Unfallatlas 2021Diese Kölner Kreuzung ist die gefährlichste in ganz NRW

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Kreuzung Luftaufnahme

Auf der Kreuzung Aachener Straße/Universitätsstraße verunglücken vor allem Radfahrer

Köln – Die gefährlichste Kreuzung Kölns liegt am Freitagmittag  in der prallen Sonne und wirkt auf den ersten Blick völlig harmlos. Radfahrer, E-Scooter-Fahrerinnen, Fußgängerinnen, Bus- und Autofahrer teilen sich die breiten Wege über die Kreuzung, dazwischen rattern Straßenbahnen. Wuselig ist es, laut und groß, aber der Verkehr läuft reibungslos. Es sind Momentaufnahmen. Es kann nämlich auch ganz anders zugehen auf der Aachener Straße/Ecke Universitätsstraße.

„Abbiegeunfall – Radfahrerin von Auto erfasst“, meldete die Polizei im August 2021, „Zwei Fußgänger angefahren – Krankenhaus“ im Januar 2021 und zuletzt im Februar dieses Jahres: „Fußgängerin von Stadtbahn erfasst und tödlich verletzt“. Es sind nur drei Beispiele von schweren Unfällen aus den vergangenen Monaten.

Insgesamt 15 Unfälle mit Verletzten oder auch 18 – je nachdem wie groß man den Kreuzungsbereich fassen möchte – listet der soeben veröffentlichte Unfallatlas NRW für 2021 auf, eine Statistik des Landesbetriebs IT.NRW. Sie verortet alle Verkehrsunfälle mit Verletzten im Land punktgenau auf einer Karte und ist nach 2020 nun zum dritten Mal erschienen. 

Die Kreuzung Aachener Straße/Universitätsstraße ist demnach nicht nur der größte Unfallschwerpunkt in Köln, sondern im gesamten Bundesland, gefolgt vom Bereich vor dem Hauptbahnhof in Bonn (zwölf Unfälle) und dem Hansemannplatz in Aachen (zwölf Unfälle).

ADFC Köln will Ampeln für Rechtsabbieger

„Diese Kreuzung ist ja fast wie ein Autobahnkreuz“, sagt Christoph Schmidt vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) Köln. „Hier stoßen zwei Straßen aufeinander, die autobahnähnlich ausgebaut sind und wo der Verkehr relativ schnell fließt.“ An acht der 15 Unfälle im Vorjahr waren Radfahrer beteiligt. Oft werden sie von Autofahrern übersehen, die nach rechts abbiegen wollen, vor allem von der Aachener auf die Innere Kanalstraße in Richtung Autobahn 57.

Die zahllosen Beinahezusammenstöße zwischen Rad- und Autofahrern gerade an dieser Stelle listet keine Statistik auf. Die Stadt hat die Stelle bereits auf eine Autofahrspur verengt, um die Geschwindigkeit herauszunehmen. Noch ist nicht erwiesen, ob dies die Zahl der Unfälle oder Beinahe-Unfällen bereits reduziert hat.

Da auf der Kreuzung unterschiedlich geregelt ist, welche Radwege in beide oder nur in jeweils eine Richtung befahren werden dürfen, kommen sich auch Radfahrer und Radfahrerinnen gegenseitig in die Quere, und Autofahrer sind beim Rechtsabbiegen irritiert, wenn Radler plötzlich von links kommen, obwohl das an dieser Stelle verboten ist.

„Diese Kreuzung muss einfach innenstadtkompatibel gemacht werden“, sagt Christoph Schmidt vom ADFC. Statt der so genannten freilaufenden Rechtsabbiegerspuren an der Kreuzung, die Autofahrern das Abbiegen ohne Ampeln ermöglichen sollen, fordert der ADFC genau diese: Ampeln. Das könnte den Radverkehr deutlich sicherer machen.

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Das sieht man bei der Stadt genauso. Der freilaufende Rechtsabbieger etwa, der von der Inneren Kanalstraße in Fahrtrichtung Uni nach rechts auf die Aachener führt, sei ein „Gefahrenpunkt“, sagt eine Stadtsprecherin. Die Unfallkommission habe beschlossen, hier eine „bauliche Änderung“ vornehmen zu lassen. Nur wann, das stehe derzeit „leider“ noch nicht fest.

Venloer

Die Venloer Straße in Höhe des Ehrenfeldgürtels ist ein Unfallschwerpunkt.

Fast 100.000 Autos rauschen täglich über die Kreuzung. Die Stadt will die Verkehrssituation weiter entschärfen, heißt es. Im Vorjahr habe man bereits unter anderem Schutzblinker, die auf gefährliche Stellen hinweisen, vergrößert, um sie besser sichtbar zu machen, sagt die Sprecherin. „Seit dieser Änderung ist schon eine Reduzierung des Unfallgeschehens eingetreten.“ Radwege wurden rot eingefärbt, Schilder weisen Autofahrer auf die Zwei-Wege-Richtung von Radwegen hin.

Köln: Zülpicher Straße und Venloer Straße sind Unfallschwerpunkte

Gefährlich – vor allem für Radfahrerinnen und Radfahrer – waren im Vorjahr auch die Venloer Straße im Bereich Ehrenfeldgürtel sowie die Zülpicher Straße zwischen Zülpicher Wall und Uni-Mensa.

Zülpicher

Auch auf der Zülpicher Straße verunglücken häufig Radfahrer.

Hier, im Bereich des Bahnhofs Süd, verunglückten 2021 elf Radfahrer. In keinem Fall war ein Auto beteiligt. Manche Radler gerieten auf den Schienen der KVB ins Rutschen, stürzten und verletzten sich. Der ADFC regt an, Gummiprofile in die Gleise einzubauen, um solche Unfälle zu vermeiden, so wie es zuletzt zum Beispiel in Weidenpesch gemacht worden sei. „So etwas bräuchte es auch auf der Zülpicher Straße“, sagt Christoph Schmidt.

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