Aquarium ohne FischeHans Kotters Lichtobjekte im Kölner Museum für Angewandte Kunst

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Manchmal ist Licht vor allem zum Baden da: Blick in die Kölner Ausstellung

Manchmal ist Licht vor allem zum Baden da: Blick in die Kölner Ausstellung

  • Die neue Ausstellung „Licht, Farbe, Raum” im Kölner Museum für Angewandte Kunst zeigt Lichtobjekte von Hans Kotter.
  • Hingen diese im Museum Ludwig, müsste man die Nase rümpfen. Eine Gehminute entfernt im Museum für Angewandte Kunst kann man hingegen ein Auge zudrücken.
  • Unser Kunstkritiker hat die Ausstellung besucht.

Man kennt diese Wirkung von Aquarien oder Bildschirmschonern: Es ist leuchtend bunt, es bewegt sich was und lullt einen auf angenehme Weise ein. In der eigenen Wohnung würde es sich bestimmt gut machen, und warum soll Kunst eigentlich immer so verdammt anregend sein? Ein bisschen Abschalten mit Anspruch haben wir uns in Coronazeiten schließlich alle verdient.

Hingen Hans Kotters Lichtobjekte im Museum Ludwig, müsste man die Nase rümpfen. Eine Gehminute entfernt im Museum für Angewandte Kunst kann man hingegen ein Auge zudrücken und sich fallen lassen in die seelenschmeichelnden, technisch perfekten und blank polierten Illusionen des Berliners. Klar, das ist letztlich mehr Dekoration als Kunst in Großbuchstaben, aber wahrscheinlich genau deswegen gut verkäuflich und ebenso gut anzusehen.

„Licht, Farbe, Raum“ heißt die Ausstellung, mit der das Museum Kotters Werk im Rahmen des Lichtkunstfestivals Collumina vorstellt. Ein Schlüsselbegriff fehlt allerdings in der titelgebenden Aufzählung, denn am wirkungsvollsten arbeitet Kotter mit Spiegeltricks. Sie sorgen dafür, dass Lichtröhren in Plexiglaskästen in unendliche Tiefen zu führen scheinen oder so elegant die Biege machen, als gehörten sie zum Abwassersystem des Hauses. Ganz behutsam wechseln die warmen Farben ihre Töne, hier und da sind Luftblasen in den pulsierenden Kästen wie in Bernstein eingeschlossen. Vor dem kunstvollen Wahnsinn eines M.C. Escher ist man bei diesen räumlichen Illusionen stets gefeit; was die Werke etwas eintönig macht, die Hirnwindungen aber immerhin nicht überfordert.

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Auch bei Kotters, wie er sagt, eher „konzeptionellen“ Arbeiten, kommt man ohne begleitende Erklärungen aus; die Titel sagen meist schon alles. Eine Reihe von Leuchtstäben, die wie Pfeile und ziemlich weit gestreut in der Wand stecken, heißt „Practicing“, weil man als Künstler auch mal daneben schießt und Übung halt den Meister macht. Und eine frei schwebende Installation aus aufleuchtenden und verlöschenden Leuchtröhren nennt Kotter „Rise and Fall“, um das Auf und Ab der Lichtsequenzen zu illustrieren.

Ein wenig mehr gedankliche Widerhaken würden einer Museumsausstellung sicherlich nicht schlecht anstehen. Andererseits gibt Hans Kotters weltweiter Erfolg im Grenzbereich von Kunst und Design den Kuratoren irgendwie auch recht. Sein Werk ist pflegeleicht, wird steckdosenfertig geliefert und nimmt sich im gehobenen Haushalt wie ein diskreter Diener aus. Manchmal ist Licht eben vor allem zum Baden da.

„Hans Kotter – Licht, Farbe, Raum“, Museum für Angewandte Kunst, An der Rechtschule, Köln,

Di.-So. 10-18 Uhr, bis 26. April

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