VRS verkauft 84 Prozent aller Tickets digitalPapierfahrkarten im Rheinland sterben aus

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Köln: Ticketautomat am Neumarkt.

Die Fahrkartenautomaten werden nach Angaben des VRS immer seltener genutzt.

Die Einführung des Deutschlandtickets hat den Wandel beschleunigt. Das landesweit gültige E-Ticket eezy.nrw des VRS soll besser beworben werden.

Bis der klassische Fahrschein auf Papier ausstirbt, werden noch einige Jahre ins Land ziehen, doch er wird im Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) mehr und mehr zum Dinosaurier. Im vergangenen Jahr wurden 84 Prozent aller Tickets auf digitalem Weg vertrieben – vom Online-Ticket, das zur Not auch noch ausgedruckt werden kann, über Handytickets und Chipkarten bis hin zum E-Ticket.

Dieser hohe Anteil ist vor allem auf das Deutschlandticket zurückzuführen, das ausschließlich digital erhältlich ist – entweder direkt auf dem Smartphone oder als Chipkarte.

E-Ticket „eezy.nrw“ noch nicht bekannt genug

Das E-Ticket eezy.nrw wird seit Dezember 2021 nach einer dreijährigen Versuchsphase unter seinem etwas sperrigen Namen angeboten, es gilt landesweit. Der Vorteil: Es erfordert keinerlei Kenntnisse über Tarife und Verbundgrenzen. Man checkt per App ein, fährt los, das Auschecken erfolgt automatisch. Abgerechnet wird auf Luftlinienbasis.

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Eezy.nrw enthält einen Preisdeckel von 30 Euro pro Tag und 49 Euro pro Monat. Sind diese Grenzen erreicht, wird bei weiteren Fahrten nicht mehr abgebucht.

Aus Sicht des VRS „ist eezy.nrw die optimale Kombination aus digitalem Vertrieb und digitalem Tarif“, sagt VRS-Vertriebsexperte Sascha Triemer. Doch so recht kommt der neue E-Tarif nicht vom Fleck. Der Anteil am Gesamtumsatz aus dem Bartarif lag im vergangenen Jahr bei 1,1 Prozent – in Zahlen sind das 1,65 von 148 Millionen Euro. Selbst bei den Fahrkarten, die über das Handy verkauft werden, hat eezy.nrw nur einen Anteil von drei Prozent. Einen Grund sieht Triemer darin, dass man wegen der Einführung des Deutschlandtickets kaum Marketing für eezy.nrw betrieben habe.

Hohe Nutzerzufriedenheit mit E-Ticket-Angebot

Das soll sich 2024 ändern. Bei einer Befragung unter 5700 Nutzern, die mit dem E-Ticket mindestens einmal gefahren sind, habe es Bestnoten gegeben. 91 Prozent der Nutzer sind zufrieden. Für den Verkehrsverbund ist das E-Ticket von besonderem Wert, weil sich das Fahrverhalten durch die Auswertung der anonymisierten Fahrgastdaten sehr genau analysieren lässt.

Auch Marketing-Aktionen seien bei eezy.nrw problemlos möglich. Im Winter 2023 habe man 1000 neuen Kunden ein Startguthaben von zehn Euro zur Verfügung gestellt und eine kostenlose Mitnahme-Aktion für eine zweite Person gestartet.

Ticket aus Papier bleibt erstmal erhalten

„Wir stecken mittendrin in der Digitalisierung“, sagt Triemer. Vor allem bei den Gelegenheitsfahrern sei aber noch Luft nach oben. „Dort werden immer noch zwei Drittel der Tickets in Papierform gekauft.“ Vor allem das Vierer-Ticket sei sehr beliebt, obwohl es im Vergleich zum Einzelfahrschein keinen Preisvorteil mehr biete. „Kurzfristig werden wir darauf sicherlich nicht verzichten, weil wir alle unseren Kunden die Möglichkeit geben müssen, auch auf klassischem Wege Fahrberechtigungen zu erwerben.“

Dennoch verändere sich das Kaufverhalten auch bei den Menschen, die Bahnen und Busse im VRS nur sporadisch nutzen. „Von den 24-Stunden-Tickets wird jedes zweite per Handy gekauft“, sagt Triemer.

Beim VRS geht man davon aus, dass wegen des neuen Deutschlandtickets und der zunehmenden Digitalisierung das umfangreiche Ticketsortiment, das in den Fahrkarten-Automaten immer noch vorgehalten wird, ausgedünnt werden. Neben dem Deutschlandticket sei eezy.nrw der zweite Pfeiler in der Tarifzukunft des VRS, so Geschäftsführer Michael Vogel. „Die Abschaffung der Automaten werde ich bei allem digitalen Fortschritt in meiner aktiven Zeit dennoch wohl nicht mehr erleben.“

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