Vier-Sterne-Hotel am HeumarktKommt eine neue Markthalle ins Kölner Maritim?

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Das 1989 eröffnete Maritim-Hotel mit Steg zum Rheinufer

Das 1989 eröffnete Maritim-Hotel mit Steg zum Rheinufer

Köln – Die Idee einer öffentlichen Markthalle mit Gastronomieständen in Köln fasziniert bereits seit Jahren – doch alle bisherigen Ansätze sind gescheitert, sei es auf dem Heliosgelände in Ehrenfeld oder zuletzt im Laurenz-Carré südlich des Doms. Das Unternehmen Art-Invest Real Estate – seit zwei Wochen neuer Eigentümer – bringt jetzt das Maritim-Hotel am Heumarkt als Standort ins Gespräch. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfuhr, denken die Verantwortlichen konkret darüber nach, die 110 Meter lange Hotelhalle des Gebäudes in den kommenden Jahren in eine Markthalle umzubauen.

„Wir wollen prüfen, wie das Hotel wieder zu einen Ort wird, der auch von Menschen besucht wird, die nicht dort übernachten“, sagte Peter Ebertz, Geschäftsführer und Head of Hotels bei Art-Invest. Das Hotel mit 450 Zimmern soll auf jeden Fall bestehen bleiben, aber mit zusätzlichen Nutzungen belebt werden.

Traditionsreicher Ort für Markthalle

Dabei wäre es möglich, an die Tradition des Ortes anzuknüpfen. Auf dem Grundstück des Maritim-Hotels befand sich bereits zwischen 1904 und 1940 die Central-Markthalle mit einer Fläche von 7500 Quadratmetern. Für den Bau des mit großen Fenstern ausgestatteten Gebäudes mussten 70 Wohnhäuser abgerissen werden. Die Händler verkauften in dem imposanten Bau Lebensmittel sowie Textilien und Stoffe. Es gab 41 Metzgerstände, 142 für Obst und Gemüse sowie sechs für lebende Fische. Das Angebot richtete sich vorwiegend an Großkunden.

Die während des Zweiten Weltkriegs zerstörte Central-Markthalle am Heumarkt

Die während des Zweiten Weltkriegs zerstörte Central-Markthalle am Heumarkt

Das Gebäude verfügte über einen Gleisanschluss an die Eisenbahn und Straßenbahn und wurde über Laderampen auch mit Lastwagen beliefert. 1940 endete die Ära am Heumarkt, weil die Verwaltung die Lage mitten in der Stadt mittlerweile als ungünstig bewertete. Der Großmarkt zog ans Bonntor um, wo er sich bis heute befindet. Dort ließ die Stadt eine neue Markthalle bauen, die inzwischen unter Denkmalschutz steht.

Eigentümer will Hotel stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken

Die Verwaltung ließt das während des Zweiten Weltkriegs schwer beschädigte Gebäude am Heumarkt abreißen. Die Fläche wurde anschließend planiert und als Parkplatz ausgewiesen. Erst 1989 eröffnete an dieser Stelle das heutige, von Gottfried Böhm entworfene Maritim-Hotel. Es erinnert mit seinen Giebeln entfernt an die alte Markthalle – das gilt vor allem für die gläserne Lobby.

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„Die Nutzung der Hotelhalle zum Beispiel als Markthalle könnte das Haus deutlich attraktiver machen“, sagte Ebertz. Art-Invest sei daran interessiert, das in die Jahre gekommene Gebäude in bester Lage wieder stärker in das öffentliche Bewusstsein zu rücken. Eine öffentlich zugängliche Markthalle mit Gastronomieständen und weiteren besonderen Angeboten soll dabei helfen.

Ein Teil des Stadtbilds

In Städten wie Budapest, Barcelona, Rotterdam, Stuttgart, Hamburg, Hannover, Kassel, Frankfurt, Freiburg und Berlin gehören für Einheimische und Touristen öffentlich zugängliche Markthallen zum Stadtbild.

In Köln wird zwar seit Jahren über eine Markthalle diskutiert, doch abgesehen von einer kleinen Version im Belgischen Viertel sind alle Pläne gescheitert. Gute Chancen hat die denkmalgeschützte Großmarkt-Halle im Kölner Süden. Sobald der Großmarkt 2023 umzieht, soll sie beim Bau der neuen Parkstadt Süd in einen Naschmarkt umgewandelt werden. (att)

Dann wäre es auch denkbar, den Verbindungssteg, der zwischen dem Rheinufer und dem Gebäude über die Rheinuferstraße führt, stärker zu nutzen. Die Brücke gehört zum öffentlichen Straßenraum und kann von jedem Passanten genutzt werden. So wäre es möglich, die Markthalle sowohl vom Heumarkt als auch von der Rheinpromenade aus direkt zu erreichen. Das könnte insbesondere für Touristen interessant sein, so die Einschätzung bei Art-Invest.

Zuvor muss allerdings geklärt werden, wie sich Markt-Besucher und Hotelgäste räumlich voneinander trennen lassen. Art-Invest will zunächst prüfen, wie ein Konzept aussehen könnte. Eine endgültige Entscheidung sei noch nicht gefallen, so Ebertz. Da der Mietvertrag mit der Maritim-Kette noch bis Ende 2027 läuft, müsste sich das Unternehmen ebenfalls für die Idee begeistern lassen.

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