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2454 neue Schulplätze?Stadt Köln weckt mit eigenwilliger Rechnung falsche Hoffnungen

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Schule Symbolbild (1)

Ein Bild aus Schultagen vor der Corona-Pandemie. 

Köln – Als die Wogen des Elternprotests wegen fehlender Schulplätze in der Stadt hochschlugen, versuchte die Stadt, mit Zahlen die Gemüter zu beruhigen. Die Botschaft: Ab 2022 wird es besser; die Bemühungen der Stadt werden dazu führen, dass sich die Lage etwas entspannen wird. Belegt wurde das mit einer beeindruckenden Ziffer.

Zum Schuljahr 2022/23 würden 2454 neue Schulplätze geschaffen – eine imposante Zahl, vorgelegt von der städtischen Gebäudewirtschaft und vom Presseamt der Stadt veröffentlicht. So war es auch in der Zeitung zu lesen. Mittlerweile ist klar: Der Eindruck konnte nur entstehen, weil die Bauabteilung der Stadt recht eigenwillig mit Platzzahlen umgeht. Oder anders gesagt: Sie zählt Plätze mit, die erst in neun Jahren mit Schülern belegt sein werden.

Statt 2454 werden es – nach bisherigem Stand – tatsächlich nur 333 neue Plätze sein. Und da ist die neue Schule in Müngersdorf, die durch den Umbau eines großen Bürokomplexes an der Aachener Straße möglich wird, bereits eingerechnet.

Die neuen Plätze teilen sich wie folgt auf: 189 Fünftklässler werden an den neuen Gymnasien in Lövenich und Müngersdorf sowie in der um einen Zug erweiterten Königin-Luise-Schule in der Innenstadt aufgenommen werden. Hier entstehen auch zusätzliche Plätze in der Oberstufe. Die Lise-Meitner-Gesamtschule in Porz wird ebenfalls um eine fünfte Klasse sowie 20 Oberstufenplätze erweitert. Hinzu kommen jeweils 25 neue Schulplätze in der Janusz-Korczak-Grundschule in Poll und in der Grundschule Kretzerstraße in Nippes.

Bauabteilung rechnet anders als die Schulverwaltung

Die von der Stadt zunächst veröffentlichten Zahlen hatten in der vergangenen Sitzung des Schulausschusses des Stadtrates zu Irritationen geführt. Die Stadtverwaltung musste die Beantwortung einer Anfrage der Linken bis zur nächsten Sitzung zusagen, wie es zu der offensichtlich irreführenden Information über 2454 neue Plätze kommen konnte. „Auch wenn es beim Schulbau selbstverschuldet düster aussieht, müssen sich die Bürger doch auf die Zahlen der Stadt verlassen können“, sagt der schulpolitische Sprecher der Linken, Heiner Kockerbeck.

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Tatsächlich beruft sich die Gebäudewirtschaft der Stadt bei ihren Zahlen auf die Maßnahmenliste des ersten sogenannten GU/TU-Pakets, das man zur Beschleunigung beim Schulbau auf den Weg gebracht hatte und das die Zielvereinbarungen mit den beauftragten privaten General- beziehungsweise Totalunternehmern beschreibt. Die Liste weist tatsächlich 2454 neue Plätze aus. Doch die hohe Zahl kommt nur zustande, weil die Verwaltung nicht die neuen Plätze für Erst- beziehungsweise Fünftklässler zählt, sondern einfach die Schülerzahlen auflistet, die irgendwann einmal erreicht werden, wenn eine neue Schule voll belegt ist.

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Zum Beispiel beim Gymnasium in Lövenich: Da stehen 780 Schulplätze auf der Liste. Tatsächlich geht es aber nur mit 81 bis maximal 93 Plätzen für Fünftklässler los. Danach wird die Schule jedes Jahr um die gleiche Zahl wachsen. Die Platzzahl der Gebäudewirtschaft wird sie erst in neun Jahren erreichen. So wird auch die Erweiterung der Königin-Luise-Schule mit 195 Plätzen aufgeführt, obwohl hier zunächst nur eine neue Klasse hinzukommt. Ein weiteres Problem: Es werden Kapazitätszuwächse mitgerechnet, die bereits umgesetzt wurden und für 2022 keine neuen Entlastungen bringen – so die Gründung des neuen Gymnasiums in Widdersdorf, das schon seit 2018 arbeitet, oder die Verbesserung der Situation am Dreikönigsgymnasium in Bilderstöckchen, das bereits zum kommenden Schuljahr in seine Übergangsbauten hinter dem Blücherpark zieht.

Dass die tatsächlichen Zahlen zu keinerlei Entspannung führen werden und nicht zur Beruhigung der Sorgen von Tausenden Familien führen können, macht ein Vergleich mit den Geburtenzahlen der jeweiligen Jahrgänge deutlich. Vor allem bei den zukünftigen Erstklässlern ist mit weiter deutlich steigenden Zahlen zu rechnen. Und auch bei den weiterführenden Schulen passt das Wachstum bei den Kinderzahlen nicht zur Entwicklung bei den Schulplätzen.

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