Neue Wege gegen NotstandStadt Köln will weitere Bürogebäude in Schulen verwandeln

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Das Bürogebäude des Unternehmens Vodafone (vormals Unitymedia) auf der Aachener Straße in Köln

Das Bürogebäude des Unternehmens Vodafone (vormals Unitymedia) auf der Aachener Straße in Köln

Köln – Eine Büroimmobilie innerhalb kürzester Zeit und dauerhaft in eine Schule umzuwandeln – wie es die Stadt jetzt mit dem zuletzt von Vodafone genutzten ehemaligen Unitymedia-Gebäude an der Aachener Straße in Müngersdorf macht – ist in Köln ein Novum. Dabei befinden sich die Mitarbeiter der städtischen Gebäudewirtschaft bereits seit Monaten auf der Suche nach genau solchen Immobilien, wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Dienstag auf Nachfrage erfuhr.

„Wir suchen bereits seit einigen Monaten per Anzeigen und über Makler nach Bürogebäuden, die sich in Schulen umwandeln lassen“, sagte ein Stadtsprecher. Offensiv kommuniziert hat die Stadt das nicht – die Gebäudewirtschaft schaltet allerdings bundesweit Anzeigen bei digitalen Nachrichtenportalen. „Die Stadt Köln sucht Büro-/Gewerbeimmobilien, Mietflächen und Grundstücke ab 300 Quadratmetern Nutzfläche für neue Schulstandorte“, ist dort zu lesen.

Stadt hofft auf weitere Gebäude, die sich schnell in Schulen umwandeln lassen

„Die Büroimmobilie an der Aachener Straße in Müngersdorf ist die erste, die wir gefunden haben“, so der Stadtsprecher. Da eine schulrechtliche Genehmigung notwendig ist, habe es vorab eine genaue Prüfung gegeben. Die Stadt habe den Standort für das neue Gymnasium zudem eng mit der Bezirksregierung abgestimmt.

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Beflügelt vom Erfolg in Müngersdorf hofft Baudezernent Markus Greitemann jetzt auf weitere Gebäude, die sich sehr schnell zu Schulen umbauen lassen, um so dem Mangel etwas entgegenzusetzen. „Die Anmietung von Büroimmobilien, wofür die Realisierung des Gymnasiums Aachener Straße einen positiven Präzedenzfall bildet, erscheint als ein entscheidender Schritt, um das oben benannte Ziel des zeitnahen Starts weiterer neuer Schulen, Gesamtschulen und Gymnasien, im Interim oder als dauerhafte Lösung, zu erreichen“, heißt es in der Beschlussvorlage der Stadt für den Schulausschuss. „Wir wollen auf jeden Fall weitere Gebäude für Schulen anmieten“, sagte der Stadtsprecher.

Dreifach-Strategie soll Mangel entgegenwirken

Greitemann spricht von einer Dreifach-Strategie, um so schnell wie es geht so viele neue Schulen wie möglich an den Start zu bringen. Die Stadt identifiziert Grundstücke, auf denen sich neue Schulen bauen lassen, die Stadt setzt zur Beschleunigung auf eine Modulbauweise, und die Stadt verfolgt das Mietmodell für bestehende Büro- und Gewerbeimmobilien.

Auf der Internetseite der städtischen Gebäudewirtschaft befindet sich derzeit ein Gesuch für Gebäude und Grundstücke in den Stadtbezirken Ehrenfeld und Nippes. Als Mindestanforderung wird eine Nutzfläche von 300 Quadratmetern angegeben, die sich in Klassenräume für 20 bis 30 Schülerinnen und Schüler aufteilen lässt sowie über mehrere Toiletten und zwei Rettungswege verfügt. Idealerweise sollte eine als Pausenhof nutzbare Außenfläche vorhanden sein. Alternativ sucht die Gebäudewirtschaft nach einem Grundstück mit einer Größe von mindestens 5600 Quadratmetern zum Kauf oder zur Pacht, um darauf ein neues Schulgebäude zu errichten.

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Dass die Stadt auch relativ kleine Flächen ab 300 Quadratmetern sucht, hängt damit zusammen, dass auch Erweiterungen für bereits bestehende Schulen gefragt sind. „Wir mieten auch Räume in der unmittelbaren Nähe von existierenden Schulen an, um bestimmte Bereiche auslagern zu können“, sagte der Stadtsprecher. Das spiele unter anderem bei der anstehenden Umstellung von G8 auf G9 eine wichtige Rolle, weil die Schulen aufgrund des zusätzlichen Jahrgangs mehr Platz benötigen.

Die Stadt will die Büroimmobilie an der Aachener Straße 744-750 ab dem 1. Juli 2022 für 30 Jahre mieten – somit handelt es sich um einen Standort, der auf Dauer angelegt ist und einen Neubau vollwertig ersetzen kann. Insgesamt stehen fast 16 000 Quadratmeter Fläche im Erdgeschoss und vier Obergeschossen zur Verfügung. Der Umbau kostet 19 Millionen Euro, wird vom Vermieter getragen und anschließend von der Stadt über die Miete abgetragen.

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