Vergifteter Arzt aus KölnVerzögerung im Prozess gegen beschuldigte Schwiegertochter

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Die Angeklagte beim Prozessauftakt im Landgericht Köln.

Köln – Der spektakuläre Indizien-Prozess um eine Kölner Immobilienmaklerin und den mutmaßlichen Mordversuch an ihrem Schwiegervater verzögert sich. Am Montag wollte die Schwurgerichtskammer im Landgericht eigentlich über letzte Beweisanträge der Verteidigung entscheiden. Danach hatte die Staatsanwaltschaft bereits ihr Plädoyer halten können. Doch der Verhandlungstag fiel komplett aus.

Köln: Angeklagte im Insulin-Prozess erkrankt

Die Angeklagte sei erkrankt und somit nicht verhandlungsfähig, erklärt Jan Orth, Sprecher des Landgerichts, auf Anfrage. Auch der geplante Prozesstag am Donnerstag wurde gestrichen, weiter soll es jetzt erst am Mittwoch, 5. Oktober, gehen. Dem Vernehmen nach soll an diesem Tag aber nur kurz verhandelt werden – die mit Spannung erwarteten Schlussvorträge sind hier nicht eingeplant.

Die Plädoyers werden aller Wahrscheinlichkeit nach weit auseinanderliegen. Die Staatsanwaltschaft hatte bereits zu Beginn des Verfahrens angedeutet, ohne Geständnis sei eine lebenslängliche Haftstrafe für die zweifache Mutter gerechtfertigt. Die Verteidigung hingegen bestreitet den Tatvorwurf vehement, sodass von der Forderung eines Freispruchs ausgegangen werden muss.

Kölnerin seit mehr als zwei Jahren in U-Haft

Zweimal hatte im Verfahren auch der Vorsitzende Richter Peter Koerfers mitgeteilt, weiterhin den dringenden Tatverdacht zu sehen. Dies auf Reaktion zweier Haftbeschwerden der Verteidigung. Das Oberlandesgericht bestätigte jeweils die Entscheidung des Landgerichts, die 42-Jährige nicht aus dem Gefängnis zu entlassen. Die Angeklagte sitzt seit mehr als zwei Jahren in Untersuchungshaft.

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Der Angeklagten wird konkret vorgeworfen, ihrem Schwiegervater bei einem Besuch in dessen Villa ein Beruhigungsmittel eingeflößt und dann versucht zu haben, den Senior mit einer Überdosis Insulin zu töten. Der renommierte Mediziner aus dem Kölner Westen wurde am nächsten Morgen bewusstlos von seiner Haushälterin gefunden. Er überlebte, ist aber zum Pflegefall geworden.

Kölner Opfer-Anwälte fordern hohes Schmerzensgeld

Die Verteidigung argumentiert mit einem möglichen Selbstmordversuch des Seniors. Die Mandantin könne gar nicht die Täterin sein, da im Krankenhaus festgestellte Werte nicht plausibel seien. Etwa habe der Senior nach den festgestellten Koffeinwerten noch nach dem Besuch der Schwiegertochter Kaffee trinken müssen. Verteidiger Jürgen Graf hatte die Arbeit der Gerichtsmedizin scharf kritisiert.

Das Gericht hatte allerdings deutlich gemacht, dass zahlreiche andere Indizien die Angeklagte belasteten. So soll die Angeklagte auf dem Handy Suchbegriffe zu Mord durch Insulin oder Überdosierungen eingegeben haben. Zuletzt hatten die Opfer-Anwälte Tobias Westkamp und Frank Hatlé Schmerzensgeld und Schadenersatz in Höhe von 172.000 Euro für ihren Mandanten gefordert.

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