Zu wenig GewerbeflächenUnternehmen meiden Köln

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Das Gewerbegebiet Marsdorf liegt neben dem Autobahnkreuz Köln-West.

Köln – Bis zum Jahr 2040 fehlen in Köln rund 465 Hektar Gewerbe- und Industriefläche. Das teilte die Verwaltung auf Anfrage der CDU im Wirtschaftsausschuss mit. Das entspricht in etwa der Fläche der beiden Stadtteile Altstadt/Nord und Altstadt/Süd. Die derzeit vorhandenen Reserven an Gewerbe- und Industrieflächen seien „nicht annähernd ausreichend, um die Nachfrage von erweiterungswilligen, an- und umsiedlungsinteressierten Unternehmen decken zu können“, erklärt die Stadt.

Die Unternehmen wüssten um die Flächenknappheit in Köln, was dazu geführt habe, dass von den Betrieben“ viele Anfragen gar nicht mehr gestellt werden“, sagt die Verwaltung. Auch manche hier ansässige Firma „in Folge fehlender Expansionsmöglichkeiten“ aus Köln abgewandert. Als Beispiele führt die Verwaltung Flächengesuche von Unternehmen aus diesem und dem vergangenen Jahr an, die die Stadt nicht bedienen – und die deshalb Köln fern blieben und mit ihnen ihre Arbeitsplätze. Eine „international tätige Firma der Medizinbranche“ habe nach 25.000 Quadratmetern Gewerbefläche gefragt und nicht bekommen. Es hätte rund 210 Jobs in die Stadt gebracht. Der Wunsch einer Spedition mit 300 Mitarbeitern sei ebenso wenig erfüllt werden können wie der eines Lebensmittelherstellers mit 100 Beschäftigten oder eines Handwerksbetriebs mit 75 Kollegen. „Bei einem Flächendefizit von 465 Hektar könnten bei entsprechender Mindestmitarbeiterzahl in Zukunft 32.550 potenzielle Arbeitsplätze im Kölner Stadtgebiet nicht geschaffen werden“, mahnt die Stadt.

In harter Konkurrenz zu Bauland für Wohnungen

Industrie- und Gewerbeflächen stehen in harter Konkurrenz zu Bauland für Wohnungen, das ebenfalls rar gesät ist. „Bei zahlreichen städtebaulichen Großprojekten ist zusätzlich ein Wegfall von als Gewerbe- und Industrieflächen ausgewiesenen Flächen zu beobachten“, erklärt die Stadt weiter. Diese wegfallenden Flächen müssten an anderer Stelle in der Stadt ausgeglichen werden, was jedoch nur schwer zu realisieren sei. Deshalb fordert die Verwaltung von den Unternehmen bereits jetzt „eine maximale Ausnutzung der Flächen sowie eine flächensparende Planung.“

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„Die bereits heute spürbare Flächenknappheit wird sich in Zukunft voraussichtlich weiter verschärfen“, prognostiziert die Stadt. Deshalb müssten ausgewiesene Gewerbe- und Industrieflächen auch als solche gesichert und genutzt werden. Dass das oft ein schwieriges Unterfangen ist, erläutert die Verwaltung am Beispiel des Golfplatzes an der Neusser Landstraße. Er sei zwar eine Grünfläche, aber im Bebauungsplan als 30.000 Quadratmeter große Industriefläche ausgewiesen. Zwar hat die Verwaltung den Golfern den Pachtvertrag auf dem ehemaligen Raffineriegelände bereits gekündigt. Jedoch hat sich die Bezirksvertretung Nippes vor kurzem einstimmig dafür ausgesprochen, dass der Sportverein und mit ihm das inzwischen entstandene Biotop bleiben sollen. Auch Industrie und Gewerbe bräuchten ihren Platz, „um Unternehmen Raum zur zukünftigen Entwicklung zu bieten und damit die wirtschaftliche Zukunft der Stadt Köln zu sichern“, argumentiert die Stadt. 

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