ verpflichtet worden. (bl)

Langel 

Die Langeler Sonnen strahlen auch bei bedecktem Himmel.

Die Langeler Sonnen strahlen auch bei bedecktem Himmel.

Wenn sich Hauptkommissar Conny Hoffmann am Aschermittwoch um elf Uhr elf „auskleidet“, hat er seine Karriere mit einer seiner Lieblingsveranstaltungen beendet: „Der Zug in Langel ist der schönste Zug für Kinder in ganz Köln,“ schwärmt er. „Hier ist die Welt noch in Ordnung und die Kinder können mit Ruhe und viel Spaß Kamelle fangen.“ Er hinterlässt seinem Polizei-Kollegen Thorsten Attemeier somit kein allzu schweres Erbe als „Dorfsheriff“.

Alles zum Thema Musik

Zunächst aber übernimmt Zugleiter Marco Geister von der K.G. Rut-Wiess Löstige Langeler das Regiment. Mit insgesamt fünfzehn Gruppen betreut er imposante 383 Zugteilnehmer und freut sich über jeden einzelnen von ihnen.

Eine ganz persönliche Note ist bei den Langelern Usus und ein Neuzugang wie die „Langeler Sonnen“ wird herzlich in die Mitte der aktiven Karnevalisten aufgenommen. Als „spontane Aktion“, die bei der Sessionseröffnung in der Langeler Mehrzweckhalle entstand, haben sich zehn jecke Dorfbewohner kurzerhand in Sonnen verwandelt, „weil“, wie Annemie Konrad verrät, „in Langel immer de Sonn schön sching“.

„Bei den Langeler Strandratten findet sich jedes Jahr ein lockerer Haufen bunt zusammengewürfelter Leute ein“, erläutert Thomas Kern die Gruppe um den unbeliebten Nager. Bedrohliches sucht man bei ihnen allerdings umsonst.

Conny Hoffmann ist sich jedenfalls sicher, dass er dem Langeler Zug auch nach seiner Amtszeit treubleiben wird – dank seiner vier Enkelchen, denen er diesen besonderen Zug auf keinen Fall vorenthalten will. (cm)

Poll

erdbeeren

Mit eindeutiger Farbgebung: Der SPD Ortsverein Poll als „Ruude Tomate“ im Zug.

„Der Zug in Poll“, meint Peter Bergs, „ist das ultimative Heimspiel.“ Für den Präsidenten der Poller Böschräuber, der in diesem Jahr sein 25-jähriges Dienstjubiläum feiert, geht es auf der viereinhalb Kilometer langen Zugstrecke zu, wie bei einem Familienfest. „An jedem Haus, an dem man vorbei kommt, gibt es ein Schnäpschen!“ Dabei legt der 1976 gegründete Verein Wert auf Vielseitigkeit, beherbergt Räuber aller Herren Länder – mal afrikanisch, mal australisch inspiriert. „Fantasie ist bei uns Trumpf, aber jeder so wie er will.“

Auch der Poller Bürgerverein hat lauter wilde Gestalten im Sortiment, individuelle Kostümgestaltung steht im Vordergrund. „Wir leben hier Integration“, erzählt Ute Ahn, Vorsitzende des Vereins und der IG Poller Zoch. „Wir sind stolz auf die gute Integration“, fährt sie empathisch fort und kann konkret auf die Teilnahme der 45 Drachen der Sozial-Betriebe-Köln verweisen. „Es gibt ja überhaupt keinen Grund, warum Menschen mit Einschränkungen nicht an einem Karnevalszug teilnehmen sollen.“ Für Nadine Müller, Betreuerin beim SBK, haben sich durch die Inklusion neue Möglichkeiten aufgetan sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Zu den hübschen Drachenkostümen hat sie das Drachenbootrennen am Tag der Inklusion inspiriert. Dass dem Zugtier für ihren Wagen heute die Flügel fehlen, fällt bei der ausgelassenen Freude nur Eingeweihten auf.

drachen

Wunderschön anzusehen: Die Drachen vom SBK

Der jecke Zoch kommt mit seinen 25 Gruppen auf etwa 2000 Meter Gesamtlänge. Ein Großteil der gut gelaunten Schar wird vom Nachwuchs gestellt. Mit der Kita St. Josef, dem Kinderparadies Müllergasse und der Kita Alexianer Pänz ist der karnevalistische Nachwuchs garantiert, die Kita Alexianer Pänz ist mit 157 Teilnehmern die größte Gruppe beim Poller Zoch. Mit ihrem Motto „mer bruche keiner – keiner, dä uns sät, wie mer »Kölsch« schwade deit“ greifen sie das Sessionsmotto „Uns Sproch is Heimat“ auf.

