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Retentionsraum in Köln-WorringenLetzter Baustein gegen das Hochwasser

Lesezeit 3 Minuten

Der geplante Retentionsraum am Worringer Bruch (linker Bildrand Worringen, vorn Roggendorf/Thenhoven)

Köln – Der Schlussstein des Kölner Hochwasserschutzkonzeptes ist in greifbare Nähe gerückt – der Retentionsraum, das Wasserrückhalte-Areal in Worringen, wird Realität. 2012 hatte der Rat der Stadt dem Vorhaben zugestimmt, jahrelang war geplant und diskutiert worden. Am Freitag nun wurde in Worringen ein Informationsbüro der Stadtentwässerungsbetriebe (StEB) eröffnet. Es soll Anlaufstelle für alle sein, die Fragen zum geplanten Retentionsraum am Worringer Bruch, der gesteuerten Überflutungsfläche im Hochwasserfall, haben. Bürgermeisterin Elfi-Scho Antwerpes appellierte vor Ort: „Nutzen Sie diese Möglichkeit der Bürgerbeteiligung.“

Einschneidende Katastrophen

Auslöser waren einschneidende Katastrophen. 1993 und 1995 verursachten Hochwässer einen Schaden von 85 Millionen Euro und erschütterten Köln, seine Bürger – und das trügerische Gefühl, es würde noch immer alles gut gehen. Es ging nicht gut. Rodenkirchen soff ab, die Altstadt meldete Land unter. Es waren diese Ereignisse, die zum Umdenken führten. Am 1. Februar 1996 verabschiedete der Kölner Rat einstimmig das Hochwasserschutzkonzept. Es verbindet baulichen mit vorsorgendem Hochwasserschutz.

In den vergangenen Jahren wurden in Köln 430 Millionen Euro investiert:

Rund 60 Kilometer Deiche, Hochwasserschutzmauern und mobile Schutzwände, deren bekannteste die vor der Altstadt ist, wurden neu gebaut oder saniert.

Pumpwerke etwa in Rodenkirchen, an der Schönhauser Straße und in Niehl wurden errichtet. Sie sollen Wasser in den Rhein zurückdrücken.

Zahlreiche Schieber, die nach Bedarf das städtische Kanalnetz vom Rhein trennen, wurden installiert und verhindern, dass die fluten unterirdisch in die Stadt schwappen.

Das Fazit: Der Kölner Süden und die Altstadt sind jetzt bis zu einem Rheinpegel von 11,30 Metern geschützt, der Norden bei Worringen gar bis 11,90 Meter.

Ein wichtiger Bestandteil des Hochwasserschutzes sind die Retentionsräume, riesige Überflutungsflächen. Leitgedanke dabei: Jeder Unterlieger ist auch ein Oberlieger, jede Kommune ist also auch für die nächste Gemeinde stromab verantwortlich.

Über die sicheren Marken

Und genau hier liegt der Hase im Pfeffer. Sollte der Rhein über die jetzt sicheren Marken zu klettern drohen, können gesteuerte Retentionsflächen die Fluten aufnehmen. Das käme dann aber nicht den Menschen zu Gute, deren Grundstücke gewollt überflutet würden, sondern profitieren würden die stromab liegenden Kommunen – was in der Vergangenheit oft zu der Einstellung führte „Wasch’ mir den Pelz, aber mach’ mich nicht nass.“ Aus dieser Einstellung resultierten langwierigen Querelen zwischen den Ländern – Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg verschleppten den Bau diverser Polder.

Auch in Köln gibt und gab es Differenzen: Der Retentionsraum Porz-Langel, der 2009 in Betrieb genommen wurde und von dem die Stadt direkt profitiert, sorgte ebenso für intensive Naturschutz-Diskussionen wie der nun in Planung befindliche in Worringen. Dieses Gebiet soll frühestens bei einem Hochwasserstand von 11,70 und der Aussicht auf einen Pegel von 11,90 Metern geflutet werden. Die dadurch mögliche Absenkung des Rheinpegels um 17 Zentimeter würde zudem 14 Stunden mehr Zeit für Maßnahmen wie etwa Evakuierungen bringen – allerdings nur für die Rheinanlieger nördlich von Köln.