Rhein-Energie-StadionKölsche Bands statt Rapper Eminem

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Kein Platz mehr im Terminkalender: Das für Ende Juni geplante Konzert von Rapper Eminem auf den Kölner Jahnwiesen muss ausfallen.

Kein Platz mehr im Terminkalender: Das für Ende Juni geplante Konzert von Rapper Eminem auf den Kölner Jahnwiesen muss ausfallen.

Von guter Zusammenarbeit zwischen dem städtischen Sportamt und der Sportstätten GmbH, einer 100-prozentigen Tochter der Stadt, konnte noch nie die Rede sein. Doch jetzt nimmt der Kompetenzstreit absurde Züge an. Im Sommer, am 27. und 28. Juni, wird es auf den Vorwiesen des Rhein-Energie-Stadions zwei große Konzerte geben. Freitags tritt Xavier Naidoo auf, am Samstag werden beim kölschen Musikfest Colonia Olé (das bis 2012 am Fühlinger See beheimatet war) Brings, Höhner, Bläck Fööss und Kasalla erwartet. Vor dem Stadion, nicht drinnen.

Als Konzertveranstalter tritt das Sportamt der Stadt Köln auf, die Sportstätten GmbH, zu deren Kerngeschäft die Organisation großer Konzerte gehört, guckt in die Röhre. Doch es kommt noch besser. Weil das Sportamt die beiden Veranstaltungen an Land gezogen hatte, kann ein Konzert des US-amerikanischen Rappers Eminem auf den Jahnwiesen nicht mehr stattfinden. Es war für den Sonntag, 29. Juni, geplant. Drei Konzerte in drei Tagen sind aus Lärmschutzgründen aber nicht genehmigungsfähig.

Viele Ungereimtheiten

Alles nur ein Problem fehlender Absprachen? Sportstätten-Chef Hans Rütten sieht das anders. Er hat kein Verständnis dafür, dass das Sportamt Konzerte organisiert. „Ich kann nicht erkennen, dass das zu den Kernaufgaben eines Sportamts gehört.“ Zudem seien die Vorwiesen nach der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 aufwendig saniert und seither noch nie zu Open-Air-Konzerten genutzt worden. „Ich frage mich, wer für mögliche Schäden aufkommt.“

Nach Rüttens Angaben hat die Sportstätten GmbH bereits am 13. November 2013 beim Umweltamt angefragt, ob die Jahnwiese für Eminem genutzt werden kann. Sieben Tage später habe das Sportamt mitgeteilt, dass Xavier Naidoo auf der Vorwiese spielen werde. Auch bei der Vergabe von Colonia Olé gab es einige Ungereimtheiten. Die Sportstätten GmbH habe lange mit dem Veranstalter über die Nutzung des Stadions für das kölsche Musikfest verhandelt, dann sei „plötzlich Funkstille eingetreten“. Der Vertragsabschluss für die Vorwiesen sei für ihn völlig überraschend gekommen.

Sportdezernentin Agnes Klein hält das Vorgehen des Sportamts für unproblematisch. Das Amt sei verpflichtet, zusätzliche Einnahmen zu generieren, um Veranstaltungen wie das Rahmenprogramm zum DFB-Pokalfinale der Frauen finanzieren zu können. „Markus Krampe, der Veranstalter von Colonia Olé, hat schon im Frühjahr 2013 beim Sportamt angefragt.“ Im Gegensatz zu den anderen Veranstaltungen der Olé-Reihe, die vornehmlich mit Musikern der „Mallorca-Fraktion“ bestückt werden, sollen in Köln alle heimischen Top-Gruppen auftreten. „Das hätte nach Einschätzung von Markus Krampe die Kapazitätsgrenzen des Fühlinger Sees deutlich überschritten.“

Zudem habe die Stadt Köln nach umfangreichen Diskussionen in der Bezirksvertretung Chorweiler die Zahl der Konzerte am Fühlinger See verringern müssen. Deshalb sei Colonia Olé im vergangenen Jahr nach Bonn ausgewichen. Das Rhein-Energie-Stadion sei für ein kölsches Musikfest wegen „der Atmosphäre einer Stadionschüssel und der schwierigen Akustik nicht passend“. Das habe ihr der Veranstalter mitgeteilt. Hans Rütten wundert sich über diese Aussage ganz besonders. „Wenn Weltstars wie Phil Collins, Pink oder die Rolling Stones im Stadion spielen, müsste es für die kölschen Bands doch eigentlich auch gut genug sein.“

Kein Alternativ-Termin für Eminem

Nach Angaben der Sportdezernentin zahlen die Veranstalter von Colonia Olé und Xavier Naidoo „eine angemessene Miete für die Nutzung der Vorwiesen“. Über deren Höhe und den möglichen Gewinn für die Stadt werde man keine Angaben machen. Zudem verfüge das Sportamt über „ein größtmögliches Know-how in der Sportplatzpflege. Sollten dennoch Schäden auftreten, werden die Veranstalter hierfür im Rahmen der vertraglichen Vereinbarungen aufkommen.“

Finanziell profitieren wird die Stadt von den Konzerten unter der Regie des Sportamts wohl kaum, muss sie doch die jährlichen Verluste der Sportstätten GmbH durch einen Betriebskostenzuschuss ausgleichen. Drei Konzerte im Stadion ohne Terminkollisionen wären aus Sicht von Hans Rütten die bessere Lösung gewesen. „Jeder Cent, den wir mehr einnehmen, entlastet den Haushalt der Stadt Köln. Also auch das Sportamt.“ Man habe mit dem Management von Eminem auch über einen anderen Termin verhandelt – ohne Ergebnis. Hans Rütten: „Zum 29. Juni gab es keine Alternative.“

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