Feminismus-Ikone bell hooks totDie einzige Frau, die Beyoncé kritisieren durfte
Washington – Das erste Buch, das Gloria Jean Watkins veröffentlichte, war ein schmaler Band mit Gedichten. Als Künstlername wählte sie bell hooks. So hieß ihre Großmutter mütterlicherseits, die für ihre bissigen Kommentare innerhalb der Familie berüchtigt war. Auf die Kleinschreibung bestand sie, weil man die Substanz in ihren Büchern suchen sollte, nicht in ihrer Person.
Ihr substanziellster Beitrag folgte kurz darauf: In „Ain’t I a Woman“ legte bell hooks 1981 überzeugend dar, warum ausgerechnet der universelle Anspruch des Feminismus der zweiten Welle schwarze Frauen und Frauen aus der Arbeiterklasse ausschließe. Ja sogar die Entwertung der schwarzen Frau durch ihre sexuelle Ausbeutung während der Zeit der Sklaverei fortsetze.
Freilich war „Ain’t I a Woman“ keine Absage an den Kampf um Gleichberechtigung, sondern vielmehr die Geburt eines schwarzen Feminismus, der um die unterschiedlichen Erfahrungen und die ungleichen Möglichkeiten verschiedener Gruppen von Frauen weiß.
Kamala Harris lobt sie als Vorreiterin
Damit galt nun auch bell hooks, Kleinschreibung hin oder her, selbst als Person von Substanz, als heldenhafte Vorreiterin – wie ihr die amerikanische Vize-Präsidentin Kamala Harris nachrief – im Kampf gegen das weiße kapitalistische Patriarchat. Fortan ließ sich bell hooks von ihren vielfältigen Interessen leiten, schrieb über Literatur und Kunst ebenso wie über Buddhismus und das Selbstbildnis schwarzer Männer, schreckte weder vor Selbsthilfe-Büchern zurück, noch vorm postmodernen Universitätsdiskurs.
Und obwohl sie sich stets gegen die Charakterisierung als öffentliche Intellektuelle verwahrte, war sie doch genau das geworden: Eine Stimme, die gehört wurde, mit einem Werk, das für junge Amerikaner als Rüstzeug geistiger Reife unverzichtbar war.
Das könnte Sie auch interessieren:
Als Beyoncé vor fünf Jahren ihr allseits gelobtes Album „Lemonade“ veröffentlichte, gehörte bell hooks zu den wenigen Kritikern des Werks: „Lemonade“ sei kein feministisches Manifest, sondern nur kapitalistische Geldmacherei vom Feinsten, schrieb sie im „Guardian“: „Um wirklich frei zu sein, müssen wir uns dafür entscheiden, nicht nur Widrigkeiten zu überwinden, sondern ein Leben mit nachhaltigem Wohlbefinden und Freude zu führen.“
Am Mittwoch starb bell hooks nach längerer Krankheit in Kentucky, dem US-Bundesstaat, in dem sie 69 Jahre zuvor geboren worden war.