Ukrainische Flüchtlinge in KölnSituation in der Notunterkunft Messe entspannt sich

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Ukrainische Flüchtlinge warten auf ihre Verlegung nach Soest.

Köln – Der Bus kommt pünktlich um 14 Uhr. Drei Dutzend ukrainische Geflüchtete warten mit gepackten Koffern vor der Messehalle 3, die ihnen in den vergangenen Stunden und Tagen als Notunterkunft gedient hatte. Nachdem sie tagelang vor dem Krieg in der Heimat nach Deutschland geflohen sind, können sie am Freitag in eine Landesunterkunft in Soest gebracht werden. Das vorläufige Ende einer langen Reise. Sie räumen die Plätze für andere Flüchtlinge, die auf sie folgen und in der Messe für ein paar Tage zur Ruhe kommen können.

Die Stadt hatte vor zwei Wochen in der Messe eine Notunterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine eingerichtet. In den Hallen 3 und 4 können bis zu 1400 Menschen untergebracht werden. Sie erhalten ein wenig Privatsphäre in den 25 Quadratmeter großen Kabinen, die mit Trennwänden voneinander separiert sind. Darin befinden sich Feldbetten, ein Tisch und Stühle. In der Notunterkunft sollen die Geflüchteten nur wenige Tage bleiben, bevor sie in andere Unterkünfte gebracht werden, erläutert Sozialdezernent Harald Rau bei einem Rundgang durch die Unterkunft am Freitag.

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So sehen die Kabinen aus.

Nach der Ankunft werden die Geflüchteten registriert und erhalten anschließend Hygieneprodukte, Bettzeug, Tee, Kaffee und Wasser. Wer mitten in der Nacht kommt, bekommt ein Essenspaket, zwischen 7 und 20 Uhr können sich die Menschen in der Kantine im Mittelgeschoss verpflegen. Der Kinderbereich ist derzeit geschlossen, weil ein Magen-Darm-Virus kursiert. Damit sich die Kinder nicht durch infizierte Spielsachen anstecken, warte man zwei Tage, bis es keine kranken Kinder mehr gibt. Zudem soll in den kommenden Tagen auch eine Kinder-Betreuung angeboten werden.

Ukrainer waren tagelange auf der Flucht

Die meisten Menschen, die hier ankommen, sind einfach nur müde und erschöpft, sagt Sabine Mendez, Mitglied der Geschäftsführung des Kölner Jobcenters, das den Betrieb organisiert. Sie seien viele Tage geflohen, hätten Haus und auch Angehörige verloren, ergänzt Rau. Viele Frauen und Kinder hätten ihre Männer und Väter zurückgelassen, die im Krieg gegen Russland die Freiheit und Demokratie der Ukraine sichern müssten. Kein Wunder, dass manche der Geflüchteten traumatisiert seien. „Diese Menschen, die aus dem Krieg kommen, sind Heldinnen und Helden”, sagt Rau.

Beim Start lief nicht alles rund

Zumindest beim Start lief in der Messe nicht alles rund. Helfer berichteten, dass es an Decken, Kissen und Mützen gefehlt habe. In der Halle soll es kalt und laut gewesen sein, Kinder hätten nachts gefroren. Zudem habe das Licht Tag und Nacht gebrannt und die Menschen so am Schlaf gehindert. Auch Caritas-Vorstand Peter Krücker, der Gelegenheit hatte, sich ein Bild von den Unterkünften in der Messe zu machen, kritisierte die Zustände. „Es war ein ziemlich bedrückendes Bild, was die Versorgung angeht“, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Hallen seien in der Nacht zum Freitag nur schlecht geheizt gewesen. „Es war höchstens 14 Grad warm.“

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Helfer bieten Hygieneprodukte an.

Mittlerweile hätten die Verantwortlichen die Probleme im Griff, sagt Sabine Mendez. „Es dauert in den großen Hallen etwas, bis es richtig warm wird.“ Bettwäsche und Decken seien nun vor Ort, so dass niemand frieren müsse. Das Licht könne allerdings auch in der Nacht nicht ausgestellt werden, weil auch dann neue Flüchtlinge in die Messe kämen und andere den Weg in die Sanitärräume finden müssten. Allerdings werde die Beleuchtung auf 30 Prozent der üblichen Helligkeit gedimmt. Zudem gebe es Schlafmasken. „Wir lernen von Tag zu Tag dazu”, so Mendez. Zumindest beim Rundgang ist es nicht kalt.

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Drohte anfangs die Stadt mit der Unterbringung der vielen Geflüchteten überfordert zu werden, hat sich die Lage etwas entspannt. Nachdem die Reserve an Unterkünften mit 1500 Plätzen binnen weniger Tage belegt war, drohte auch die Kapazität der Notunterkunft in der Messe schnell erschöpft zu sein. Am Freitag waren von den 1100 Plätzen aber nur 187 belegt. Die Messehalle 4, die als weitere Reserve mit 400 Feldbetten bereitsteht, soll in der kommenden Woche als Notunterkunft aufgegeben werden.

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Harald Rau

Die Entspannung resultiere daraus, dass immer mehr Menschen in Landesunterkünften untergebracht würden, sagt Rau. Zudem habe die Stadt mittlerweile 1900 Hotelbetten angemietet, von denen bislang noch 400 bis 500 frei seien. Noch am Freitag sieht sich Rau eine Unterkunft mit weiteren 400 Plätzen an, die die Stadt möglicherweise mietet. „Es war nicht klar, dass das so schnell funktionieren würde“, sagt Rau.

Die zusätzlichen Kapazitäten würden aber auch benötigt. Denn die Stadt rechne damit, dass sie etwa 10.000 Flüchtlinge aus der Ukraine unterbringen muss. Derzeit leben etwa 5000 Geflüchtete in Köln, 3300 habe die Stadt untergebracht.

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