Zum MitnehmenVerein „Mitternachtsmission“ verteilt Weihnachtsessen an Bedürftige

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Mitternachtsmission

15 Mitarbeiter der Johanniter verteilten das warme Weihnachtsessen und Geschenktaschen an Bedürftige.

Köln – Alljährlich richtet der Verein „Mitternachtsmission“ an Heiligabend im Wartesaal am Dom eine Weihnachtsfeier aus, zu der Hunderte Bedürftige und alleinstehende Menschen kommen. In diesem Jahr war alles anders.

Wegen der Ansteckungsgefahr in der Corona-Pandemie hatte das Ordnungsamt die Feier untersagt. Das alternative Angebot hatte es jedoch erlaubt: die weihnachtliche Essens- und Geschenkausgabe draußen, unter dem Dach vor dem zurückgesetzten Erdgeschoss des Domforums, das den Platz zur Verfügung gestellt hatte. „Wir sind einfach glücklich, dass wir hier sind“, sagte Helmut Brügelmann, Vorsitzender der Mitternachtsmission, und hob hervor: „Wir hätten das ohne die Johanniter nicht hinbekommen.“ Diese hatten das Essen, für das der Verein die Zutaten besorgt hatte, gekocht, und etwa 15 von ihnen teilten es aus: Rindergulasch, Rotkohl und Spätzle, abgefüllt in Styroporboxen. Außerdem gab es Kaffee, Tee und Kaltgetränke.

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Von Mittag an stellten sich bei kaltem und teils nassem Wetter zahlreiche Gäste ein. Außer den Johannitern waren etliche ehrenamtliche Helfer im Einsatz, die unter anderem die Aufgabe hatten, auf die Einhaltung der Abstände zu achten. Jedem Gast wurden die Hände mit einem Desinfektionsmittel besprüht. Dann gelangte er in einen mit Absperrbändern gebildeten Gang und bewegte sich an einer Reihe Biertische vorbei. Außer der Mahlzeit konnte sich jeder eine der 300 Geschenktaschen abholen, die zum Beispiel mit Süßigkeiten, Gebäck und Hygieneartikeln gefüllt waren. Zu den Sponsoren zählte der Lions Club Köln Stadtwald; von diesem sei eine „großzügige Spende“ gekommen, sagte Brügelmann. Wie jedes Jahr war auch Wolfgang Ostermann vor Ort, Schatzmeister der Mitternachtsmission.

„Erstaunlich schnell“ habe er die Mahlzeit und die Geschenke bekommen, sagte Hans, 39 Jahre alt, der seinen Hund mitgebracht hatte. Bei anderen Essensausgaben in der Stadt müsse man zurzeit lange warten. „Echt schwierig“ sei das Leben als Obdachloser in Corona-Zeiten. Immerhin habe er seit zwei Monaten ein provisorisches Obdach: Er wohnt im Rechtsrheinischen in einem „Little Home“, einem mobilen Minihäuschen aus Holz.

„Wir waren mal Leistungsträger und sind in Hartz IV abgerutscht“, sagte die 60-jährige Birgit, die in eine städtischen Notunterkunft lebt. „Viele im Umfeld von Dom und Hauptbahnhof sind psychisch krank geworden, drogenabhängig oder Alkoholiker.“ Auch sie erwähnte, wegen der Corona-Beschränkungen sei es schwieriger geworden, die Hilfsangebote für Wohnungslose zu nutzen, etwa im Vringstreff im Severinsviertel oder im Lobby-Restaurant in der Domstraße. „Es ist nicht für ausreichend Platz für alle“, sagte sie; zu den obdachlosen Bedürftigen kämen Flüchtlinge und „Sozialrentner“ hinzu. Sie hofft, im nächsten Jahr wieder im Wartesaal mitfeiern zu können, so wie sie es all die Jahre zuvor getan hat: „Die Atmosphäre ist immer schön.“ Helmut Brügelmann lobte sie für sein „vorbildliches Verhalten“. 

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