„Zeit für ein Zeichen"Kölner Katholiken wollen vor Erzbischöflichem Haus protestieren

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Am Samstag wollen die Kölner Katholiken für Erneuerung protestieren.

Köln – Für ihn war so etwas wie ein göttliches Zeichen: Als Pfarrer Klaus Koltermann am Freitag während der Messe in der Wallfahrtskirche in Dormagen-Nievenheim über Zumutung und Aufbruch predigte, brach ein Unwetter herein. „Es blitzte und donnerte. Schließlich fiel der Strom aus, wir saßen bei Kerzenlicht und ohne Orgel.“ Ein ganz besonderer Gottesdienst sei das gewesen. Zumal an demselben Tag der Münchner Kardinal Reinhard Marx seinen Rücktritt erklärt hatte und damit „ein sichtbares Zeichen für neue Anfänge und einen neuen Aufbruch der Kirche gesetzt hat“. Bei einem Glas Wein beschloss Koltermann anschließend, „dass es auch für ihn Zeit ist, ein Zeichen zu setzen und sich auch selbst etwas zuzumuten.“

Am nächsten Tag verkündete er seine Idee: Mit einem Marsch unter dem Motto „Aufbruch nach Köln - für eine Veränderung der Kirche“ will er sich für Reformen in der katholischen Kirche einsetzen und sucht Mitstreiter. 30 Kilometer geht es von Dormagen zu Fuß über den Jakobsweg in Richtung Dom, Startzeit ist am Samstag um 7 Uhr. „Wir setzen uns in Bewegung für eine Erneuerung der Kirche, tun Sie es auch“, das sei die Botschaft an Kardinal Rainer Woelki.

„Wir kämpfen mit Leidenschaft"

Dass es aber so viele Unterstützer werden würden, damit hätte er nicht gerechnet. Innerhalb kürzester Zeit wurde aus der Idee mit dem Fußweg eine Bewegung, der sich nun zahlreiche katholische Verbände anschließen: In einer Art unorganisiertem Sternenmarsch sollen sich nun aus allen Teilen Kölns Menschen in Bewegung setzen und in Richtung Erzbischöliches Haus und Materunushaus an der Kardinal-Frings-Straße ziehen. Dort endet auch der Marsch der Dormagener Pilger um Koltermann.

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„Die Resonanz ist riesig“, so der Pfarrer. Als Kooperationspartner wurden die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), die Reforminitiative Maria 2.0, die Katholische Hochschulgemeinde und die Katholischer Deutscher Frauenbund gewonnen. „Wir fordern alle Kölner Katholiken auf, sich uns am Samstag anzuschließen und in die Kardinal-Frings-Straße zu kommen“, erklärte Mit-Organisatorin und Gemeindereferentin Marianne Arndt. Um 15 Uhr soll dort die bereits genehmigte Kundgebung stattfinden.

„Wir bauen eine Brücke aus Menschen vom Denkmal von Edith Stein aus, am Priesterseminar vorbei, über das Erzbischöfliche Haus bis zum Maternushaus“, erläuterte sie. Dort haben sich die beiden Visitatoren aus Rom einquartiert, die derzeit die Vertrauenskrise im Erzbistum und die Aufklärungsarbeit von Kardinal Woelki untersuchen. Für Arndt und ihre Mitstreiter gibt es derzeit eine Art Momentum: „Es ist die wichtige Gelegenheit, auch den Besuchern aus Rom zu zeigen: Wir kämpfen mit Leidenschaft für unsere Kirche. Aber wir können den Wandel nicht alleine schaffen.“

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Die Organisatoren von „Aufbruch nach Köln“ setzen sich in ihrem Aufruf für grundlegende systemische Veränderungen in der Kirche ein, unter anderem für den Zugang von Frauen zu allen Ämtern und eine offene Haltung gegenüber gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Im Hinblick auf sexuelle Gewalt in der Kirche fordern sie umfassende Aufklärung, Ursachenbekämpfung und persönliche Konsequenzen der Verantwortlichen. Pfarrer Koltermann aus Dormagen hatte Ende vergangenen Jahres als bislang einziger Priester des Erzbistums öffentlich den Amtsverzicht von Woelki verlangt.

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