Star in der BüttKöster spielt Kölner Karnevalisten, der Haltung gegen Nazis zeigte

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Ein Stück über den Karnevalisten Karl Küpper in der Kölner Volksbühne.

Köln – Karl Küpper zählte ab 1927 zu den Stars in der Bütt. Er war einer der wenigen Künstler im Kölner Karneval, die sich nicht von den Nationalsozialisten vereinnahmen ließen. Er zeigte Haltung, schwamm gegen den Strom. In seinen Reden als „Verdötschter“ wandte er sich offen gegen die Nazis, machte sich unverhohlen über sie lustig. Das blieb nicht folgenlos.

Er wurde von der Gestapo verhaftet, eingekerkert, misshandelt und nur aufgrund seiner Prominenz wieder freigelassen.1939 erhielt er Redeverbot. Einer erneuten Verhaftung durch die Gestapo entging er 1940 nur knapp, weil er gewarnt wurde und sich umgehend freiwillig zur Wehrmacht gemeldet hatte.

Leben des Karnevalisten als Theaterstück in Kölner Volksbühne

Das Leben des 1905 in Düsseldorf geborenen Karnevalisten steht im Mittelpunkt des Theaterstücks „Der Unbeugsame - der Widerstand des Karl Küpper“. Derzeit laufen die Proben. Die Uraufführung in der Volksbühne am Rudolfplatz ist für Mittwoch, 6. Juli, geplant. In der Produktion von Autor Tilman Strasser und Regisseur Stefan Herrmann geht es auch um das Verhältnis zwischen dem widerspenstigen Büttenredner Küpper und dem mächtigen Mann im offiziellen Karneval, Festkomiteepräsident Thomas Liessem.

Gerd Köster

Kölner Künstler Gerd Köster 

Gerd Köster spielt Karl Küpper

In der Rolle von Küpper ist der Sänger und Schauspieler Gerd Köster zu sehen, Liessem wird von dem Schauspieler und Puppenspieler und Regisseur im Hänneschen-Theater, Georg Lenzen dargestellt.

Für beide Schauspieler stellen die Protagonisten äußerst spannende und vielschichtige Persönlichkeiten dar, deren Wege sich immer wieder kreuzten. Es waren zwei Gegenpole, die nie frei von der politischen Großwetterlage agierten. Das soll auch in der Theaterproduktion deutlich werden. Wir haben Gerd Köster und Georg Lenzen in einer Probenpause getroffen.

„Karl Küpper ist eher der Symphatieträger, klar. Das ist Thomas Liessem nicht unbedingt. Ihn aber nur auf seine Beziehung zu den Nationalsozialisten, denen er zweifellos positiv gegenüber stand, zu reduzieren, ist zu kurz gedacht. Ich sehe ihn differenzierter. Liessem ist ein interessanter Charakter und eine schillernde Person. Er war ein Geschäftsmann, ein Funktionär und ein absoluter Macher. Seine große Leidenschaft für den Karneval war sein Antrieb für viele Dinge. Er hatte Visionen, die er, wenn möglich umgesetzt hat“, sagt Lenzen.

Widerstand gegen die Nazis als Karnevalisten-Pflicht

„Liessem war eindeutig der Gegenspieler Küppers, aber in deren Beziehung steckt mehr als ein Schwarz-Weiß-Denken“, sagt Köster. „Was nicht übersehen werden darf: Karl Küpper drückte mit seinem Widerstand gegen die Nazis das aus, was er für die Pflicht eines Karnevalisten hielt. Nämlich die Obrigkeit zu kritisieren und so der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten. Küpper war aber auch auf eine gewisse Weise politisch naiv. Er dachte nach dem Krieg zunächst, jetzt ist alles vorbei, musste aber rasch erfahren, dass dem nicht so war. Sondern, dass viele Karnevalsfunktionäre innerhalb kurzer Zeit ihre Pöstchen wieder bekleideten und seine Art der kritischen und freien Rede wieder nicht gewollt war.“

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Für Köster ist das der eigentliche Skandal. „Die Karnevalsgesellschaften, auch die großen, haben Küpper am ausgestreckten Arm verhungern lassen. Viele Karnevalisten haben gleichzeitig behauptet, sie wären Widerstandskämpfer gewesen. Das ist widerlich.“

Das fiktionale Theaterstück möchte auf der Basis des Lebens von Karl Küpper die Themen Meinungsfreiheit und Zivilcourage spiegeln und die Frage in den Raum stellen: „Wie weit bist du bereit, für deine freie Meinung zu gehen?“ Neben den Schauspielern Gerd Köster, Georg Lenzen, Bettina Muckenhaupt und Michael Meichßner werden auch Kölner Bürgerinnen und Bürger und deren Geschichten in die Handlung integriert.

„Der Unbeugsame“, Volksbühne am Rudolfplatz, Aachener Str.5, Innenstadt. Premiere am 6. Juli 2022, weitere Termine 11.-14. Juli, 3.-4. September 2022, jeweils 19.30 Uhr. Tickets kosten 32 Euro inkl. VRS-Ticket /VVK.

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