Volle Straßen, leere KassenKölner Einzelhandel beklagt schlechtes Weihnachtsgeschäft

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Tausende Menschen strömten am Samstag über die Hohe Straße.

Tausende Menschen strömten am Samstag über die Hohe Straße.

Köln – Samstagnachmittag: Vom Adenauerufer drängen die Autos vorbei am Musical Dome in den Tunnel der Trankgasse. Sie stauen sich auf der Kreuzung, so dass es aus dem Rheinufertunnel immer nur ein Pkw über die Ampel in Richtung Dom schafft. Sie alle bilden den Stau, der vor der Schranke des Philharmonie-Parkhauses endet. Hier gibt es kaum noch freie Plätze, denn jetzt, bei Einbruch der Dämmerung, drängt es die Besucher aus Euskirchen, Bergheim, Siegburg und Bonn auf die Weihnachtsmärkte.

Auch die Einkaufsstraßen sind voller Menschen, die sich über Schildergasse, Hohe Straße oder Ehrenstraße schieben. Kurzum: Die Stadt ist rappelvoll. Dennoch verzeichnete der Einzelhandel erneut ein schwaches Vorweihnachtsgeschäft.

Umsätze blieben weit hinter Erwartungen zurück

Sämtliche Geschäftsleute klagten über niedrige Kundenfrequenz und schlechte Umsätze, sagt Jörg Hamel, Geschäftsführer des Handelsverband NRW für die Region Köln/Aachen/Düren. „Bei 40 Prozent der Händler lag der Umsatz an diesem Adventssamstag sogar noch unter dem des vergangenen Samstags.“ Eigentlich habe der Einzelhandel für vorigen Samstag mit dem verkaufsstärksten Tag der Vorweihnachtszeit gerechnet, sagt Hamel. Doch die Umsätze blieben weit „hinter allen Erwartungen zurück“.

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Mitarbeiter des Ordnungsamts kontrollierten die Maskenpflicht.

Mitarbeiter des Ordnungsamts kontrollierten die Maskenpflicht.

Als ein Hemmnis hat Hamel die 2G-Regel ausgemacht. Wer in der Kölner Innenstadt durch den Einzelhandel bummeln will, muss geimpft oder genesen sein. Kontrolliert wird der 2G-Nachweis von jedem Geschäft beim Betreten der Ladenfläche. „Händler berichteten davon, dass Kunden am Eingang wieder kehrt gemacht hätten mit der Bemerkung, dass Ihnen die Kontrolle zu aufwendig wäre, um nur ein T-Shirt zu kaufen“, erklärt Hamel.

Bändchen in Düsseldorf

Um diesen Vorgang zu vereinfachen, hat Düsseldorf nun das „2G-Bändchen„ eingeführt. Wer in der Landeshauptstadt shoppen gehen will, braucht Impfnachweis und Personalausweis nur einmal aus der Tasche zu kramen und erhält dann ein Bändchen, welches von allen Geschäften akzeptiert wird. Auch der Weihnachtsmarkt und die Düsseldorfer Arcaden machen mit.

Kleinere Städte in Nordrhein-Westfalen, wie zum Beispiel Dormagen oder Kleve, setzen ebenfalls bereits auf das Einlass-Band. Folgt die Stadt Köln nun dem Düsseldorfer Vorbild und führt ebenfalls das „2G-Bändchen“ ein?

In den Tunneln um Dom und Hauptbahnhof stauten sich die Autos.

In den Tunneln um Dom und Hauptbahnhof stauten sich die Autos.

Zumindest wurde darüber diskutiert, wie Annett Polster, Geschäftsführerin des Vereins Kölner Stadtmarketing, bestätigt. Jedoch sei der Aufwand für die Einführung des Bändchens zu groß: „Bei 800 Händlerinnen und Händlern in der Innenstadt ist das nur schwer umsetzbar. Da ist die Adventszeit vorbei, bis das realisiert wurde.“ Jeder Laden müsse zustimmen, außerdem habe sich das aktuelle System vieler Geschäfte bewährt.

Großer Aufwand für Handel

Auch für Hamel ist das Bändchen als 2G-Nachweis problematisch. „Da hängt Vieles dran. Wie lange soll ein Bändchen gültig sein? Was macht man mit Genesenen, die nach sechs Monaten nicht mehr als genesen gelten? Wer finanziert das Ganze?“ Dazu komme, dass trotzdem stichprobenartig kontrolliert werden müsse. Kontrollen in den Geschäften würden also auch bei Einführung des Bändchens nicht komplett wegfallen.

Für die Kundschaft sei es ebenfalls keine perfekte Lösung. „Für diejenigen, die in fünf Geschäfte wollen, ist das praktisch. Aber für die, die bloß in ein einziges Geschäft möchten, die können auch einfach ihren Impfnachweis beim Betreten des Ladens zeigen“, merkt Hamel kritisch an.

Bändchen bisher nicht für Köln geplant

Aus Sicht mancher Händler würde ein solches Bändchen die Situation aber durchaus entspannen. Nora Albiez ist Filialleiterin vom Mode-Laden „Kauf Dich Glücklich“ am Appellhofplatz. Für sie würde ein enormer Aufwand wegfallen: „Bei uns kontrollieren die Kassiererinnen und Kassierer den 2G-Nachweis.

Das heißt, sie müssen zu jeder Kundin und jedem Kunden hingehen und nach den Dokumenten fragen. Bei einem Bändchen würde es ausreichen, wenn die Kundschaft beim Betreten des Ladens einfach den Arm hebt.“ Es wäre eine „hundertprozentige Vereinfachung“, sagt sie. „Den Aufwand hat jetzt der Handel. Beim Bändchen hätte ihn die Stadt.“

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Eine Sprecherin der Stadt Köln bestätigt auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass eine Bändchen-Regel zurzeit kein Thema ist. Es gelte die vorgeschriebene Coronaschutzverordnung zur Einsicht des Impfnachweises und der Identitätsfeststellung. Wer im Rahmen seines Hausrechts allerdings die Regeln verschärfen wolle, der könne dies für das eigene Geschäft natürlich tun, ergänzte die Sprecherin.

„Egal ob mit oder ohne Bändchen, am Ende haften wir Händler dafür, dass kein Kunde, der nicht 2-G erfüllt, in unseren Geschäften einkauft“, sagt Hamel.

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