Die Bezirksvertretung Innenstadt will verhindern, dass sich der Platz zum neuen „Ballermann“ des Kölner Karnevals entwickelt.
„Kein zweites Zülpicher Viertel“Stadt soll Vorbereitungen für Karneval am Chlodwigplatz treffen

Der hohe Andrang auf dem Chlodwigplatz am 11.11. überforderte die Südstadt.
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Überraschend groß war der Ansturm der Jecken am 11. 11. auf den Chlodwigplatz. Für das Zülpicher Viertel, das seit Jahren als Problemzone des Straßenkarnevals gilt, bedeutete dies eine Entlastung, für die Südstadt dagegen eine Überforderung, denn auf den Massenandrang war die Stadt nicht vorbereitet. Die wenigen mobilen Toilettenhäuschen reichten bei weitem nicht aus, Anwohner und Anwohnerinnen mussten Erbrochenes beseitigen, Leute vom Ordnungsamt sollen kaum zu sehen gewesen sein, und noch am Tag danach türmte sich der Müll.
Die Bezirksvertretung (BV) Innenstadt will verhindern, dass sich der Platz zum neuen „Ballermann“ des Kölner Karnevals entwickelt. Auf Antrag von Grünen, Linken, SPD und Volt hat sie in ihrer jüngsten Sitzung die Verwaltung einstimmig aufgefordert, Vorbereitungen für den Straßenkarneval 2026 rund um den Chlodwigplatz zu treffen. Im Januar solle dazu ein Fachgespräch stattfinden, unter anderen mit Mitgliedern der BV, Vertretern von Ämtern, der Abfallwirtschaftsbetriebe und der Jugend.
Ordnungsamtschef möchte beide Interessengemeinschaften der Südstadt einbinden
„Aus unserer Sicht gibt es nichts gegen den Antrag einzuwenden, er entspricht unserer vorgesehenen Vorgehensweise“, sagte Dirk Käsbach, der neue Chef des Ordnungsamts. Er regte an, den Kreis der Teilnehmenden des Gesprächs nicht zu überdehnen; auf alle Fälle wolle er die beiden Interessengemeinschaften der Südstadt einbinden.
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Sein Kollege Alexander Frey, der die Abteilung „Nutzung öffentlicher Flächen“ leitet, äußerte sich ähnlich: „Ihr Plan ist mit unserem nahezu identisch.“ Mit Blick auf die Auswüchse im Kwartier Latäng, die freilich nachgelassen hätten, sagte er: „Ich möchte bitte kein zweites Zülpicher Viertel haben. Wir sollten uns alle bemühen, dass es nicht dahin kommt.“
Im nächsten Schritt sollen langfristige Maßnahmen besprochen werden
Bei dem Fachgespräch werde sich klären, welche Vorschläge der Antragsteller sich problemlos umsetzen lassen. Dazu gehört beispielsweise, Pfandabgabe-Stellen am Rand der Feierzone einzurichten, für zusätzliche Abfallbehälter zu sorgen, öfter und vor allem auch am Folgetag zu reinigen sowie ausreichend Toiletten und Pissoirs aufzustellen. Überdies solle die Verwaltung eine Glasverbotszone in stark belasteten Bereichen prüfen, ebenso eine zeitweilige Zusatzbeleuchtung und ein Platzmanagement-Konzept.
Im Frühjahr sollten bei einem weiteren Fachgespräch die Erfahrungen aus dem Straßenkarneval 2026 ausgewertet werden, um in einem nächsten Schritt langfristige Maßnahmen zu beraten. Die Antragsteller unterstreichen, dass das Karnevalfeiern im Freien „ein fester Bestandteil des kölschen Brauchtums“ sei und das „gemeinschaftliche Leben in den Veedeln“ präge. Ziel des Antrags sei ein „verantwortungsvoll gestalteter Straßenkarneval mit weniger Müll, weniger Wildpinkeln und einem insgesamt rücksichtvolleren Umgang mit dem öffentlichen Raum“.
Die Vertreter des Ordnungsamts gingen auch auf die Lage im Kwartier Latäng und auf der Uni-Wiese bei der jüngsten Sessionseröffnung ein. Sie habe sich entspannt, bilanzierten beide. Der Andrang habe nachgelassen, auch wenn Zugänge zur abgesperrten Zone zeitweilig geschlossen worden seien, um eine Überfüllung zu verhindern, sagte Frey. Dies sei aber nicht dem Zustrom insgesamt, sondern nur dessen kurzfristiger „Geschwindigkeit“ geschuldet gewesen.
„Zu dem Zeitpunkt war die Uni-Wiese tot“, das heißt die „Transitstrecke“, also die im Vergleich zu früher geschrumpfte Ausweichfläche der Zülpicher Straße, sei kaum genutzt worden. „Die Müllbehälter und Toiletten auf der Uni-Wiese wirkten schon sehr überdimensioniert“, schilderte Käsbach seinen Eindruck vor Ort. Daher gebe es Überlegungen, dort „abzurüsten“ und die Transitzone noch einmal zu verkleinern. Auch frage er sich, ob eine „Abgatterung“ des Viertels in diesem Umfang weiterhin nötig sei.