Der Bürgergarten ist in diesem Jahr erstmals im Zug dabei und verspricht „ne Obstkorb für Poll“. Die Pollogne Singers gehen mit blumenumrankten Perücken als „Poller Blüten“ und der SPD Ortverein erfreut als „Ruude Tomate“ die Zuschauer am Wegesrand. (cm)

Ensen-Westhoven

Als lachende, verliebte und grinsende Gesichter waren die Kinder der Offenen Ganztagsschule unterwegs.

Als lachende, verliebte und grinsende Gesichter waren die Kinder der Offenen Ganztagsschule unterwegs.

Das grelle Gelb der Emoji-Kostüme der Offenen Ganztagsschule beeindruckte die Zuschauer des Ensen-Westhovener Veedelszochs. 130 Menschen liefen in diesem Jahr in der Gruppe mit und stellten so einen neuen Rekord auf. „Es werden jedes Jahr mehr und mehr“, sagte die Koordinatorin der Offenen Ganztagsschule Brigitte Coellen. Sie und ihre Kollegen hatten mit den Kindern dieKostüme mit den grinsenden und verliebten Gesichtern gebastelt. Auch Kamelle durften nicht fehlen. 300 Säcke mit Mäusespeck, Brezeln und Gummibären warteten darauf, an die Pänz verteilt zu werden.

Die Pänz – die kommen in Ensen-Westhoven nicht zu kurz. „Die Kinder stehen immer im Vordergrund“, sagte die Zugleiterin Stephanie Wiedenau. Sie hatte sich in diesem Jahr traditionell als Wikingerin verkleidet, wie auch die restlichen Mitglieder der Fußgruppe Insener Wikinger. Schon im Kinderwagen sei Wiedenau mitgelaufen – oder eher mitgerollt. Seitdem hat sich an ihrer Begeisterung für den Karneval nichts geändert. „Es ist schon sehr viel Arbeit, der Spaß geht aber nie verloren“, erzählte sie.

Insgesamt 19 Gruppen beteiligten sich in diesem Jahr an dem Umzug durch den Doppelort. Dabei sorgten drei Korps für die passende Musik. Die Kindertanzgruppe der KG Närrischer Laurentius feierte ihr 20-jähriges Bestehen. Zum ersten Mal dabei waren die Schmuddelkinder, die aus einem Förderverein für kindliche Entwicklung hervorgegangen sind. In bunten Vogelkostümen liefen sie durch die Straßen.

Eine traurige Nachricht hatte Wiedenau allerdings auch zu verkünden: Der Brauchtumsverein Wesshovver Jonge un Mädche nahm nicht mehr am Veedelszoch teil. Er hatte sich Ende des vergangenen Jahres aufgelöst. „Wir finden das sehr schade“, bedauerte Wiedenau. Für viele Karnevalsvereine sei es schwer, genügend Nachwuchs zu finden. Das sieht auch Norbert Schmitz von den Ensen-Westhovener Chaoten so: „Unsere Enkel und Kinder wohnen schon gar nicht mehr in Köln und kommen nur für den Karneval her.“ Seiner Meinung nach gehe mit dem ältesten Karnevalsverein des Veedels ein Stück Brauchtum verloren. (von Lisa Oder)

Wahn

„Elvira“ schritt als Großfigur dem pinkfarbenen Herrenballett im Wahner Zoch vorweg und kritisierte die Wegwerf-Kultur.

„Elvira“ schritt als Großfigur dem pinkfarbenen Herrenballett im Wahner Zoch vorweg und kritisierte die Wegwerf-Kultur.

