Satirischer WochenrückblickQuasi-Grün ist die Lieblingsfarbe der Kölner Radfahrer

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Kölns Radler und das Rotlicht - eine unendliche Geschichte

  • Über Köln und die Kölner kann unser Autor Peter Berger manchmal nur den Kopf schütteln – oder schallend lachen.
  • In seiner satirischen Köln-Kolumne „Die Woche”, in der er die Nachrichten der vergangenen sieben Tage humoristisch verarbeitet.
  • Warum Kölns Radfahrer den Wartezustand vor einer Ampel grundsätzlich unerträglich finden.

Köln – Seit es diese breiten Radstreifen gibt, auf denen es sich so entspannt und komfortabel radeln lässt, ist die Verlockung noch größer, es mit den Ampelfarben nicht ganz so genau zu nehmen. Vor allem dann nicht, wenn aus jeder Richtung der nächsten Kreuzung, die es zu überqueren gilt, kein Auto zu kommen scheint.

Diesen Wartezustand vor einer roten Ampel empfindet der Radler in Köln grundsätzlich unerträglich und deshalb als Quasi-Grün.

Es wird wohl nicht lange dauern, bis in irgendeinem Hipsterladen in Ehrenfeld oder im Belgischen Viertel T-Shirts mit diesem Schriftzug in Kombination mit einem Retro-Rennrad auftauchen, das zwar nicht mit Licht, dafür mit einer für den Stadtverkehr untauglichen Rahmenschaltung aus den 1970er ausgestattet ist. Also mit einer Quasi-Schaltung, die zwar cool aussieht, aber unbedienbar ist.

Unerträglicher Rotlicht-Zustand an einer leeren Kreuzung

Dieser Tage konnte ich beobachten, wie eine Radlerin den unerträglichen Rotlicht-Zustand an einer leeren Kreuzung kurzerhand beendete, entschlossen in die Pedale trat und losfuhr. Dummerweise hatte sie den Streifenwagen neben sich übersehen, und so entspann sich eine längere Diskussion in Sachen Farbenlehre, die jedem Seminar an der Kunsthochschule zur Ehre gereicht hätte.

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Wie will man auch argumentieren, wenn ein Polizeibeamter ohne jedes Verständnis für die Radfahrkunst das Quasi-Grün einfach als Dick-Rot auslegt, von Ordnungswidrigkeiten und Bußgeldern spricht, bloß weil ihm diese Spielart der Street-Art noch nicht untergekommen ist? Man setzt am besten eine Unschuldsmiene auf und sagt: „Es war doch alles frei und quasi schon grün.“

Immerhin hat sich die Streifenwagenbesatzung auf das Quasi-Grün eingelassen und nur eine Bitte geäußert. Beim nächsten Quasi-Grün möge sich die Radfahrerin wenigstens vorher umschauen, ob Polizei neben ihr steht. Auf Dauer könne das sonst die Autorität staatlicher Organe untergraben.

Dass genau das zum Wesen der Kunst gehört, hat die Radlerin für sich behalten. Weil sich Künstler Knöllchen nicht leisten können.

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