Satirischer WochenrückblickKölle, Europas Hauptstadt der Narren

Ein Kommentar von
Lesezeit 2 Minuten
Das neue Kölner Dreigestirn beim Einzug in die Hofburg

Das neue Kölner Dreigestirn beim Einzug in die Hofburg

Warum die Kölner Narren einen europäischen Ehrentitel auch als gezielte Prinzenprovokation empfinden könnten.

Unverzeihlich, dass uns diese großartige Auszeichnung durchgegangen ist. Seit Freitag haben wir nicht nur ein neues Dreigestirn. Nein! Köln darf sich hochoffiziell Närrische Europäische Kulturstadt 2024 nennen. Das ist ein Ehrentitel, den uns die NEG für die großen Verdienste ums Brauchtum verliehen hat.

Wie? NEG. Nie gehört? Dabei handelt es sich keineswegs um die Interessengemeinschaft der Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln, deren Wurfmaterial bald wieder tonnenweise auf unseren Straßen landen wird und die sich für die Großabnahme ihrer Produkte mal erkenntlich zeigen wollte.

Skandal um Karnevalsgesellschaft Alt-Köllen

Nein. Das Festkomitee Kölner Karneval von 1823 ist unbestechlich. Es kauft Kamelle, keine Titel. Zum Empfang im Rathaus am Sonntag, der etwas kleiner ausfallen wird als die Proklamation im Gürzenich, kommt eine Abordnung der Närrischen Europäischen Gemeinschaft. Aus Aachen! Mit ihrer Präsidentin und wird selbstverständlich freundlich begrüßt. Von der zweiten Garnitur. Die Oberbürgermeisterin hat etwas anderes vor, und das Dreigestirn mit seinen 400 Terminen kann sowieso nicht.

Alles zum Thema Kölner Dreigestirn

Es muss zur Volksproklamation ins Festzelt der Karnevalsgesellschaft Alt-Köllen auf den Neumarkt, bei der es wegen der Veruntreuung von Geldern derart drunter und drüber geht, dass der Elferrat erwogen haben soll, auf einem Hochstapler mit Krisenstäben ins Zelt einzuziehen und dabei den Klassiker von Jupp Schmitz zu schmettern: Wer soll das bezahlen?

Dass die NEG im Rathaus überhaupt empfangen wird, ist nur der sprichwörtlichen Toleranz der kölschen Jecken zu verdanken, erdreistet sie sich doch, in ihrer Vereinssatzung alle Spielarten des Brauchtums gleichrangig zu behandeln, also Fasching, Fastnacht, Vastelaovend und den Karneval auf eine Stufe mit unserem Fastelovend zu stellen, denn es doch nur, nur, nur in Kölle jit.

Das könnte man durchaus als gezielte Prinzenprovokation werten. Selbst wenn jede Jeck anders is und die Kölschen grundsätzlich nichts gegen Jecke haben. Hauptsache, sie sind von hier.

KStA abonnieren