Unmut über GesundheitsamtKölner Familie wartet seit Tagen auf Quarantäne-Anweisung

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Teststation breslauer Platz

Auf dem Breslauer Platz in Köln ist ein Corona-Testzentrum für Reiserückkehrer aus Risikogebieten eingerichtet worden. 

  • Eine junge Frau infiziert sich offenbar im Frankreich-Urlaub mit Corona. In Köln lässt sie sich testen, das Ergebnis ist positiv.
  • Nun beklagt die Mutter, dass sie vom Gesundheitsamt wohl tagelang keine Informationen bekommen hat, was nun zu tun sei.
  • Das Amt räumt indes verzögerte Abläufe wegen steigender Infektionszahlen ein.

Köln – Der Camping-Urlaub in Südfrankreich war am Ende doch keine so gute Idee. Kurz nach der Rückreise ging Rebecca Neumann (Namen geändert) zur Ärztin, um sich auf das Coronavirus testen zu lassen. Zwar kam sie nicht aus einem Risikogebiet zurück, doch das freiwillige, kostenlose Testangebot nahm die junge Frau gerne an, nicht zuletzt, weil sie schon unter ersten Symptomen litt. Zuerst war es der Husten, schnell kamen aber noch Schmerzen in der Lunge hinzu. Und besonders der Durchfall ließ die Ärztin im Infektionsschutzzentrum direkt aufhorchen.

Am Dienstag war das, am nächsten Morgen war das Ergebnis da: Rebecca Neumann ist corona-positiv, wahrscheinlich hat sie sich irgendwo in Südfrankreich angesteckt. Der Test bei Freundinnen, die mit ihr reisten, fiel zwar negativ aus. Doch wie Rebecca später erfuhr, sind weitere Besucher des Campingplatzes in Frankreich ebenfalls infiziert. Wer sich wo angesteckt hat, ist unklar.

Inzwischen wurden die Symptome stärker, Rebecca Neumann lag nur noch im Bett, isoliert von der Familie. Ihre Mutter Thea Neumann machte das, was Behörden seit Monaten raten, sie nahm Kontakt zum Gesundheitsamt auf. Wo kann die junge Frau hin, wenn die Schmerzen schlimmer werden, obwohl die Ärztin ihr doch gesagt hatte, sie soll zu Hause bleiben? Müssen die anderen Familienmitglieder, die Freundinnen von der Reise nun auch in Quarantäne? „Erst beim dritten Telefonat konnte mir überhaupt jemand weiterhelfen“, berichtet Thea Neumann. „Aber mir wurde nur mitgeteilt, dass das Gesundheitsamt dazu noch nichts sagen könne. Das dauere bis zu sechs Tage. Dabei wussten die schon von dem positiven Befund und kannten alle Namen der Kontaktpersonen“, so Neumann weiter.

Fast eine Woche ohne Antwort?

Sechs Tage? Fast eine Woche also, in der Kontaktpersonen nicht gewarnt werden, sich das Virus weiter ausbreiten könnte, bevor das Gesundheitsamt offiziell eine Quarantäne-Verfügung ausgesprochen hat? Die Stadt teilte auf Anfrage mit, dass positiv Getestete üblicherweise „unmittelbar telefonisch durch das Gesundheitsamt kontaktiert“ würden. Die Anordnung der Quarantäne erfolge dann zunächst mündlich, anschließend schriftlich per E-Mail oder per Post. „Bisher hat sich aber niemand vom Gesundheitsamt bei uns gemeldet“, sagt Thea Neumann. Die Stadt räumt aber auch ein: „In Zeiten steigender Infektionszahlen und personellem Mehrbedarf kann es in Einzelfällen dazu kommen, dass die Ordnungsverfügung zur Quarantäneumsetzung etwas länger dauert.“ Das betreffe vor allem Kontaktpersonen der Infizierten. Diese würden so schnell wie möglich kontaktiert. Das könne aber „bei zunehmenden Anfall von Kontaktpersonen auch etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen“, hieß es. Die Information der Infizierten selbst über deren Quarantänepflicht habe dagegen „absoluten Vorrang“.

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Klar ist, dass mit der Ausweitung von Testangeboten und vermehrten Kontakten, Reisen und Feiern auch der Personalbedarf bei Feuerwehr und Gesundheitsamt steigt, die für den Testbetrieb und die Rückverfolgung von Infektionsketten zuständig sind. Personalengpässe könnten im schlimmsten Fall Kölns gesamte Pandemie-Bekämpfung in Verzug bringen.

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Seit gut einer Woche unterstützt der Sanitätsdienst der Bundeswehr mit mehreren Teams die Arbeit im Infektionsschutzzentrum am Neumarkt. Damit sollen „die Testkapazitäten erhöht und die Wartezeiten verkürzt“ werden, hieß es von der Stadt. Das sogenannte „Contact Tracing“, also die sehr aufwendige Nachverfolgung von Kontakten und das Protokollieren von Gesundheitsverläufen, wird seither ebenfalls durch die Bundeswehr unterstützt. Zu Beginn der Corona-Krise hatte das Gesundheitsamt sein Personal schon einmal massiv aufgestockt, vor allem durch Medizinstudenten.

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