Jesus am RandKölner Künstlerin malt das letzte Abendmahl mit Jüngern namens Prada, Gucci & Co.

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Ein goldenes Bild mit 13 Tellern schwebt über dem Altarraum von St. Aposteln

Es schwebt praktisch über dem Altarraum der Basilika St. Aposteln: Das Bild „Last Supper“ der Kölner Künstlerin Suscha Korte

Mit ihrer Interpretation von „Last Supper“ regt die Kölner Künstlerin Suscha Korte ein Nachdenken über moderne Jünger – Follower – an.

Der Altarraum katholischer Kirchen ist bekanntlich weniger ein Tummelplatz für Frauen, umso erstaunlicher ist, dass es eine Kölnerin dort sogar bis an die oberste Stelle geschafft hat: die Künstlerin Suscha Korte. Ihre zumeist großformatigen Werke zieren gewöhnlich Wände; eine sehr besondere Arbeit hat sie indes jetzt so installiert, dass sie in der Luft zu schweben scheint – exakt über dem Tabernakel mit der goldenen Friedenstaube in St. Aposteln.

Dass nicht irgendeine Kirche, sondern eines der großen romanischen Gotteshäuser Kölns ihre Arbeiten zeigt, macht Korte stolz. Sie, die sich selbst als gläubig bezeichnet, sieht darin aber auch ein Indiz dafür, dass der Klerus unkonventionellen Inszenierungen – hier einer vielleicht sogar provokanten Interpretation des klassischen Abendmahl-Motivs – viel aufgeschlossener gegenübersteht, als mancher erwartet.

Welche Götzen verehren wir heute? 

Von Weitem wirkt Kortes Arbeit „Last Supper“ wie ein goldenes Rechteck mit 13 Kreisen. Beim Nähertreten wird deutlich, dass es sich um zwölf umgedrehte Suppenteller handelt, auf deren Rückseite jedoch nicht der Stempel eines Porzellanhauses zu sehen ist, sondern die „Götter“ von heute – verdeutlicht durch die Logos von Luxusmarken wie Cartier, Prada, Hermes oder Gucci. Das 13. Geschirrstück, Jesus‘ Teller, steht als einziger richtig herum, ist aber weder besonders auffällig gestaltet noch im Mittelpunkt, wo er hingehörte. Korte hat ihn mit einer abgesprungenen Ecke und einem Riss am Rand gemalt und ganz nach links außen gerückt.

Ein Ölbild mit Suppentellern, die Logos von Luxusmarken an der Unterseite haben

Die Teller der zwölf Aposteln tragen die Logos von Luxusmarken wie Cartier, Gucci, Prada und Hermes.

Die Arbeiten der Künstlerin zeigen selten Menschen. Korte lässt lieber Geschirr sprechen; sie stellt sich vor, was Teller oder Schüsseln erzählen, die jahrelang Zeugen menschlicher Zusammenkünfte waren.

Welche Götzen verehren wir heute?

Gerade jetzt, da viele von uns bereits mit der Komposition des Ostermenüs beschäftigt sind, regt die Darstellung des Abendmahls auf sehr schöne – weil sogar humorvolle – Weise eine Auseinandersetzung mit dem Begriff „Follower“ an oder ein Nachdenken darüber, welche Götzen wir heute verehren und weshalb?

Die gebürtige Flensburgerin betrachtet „Kunst immer als Dialogversuch“. Sie habe nicht immer Antworten, räumt sie ein, aber sie werfe Fragen auf. „Der Betrachter kann innehalten, verharren, überlegen.“

Die Kölner Künstlerin Suscha Korte

Die Künstlerin zwischen zwei ihrer Geschirr-Bilder, die ebenfalls ins St. Aposteln zu sehen sind.

Ähnlich scheint das auch der Leiter der Kölner Innenstadtgemeinden, Dominik Meiering, gesehen zu haben. Nachdem ihn der neue Organist von St. Aposteln, Meik Impekoven, auf die Arbeiten Kortes aufmerksam gemacht hatte, besuchten beide die Künstlerin im Kölner Atelier und waren „gleich begeistert“.

Erlös geht an die Kölner Tafel

Suscha Korte spricht von einer „leichten und konzentrierten  Zusammenarbeit“ und findet den Kirchenraum für ein solches Motiv in der Vor-Osterzeit besonders passend. Außer dem Werk über dem Altar gibt es an beiden Seiten des Hauptkirchenschiffs noch zwei Geschirr-Bilder.

Den Erlös aus dem Verkauf einer dieser Arbeiten wird Korte „zu 100 Prozent an die Kölner Tafel spenden“. Eine große Auswahl weiterer, sehr unterschiedlich gearteter Tafelbilder der Kölner Künstlerin ist bis zum 4. Mai in der „Art Galerie 7“ in der St.-Apern-Straße zu sehen.

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