Biologe macht den Zecken-CheckWie groß ist die Zeckenbelastung in Köln?

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Martin Komorek im Portrait.

Der Biologe Martin Komorek.

Beim „Zecken-Check“ war der Biologe Martin Komorek an der Rodenkirchener Riviera unterwegs. 

Wegen seiner weißen Fahne, mit der Martin Komorek momentan durch die Deutschen Parks, Wälder und Spielplätze marschiert, wurde er auch schon mit einem Friedensaktivisten verwechselt. Doch mit einer politischen Demonstration hat das, was der Biologe am Mittwochnachmittag am Kölner Rheinufer gemacht hat, nichts zu tun.

Martin Komorek ist Zeckenexperte und Geschäftsführer von Tickradar, einem Unternehmen, das sich auf Forschungsarbeiten zu Zecken spezialisiert hat. Im Auftrag der PR-Agentur pcw, die für das Pharmaunternehmen Pfizer eine Aufklärungskampagne organisiert, macht Komorek den „Zecken-Check.“ In zehn deutschen Städten testet er, wie hoch dort die Zeckenbelastung ist. In einem standardisierten Verfahren streift Komorek mit seiner Fahne über die Wiesen und Waldböden des Landes. „Der gemeine Holzbock, die weitverbreitetste Zeckenart in Deutschland, ist ein sehr faules Tier. Streicht man über den Boden und erwischt eine Zecke, bleibt sie einfach hängen – und ist durch die weiße Farbe der Fahne dann für mich schnell zu erkennen“, erklärt er sein Vorgehen.

FSME bisher keine große Gefahr in Köln

Am Mittwoch war Komorek mit seiner Fahne an der Rodenkirchener Riviera unterwegs. Die gute Nachricht: In Köln entdeckte er nur eine einzige Zecke, eine beruhigende Bilanz. „An naturnahen Badeseen habe ich andernorts schonmal 20 bis 30 Zecken gefunden.“

Der sandige Boden vor Ort, vor allem aber die Trockenheit in den letzten Wochen böten schwierige Bedingungen für die Blutsauger. Die Zeckenlage im Rheinland schätzt Komorek deshalb als vergleichsweise entspannt ein.

Eine Zecke auf einem weißen Tuch neben einem Finger.

Treffer: Eine Zecke hat Martin Komorek auf seiner Suche in Köln gefunden.

Auch, weil Köln bisher kein Risikogebiet für die die gefährliche Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist. Die Krankheit kann durch Zecken übertragen werden. Meist verläuft sie zwar harmlos, sie kann aber auch zu schwerwiegenden Entzündungen des Gehirns, des Rückenmarks oder der Hirnhäute führen.

Doch: Das Risikogebiet weite sich aus. Das RKI listet alle Regionen, in denen Zecken FSME übertragen können. „Vor dreißig Jahren waren ausschließlich Bayern und Baden-Württemberg betroffen“, sagt Komorek. Mittlerweile sind auch Regionen in nördlicheren Bundesländern wie Hessen und Brandenburg betroffen. Im vergangenen Jahr wurde mit Solingen die erste Stadt in Nordrhein-Westfalen zum FSME-Risikogebiet erklärt.

Für Kölnerinnen und Kölner sei aktuell eine Infektion mit Borreliose die größere Gefahr, in dessen Folge etwa Gelenkschmerzen oder chronische Entzündungen drohen. Im schlimmsten Fall kann die Krankheit auch Herzerkrankungen hervorrufen. „Das passiert aber nicht bei jedem Stich einer infizierten Zecke und meist erst, wenn die Zecke die Chance hat, sich länger am Wirt festzusaugen“, merkt Komorek an.

Umso wichtige sei Vorsorge. Komorek rät, den eigenen Körper nach Aufenthalten im Freien regelmäßig nach Zeckenbissen zu untersuchen. Auch eine Impfung gegen FSME sei in vielen Fällen ratsam: „Wenn Sie einen Wanderurlaub im bayerischen Wald oder in Österreich planen, dann ist eine Impfung empfehlenswert.“ Die Kosten übernimmt in diesem Fall auch die Krankenkasse.

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