Nach Überschwemmungen in Köln„Wir müssten Kanäle wie U-Bahn-Röhren bauen“

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Symbolbild

Köln – Bis zu 145 Liter pro Quadratmeter hat es am Mittwoch in Köln geregnet. Im Durchschnitt verzeichnet der Deutsche Wetterdienst im Juli in Köln rund 80 Liter Niederschlag pro Quadratmeter – im gesamten Monat. Die Folge war ein vollkommen überlastetes Kanalnetz. Wasser sprudelte aus Gullis und Abflüssen in Häusern, etliche Keller liefen voll, ganze Straßen wurden überschwemmt. „Das Kanalnetz kann solche Wassermassen nicht fassen“, sagt Ingo Schwerdorf, Abteilungsleiter bei den Stadtentwässerungsbetrieben (Steb).

Sind die Kanäle also unzureichend ausgebaut? Die Größe der Kanalrohre wird nach verschiedenen Wetterszenarien dimensioniert, wie sie statistisch alle drei, fünf oder zehn Jahre auftreten, erklärt Schwerdorf. Das ist die Vorschrift. In Köln sei man über die Vorgaben hinausgegangen und haben ein Kanalnetz, dass einem Regenszenario entspricht, dass sich statistisch alle 30 Jahre ereignet. Die Steb kontrollieren ihre Kanalleitungen regelmäßig mit Kamerarobotern oder per Computersimulation, erklärt Schwerdorf. „Wenn ein Kanal zu klein ist, vergrößern wir ihn.“ Manche Rohre in der Stadt sind alt, aber deshalb nicht automatisch unterdimensioniert. „Der Kanal im Kronleuchtersaal zum Beispiel ist 110 Jahre als, aber trotzdem groß genug“, sagt Schwerdorf.

Wasser muss in der Stadt gehalten werden

Damit Leitungen extreme Wassermassen wie am Mittwoch bewältigen könnten, „müssten wir Kanäle wie U-Bahn-Röhren bauen“, sagt Schwerdorf. Das ist utopisch, weil es kaum zu finanzieren wäre, von jahrelangen gewaltigen Bauarbeiten in der gesamten Stadt einmal abgesehen. Selbst wenn es solche Riesenrohre geben würde, müssten die Fluten von dort in den Rhein geleitet werden. „Damit hätten wir das Problem nur verlagert“, erklärt Schwerdorf. Deshalb sei es wichtig, dass Wasser in der Stadt zu halten. Das sei über Grünflächen möglich, in denen es versickern könne. „Obwohl bei Regenmengen wie am Mittwoch auch die Versickerung an ihre Grenzen stößt“, weiß Schwerdorf.

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Der Steb-Ingenieur rät deshalb, in der Stadt weniger Flächen zu versiegeln, damit der Boden mehr Wasser aufnehmen kann. Und auch Hauseigentümer könnten einen Betrag leisten, zum Beispiel mit mehr Dachbegrünung. So genannte Retentionsdächer könnten bis zu 40 Liter Regen pro Quadratmeter aufnehmen. Die Stadtverwaltung fördert mit dem Programm „Grün hoch 3“ die Begrünung von Dächern und Fassaden und bezuschusst bis zu 50 Prozent der Kosten für solche Eingriffe an Häusern. „Und es gibt auch noch eine Ermäßigung bei der Abwassergebühren“, sagt Schwerdorf.

Massive Niederschläge wie am Mittwoch hätten indes auch Retentionsdächer nicht bewältigen können. Aber sie hätten unter Umständen geholfen, Zeit zu gewinnen, um manchen Keller auszuräumen, bevor sich die Fluten ihren Weg bahnen.

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