Eltern und Kinder waren entsetztStadt Köln nimmt geplante Kita-Schließung nach Protesten zurück

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Die Eltern und Kinder der städtischen Kita Weyertal demonstrieren vor dem Bezirksrathaus Lindenthal.

Die Eltern und Kinder der städtischen Kita Weyertal demonstrieren vor dem Bezirksrathaus Lindenthal.

Das Aus kam für die Eltern und Kinder damals aus dem Nichts. Nun wird der Betrieb auf dem Unigelände aber fortgesetzt.

Es war ein Schlag ins Gesicht für Eltern, Kinder und auch die Erzieherinnen der städtischen Kita Weyertal. Völlig unerwartet hatte das Jugendamt das Aus für die Einrichtung in Lindenthal verkündet – und wohl nicht mit dem lautstarken Protest der Betroffenen gerechnet. Demonstrationen, eine Petition und zahlreiche Briefe an die Verantwortlichen haben jetzt zur 180-Grad-Wende geführt. Die Kita wird nun doch nicht zum Sommer 2025 geschlossen. Sie wird saniert und der Betrieb fortgesetzt.

Köln: Aktuelle Stunde in der Bezirksvertretung

„Wir sind hier, wir sind laut, weil Ihr unsere Kita klaut!“, schallte es am Montag über die Aachener Straße. Eltern und Kinder hatten sich zur Demo vor dem Bezirksrathaus Lindenthal versammelt. Sie hielten Plakate hoch, es wurde getrommelt. Und dann ging es hoch in den siebten Stock zur Sitzung der Bezirksvertretung. Bezirksbürgermeisterin Cornelia Weitekamp (Grüne) hatte zur Aktuellen Stunde geladen, nachdem man ihr etwa 3000 Unterschriften zur Rettung der Kita überreicht hatte.

Eltern und Kinder vor der städtischen Kindertagesstätte Weyertal.

Die Eltern und Kinder im vergangenen November vor der städtischen Kindertagesstätte im Weyertal 113.

Die Stadt hatte die geplante Schließung damit begründet, dass das 50 Jahre alte Kita-Gebäude auf dem Unigelände völlig marode sei und sich eine Sanierung nicht lohne, weil der Pachtvertrag mit der Universität bis zum Jahr 2032 befristet sei. Gesprochen wurde mit Verantwortlichen der Uni aber zuletzt nicht mehr. „Wir wurden völlig überrascht von den Schließungsplänen der Stadt“, hieß es von Seiten der Uni. Erst danach sei man wieder ins Gespräch gekommen. Die Pacht laufe nun bis 2037.

Stadt Köln: Verlängerter Pachtvertrag ermöglicht Sanierung

Eine weitere Verlängerung der Pacht sieht die Universität derzeit nicht. Das Gelände Weyertal 113 soll in Zukunft neu bebaut und ausschließlich für Forschung und Lehre genutzt werden, so Markus Gerhards, Leiter des Gebäudemanagements der Uni. Das entspreche auch der Strategie, Fakultäten auf den Campus zurückzuholen, die derzeit abseits in Mietobjekten verstreut seien. Die Kita Weyertal wurde speziell für Kinder von Studierenden und Uni-Mitarbeitern gegründet, es gibt eine Kooperation mit dem Studierendenwerk, die Stadt zahlte daher keine Miete für das Gebäude. 90 Kinder werden in der Kita betreut.

Die Pachtverlängerung um fünf Jahre versetze die Stadt jetzt zumindest in die Lage, den Standort wirtschaftlich sanieren und so weiter betreiben zu können, erklärte Tobias Käufer, Verantwortlicher des Jugendamts, im Bezirksrathaus. Ein externer Gutachter soll den konkreten Sanierungsbedarf klären. Vor allem in den Bereichen Dach, Heizung und Elektro müsse nachgebessert werden. „Wir wollen das Gebäude nicht vergolden, aber soweit instand setzen, dass es bis zum Jahr 2037 zur Verfügung steht“, sagte Käufer. Bis dahin soll weiter nach Alternativstandorten im Umfeld gesucht werden.

Online-Petition zur Kita-Rettung mit 3600 Unterschriften

Die Sanierung soll im Sommer 2025 starten, eine kurzzeitige Verteilung der Kinder in umliegende Einrichtungen sei nicht zu vermeiden, teilte Käufer mit. Einen Wermutstropfen gibt es dabei: Um die Auslagerung einfacher zu gestalten, würden bis zu dem Zeitpunkt auch keine neuen Kinder in der Kita aufgenommen. Für die angehenden Schulkinder rücken also keine Kinder nach, was besonders den U3-Bereich treffen wird. Erst nach der Sanierung könne wieder auf 90 Kinder aufgestockt werden.

Nachdem der „Kölner Stadt-Anzeiger“ im November über die geplante Kita-Schließung und das große Entsetzen der Betroffenen berichtet hatte, hatte sich sogar die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker in den Fall eingeschaltet und mit Uni-Rektor Joybrato Mukherjee telefoniert. „Wir sind sehr glücklich, dass unser Protest sich gelohnt hat“, sagt Elternvertreterin Júlia Pommerening, die die Online-Petition mit inzwischen rund 3600 Unterstützern initiiert hatte. Nun müsse die Stadt ihre Versprechungen nur noch einhalten.

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