Dermaßen viele Schiffe sind am Rand der Heide nur im Karneval zu sehen – liegt Wahn doch bekanntlich nicht unmittelbar am Rhein. Aber beim Samstagszoch fuhr diesmal eine ganze Flotte von Narrenschiffen auf – vor allem Piraten waren unterwegs und verbreiteten Kamelle und Strüßjer statt Angst und Schrecken.

Die IG Wahner Karneval unter Vorsitz von Peter Beugen hatte mit dem Motto „Bum, bum, bum – me haue he op de Trum“ einen Trommelwirbel an tollen Kostümideen ausgelöst. Die Farben von welschem Rut-Weiß bis zu Leuchtstiftbunt bekamen auf den ersten paar Hundert Metern sogar noch Unterstützung durch Sonnenschein.

Zugleiter Günter Brands weiß genau, wie er die Festwagen und Fußgruppen dirigieren muss, damit das Tempo des Zuges stimmt. Sowohl die Zugteilnehmer, die so viel Arbeit in die Vorbereitung investiert haben, als auch die Besucher sollen ja Gelegenheit haben, bei Musik und Alaaf miteinander in Kontakt zu kommen. Brands plant in den Zugablauf stets anderthalb Dutzend künstliche Verzögerungen ein, damit das herrliche Spektakel nicht zu schnell vorbei ist.

wahner zoch

Bienen und Luftballons beim Wahner Zoch: Die Peter-Petersen-Schule demonstrierte gegen das Bienensterben.

Und wer glänzte da? Die Peter-Petersen-Schule, die ihr Engagement gegen das Bienensterben mit in den Karneval übernommen hat und als gelb-schwarze Wolke durch die Straßen summte. Der Schäl-Sick-Klüngel, der in der Porzer Klüngelstroß die Charaktere aus Sesamstraße und Muppetshow tanzen ließ. Die Porzer Zukunft, ein närrisches Völkchen in Türkis und Schwarz. Die Jecken Porzer Familien, die auf einem Bagagewagen einen Ausflug in die Politik wagten und mehr Engagement für eine fahrradfreundliche Stadt verlangten. Die große Schar der Minions, deren blau-gelbes Outfit hervorragend mit den Vereinsfarben der Spielvereinigung Grengel harmoniert. Das in Pink auftrumpfende Herrenballett Grengel, einst aus einer Väter-Aufführung an der Grundschule entstanden und inzwischen mit Damen und Herren fester Zoch-Bestandteil. Die Gruppe Nordrhein-Holstein kam in „hawaiiwahnischer“ Montur, die Jecken Leuchtraketen waren auch Stimmungskanonen und die Generation Zapfhahn in Pilotenoveralls präsentierte sich „vor dem Absturz“. Ob da die Porz-Wars-Krieger – eine Gruppe in Star Wars-Montur, noch etwas retten kann?

Live-Musik lieferten der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Langel und die Fanfaren aus dem norddeutschen Elmshorn, die gleich voll in den Fasteleer auf wahn-sinnige Art integriert wurden. Ganz selbstverständlich bindet der Wahner Karneval auch Menschen mit Behinderung und Senioren in den Zoch ein. 

Damit der Zoch nicht ganz pferdefrei war, kam ein kleines Schmölzje der Blau-Wieße Funke Wahn mit Kommandant Peter Voosen auf karussellpferdgroßen Schimmeln und Braunen daher, wobei die Pferdchen von kräftigen Funken gezogen werden mussten. So viel Einfallsreichtum machte auch vor den Zoch-Gästen nicht Halt: Familie Werner kam komplett als Bautrupp, der den Opernbau vorantreibt. Ganze Wahner Nachbarschaften hatten sich in eine Herde Zootiere, in Hänneschen-Figuren oder Sterne verwandelt.

Die meisten Gäste kamen, um friedlich zu feiern. Mit der sichtbaren Präsenz von zwei Zügen der Einsatzhundertschaft sowie des Porzer Bezirks- und Schwerpunktdienstes der Polizei und mit schnellem Eingreifen bei Schlägereien und anderen Auswüchsen sorgte die Polizei unter Leitung von Bernd Diegel dafür, dass das auch so blieb. (bl) 

Porz

Den Artikel zum Zoch in Porz finden Sie hier.

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