OB-Kandidat Kockerbeck holte 6,1 Prozent bei der OB-Wahl. Für die Stichwahl zwischen Aymaz und Burmester gibt er keine Empfehlung.
Kölner KommunalwahlDie Linke ist so erfolgreich wie nie – zwei Direktmandate im Stadtrat

Nadine Mai (v.l.n.r., Vorsitzende Die Linke), Heiner Kockerbeck (OB-Kandidat) und Isabel Gerken (Ratskandidatin).
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Julia Hahn-KloseDie Linke hat in Köln erstmals zwei Direktmandate geholt: Isabel Gerken zieht mit klarem Vorsprung für Kalk in den Stadtrat ein. Unter Hochspannung stand Attila Gümüs, der schließlich mit nur sechs Stimmen Vorsprung das Direktmandat für Mülheim gewann. Die Linkspartei kommt nun im Rat auf insgesamt zehn Sitze, so viele wie noch nie. Parteichefin Nadine Mai sagte auf der Wahlparty im Mülheimer Kulturbunker: „Was für ein geiles Ergebnis wir geholt haben. Auf die Direktmandate haben wir gehofft, aber so wirklich geglaubt, hatte ich es fast nicht.“
Die Partei setzte große Hoffnungen in diesen Wahlsonntag. Mit der Ratswahl wollten die Kölner Linken erstmals direkt Kandidaten in den Rat schicken – gleich vier waren das Ziel. Auch wenn es nur zwei schafften, feierte die Linkspartei Sonntagnacht mit Discolicht und DJ ihren Erfolg, besonders ihr zweistelliges Ergebnis für den Stadtrat: 10,8 Prozent holten sie. Der Linkspartei fehlte nicht viel und sie hätte ihr Ergebnis von 2020 verdoppelt, 6,5 Prozent holte sie damals. Seit 2009 ist sie im Rat vertreten, seit 2014 war sie es mit sechs Mitgliedern. OB- und Spitzenkandidat Heiner Kockerbeck sagte: „Wir merken schon jetzt, dass wir unter den anderen Kölner Parteien an Achtung geownnen haben. Dieses Gewicht werden wir einsetzen.
Linkspartei seit der Bundestagswahl in Aufschwung
Wir wollen nicht unbedingt in einem Haushaltsbündnis dabei sein. Wir wollen etwas verändern.“ Seit der Bundestagswahl ist die Linke im Aufwind, als sie im Februar ihr bislang bestes Ergebnis in Köln einfuhr. Die Mitgliederzahl der Linkspartei wuchs im Vorjahr in Köln um 1000 Mitglieder auf 3000 an. Die Eintrittswelle riss seitdem nicht ab, vor einem Monat zählte sie zuletzt 3600 Mitglieder. Schon die Bundestagswahl hatte der Linken ein historisches Ergebnis beschert: Sogar die Kandidaten selbst hatte es überrascht, in vier Kölner Stadtteilen die meisten Erststimmen bekommen zu haben. Zwar stellten sie am Ende nicht die Direktmandate – die Kölner Stadtteile machen bei der Bundestagswahl nur einen Bruchteil der insgesamt vier Wahlbezirke aus, für den jeweils nur ein Abgeordneter direkt gewählt werden kann. Aber es schürte die Hoffnung, bei der Kommunalwahl nun erstmals Direktmandate für den Stadtrat zu gewinnen. Und zwar in etwa dort, wo sie zuletzt Stimmen abräumte.
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Der Wählerzuspruch hielt seit Februar an. Besonders hoch waren am Sonntag die Erwartungen an die Studentin Isabel Gerken – die sie erfüllen konnte. Im Wahlbezirk Kalk 2, der Hochburg der Linken, holte sie 27,7 Prozent, mit sechs Prozentpunkten Abstand zum Grünen-Kandidaten. Im Kulturbunker stand sie fast zitternd auf der Bühne, als das Ergebnis reinkam: „Wichtig ist nicht nur, dass die 27 vorne steht, sondern auch, dass wir die AfD klein gemacht haben“, sagte Gerken vor der jubelnden Menge. Sie stand auch auf Platz zwei der Ratsliste. Richtig spannend war es für Tontechniker Attila Gümüs (48), den die Linke für den Wahlbezirk Mülheim 4 aufstellte. Auf dem Balkon des Kulturbunkers aktualisierte er ab zehn Uhr die Ergebnisse auf seinem Handy. „Das war ein Krimi im Endspurt“, sagte er. Bis feststand: mit nur sechs Stimmen mehr überholte er Max Derichsweiler, den bisherigen stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Grünen.
Kockerbeck holte bei der OB-Wahl 6,1 Prozent
Auf 26 Prozent kam Gümüs. „At-ti-la, At-ti-la“ riefen die Parteimitglieder im Kulturbunker. Im Stadtteil Chorweiler lag die Hoffnung auf Dena Schafie (23), die aber weit zurück lag und mit Platz elf auch knapp nicht über die Reserveliste in den Rat kam. Auch im Wahlbezirk Kalk 1, zu dem Humboldt-Gremberg zählt, konnte Denis Badorf (32) nicht das erhoffte Direktmandat holen, er zog ebenfalls nicht über die Liste ein. Von den bisherigen sechs Ratsmitgliedern der Linken hörten fünf auf, nur der bisherige Co-Fraktionschef Kockerbeck bleibt. Kockerbeck führte die Linke als Oberbürgermeisterkandidat und Spitzenkandidat für den Rat durch den Wahlkampf.
Der 61-jährige Lehrer kam in der OB-Wahl auf 6,1 Prozent, Platz fünf der 13 Kandidaten. 2020 war Jörg Detjen als OB-Kandidat der Linkspartei angetreten, er hatte 7,2 Prozent der Stimmen geholt. Kockerbeck sagte Sonntagabend: „Bei dem Bewerberfeld bin ich damit zufrieden“, sagte er. Hans Mörtter und Mark Benecke hätten in seinem „Wählerreservoir gefischt“. Der OB-Wahlkampf sei ihm wichtig gewesen: „Ich habe mich für unsere Partei reingehängt, um unser Programm dort zu vertreten.“ Kockerbeck sagte: „Wir wollen natürlich auch unser Gewicht in das Ergebnis der Stichwahl einbringen.“ Danach gefragt, ob die Linke Torsten Burmester oder Berivan Aymaz in der Stichwahl unterstützen würden, wollte er sich noch nicht festlegen: „Die Grünen müssten sozialer werden und die SPD ökologischer.“