Satirischer Spaziergang durch Marienburg„Skandal, dass die wirklich Reichen in Köln bisher kein Zuhause auf Weltniveau finden“

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Ein als Miethai maskierter Demonstrant und ein Mann tragen ein Transparent, auf dem „Reiche suchen ein Zuhause“ steht.

Miethai mit Demonstranten am Südpark.

„Recht auf Stadt“ um Kalle Gerigk und die „Pappnasen Rotschwarz“ forderten bei der Demonstration die Umverteilung von Vermögen.

Wenn Satire alles darf, hat sie in Marienburg den Freibrief ausgiebig genutzt. „Hoch die internationale Rentabilität!“, skandierten 30 Demonstranten auf dem Schillingsrotter Platz. Die Wohnraumaktivisten von „Recht auf Stadt“ um Kalle Gerigk und andere „Freunde der Satire“ wie die „Pappnasen Rotschwarz“ hatten eingeladen zu der Aktion „Reiche suchen ein Zuhause“. Beide Gruppen setzen sich eigentlich unter anderem für preisgünstigen Wohnraum ein.

Gerigk erklärte den „Sinn“ dieser etwas anderen Demonstration: „Die Domstadt hinkt im Wettbewerb mit anderen Metropolen weit hinterher.“ Während Eigentumswohnungen in Paris bis 25 Millionen Euro kosteten, in London bis 170 Millionen und in New York gar über 200 Millionen Dollar, sei die bisher teuerste Kölner Wohnung, ein Penthouse im Kranhaus im Rheinauhafen, für „schlappe“ acht Millionen Euro weggegangen. „Es ist ein Skandal, dass die wirklich Reichen in Köln bisher kein Zuhause auf Weltniveau finden konnten. Das wollen wir ändern!“, sagte Gerigk.

Ein Mann in einer goldfarbenen Jacke singt, während eine Frau in weißem Kittel ein Schild zeigt, auf dem „Geldfieber“ steht.

Bei Kalle Gerigk wird ein akuter Fall von Geldfieber „diagnostiziert“.

Einige Aktivisten spielten „die Reichen“ und verbreiteten auf Pappschildern Parolen wie „Für uns reicht's, für euch nicht“, „Armut besteuern“ und „Wir verdienen was Besseres“. Kalle Gerigk sang den von ihm mitverfassten Song „Ich bin mit vollem Herzen Millionär“ und trug dazu passend ein goldfarbenes Pailletten-Sakko. Eine medizinische Fachkraft für „Reichtumskrankheiten“ diagnostizierte bei ihm sogleich ein akutes Geldfieberleiden, das durch „Profitose“ und „Privatitis“ eher noch verschlimmert wurde.

Etwas ernster wurde es bei dem Monopoly-Vortrag von Boris, der Spiel und Wirklichkeit verknüpfte. „Wenn man alle Straßen der gleichen Farbe besitzt, also sozusagen ein Veedel, steigt im Spiel die Miete. Und wer das Elektrizitätswerk und das Wasserwerk hat, profitiert auch von steigenden Einnahmen.“ Der Sinn des Monopoly-Spiels sei „nichts anderes als die Zahlungsunfähigkeit aller anderen“.

Boris forderte eine kostenlose Daseinsvorsorge. Wasser etwa und Energie soll es für alle umsonst geben. Auch der öffentliche Personennahverkehr soll nichts kosten, Fernreisen mit der Bahn sollen erschwinglich ein. Dann war es aber wieder Zeit für Satire. Gerigk hatte sich schlau gemacht. „Am Kiosk an der ehemaligen Endhaltestelle der Linie 6 kostet ein Kaffee schlappe 2,40 Euro. Wie soll sich ein Reicher da wohlfühlen?“ Und an der Lindenallee koste eine Villa lediglich 3,5 Millionen Euro. „Wie stehen wir vor der Welt da? Wir müssen uns doch schämen für unsere Stadt.“

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