Henry Maske bei „Hart aber fair“„Der Russe war ja wohl nicht so schlecht, oder?“

Lesezeit 3 Minuten
HAF_24_10_2022-5

Henry Maske zu Gast bei „Hart aber Fair“

Köln – Im Rahmen eines Themenabends in der ARD diskutierte Moderator Frank Plasberg am Montagabend, 24. Oktober bei „Hart aber fair“ mit seinen Gästen über die unterschiedliche Haltung von Ost- und Westdeutschen zu Russland und dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Woher stammt in Teilen Ostdeutschlands die Nachsicht mit Russland?

Unter dem Titel „Eine Frage der Herkunft: Warum sehen Ost- und Westdeutsche Russlands Krieg so anders?“ äußerten sich der ehemalige Boxweltmeister Henry Maske, Historiker Stefan Creuzberger, Publizist Ralf Fücks, Politikberaterin Antje Hermenau und Journalistin und Autorin der ARD-Reportage „Russland, Putin und wir Ostdeutsche“, Jessy Wellmer zum Titel der Sendung.

„Hart aber fair“: Eine Frage der Generation

„Es ist immer eine Frage der Herkunft und natürlich gab es bei uns diese Nähe zu Russland und der Sowjetunion. Uns hat man gesagt: das sind die Guten“, erzählte Henry Maske, der in Brandenburg geboren und aufgewachsen ist aber inzwischen seit rund 30 Jahren in Westdeutschland lebt. Dass ändere aber nichts daran, dass er den Krieg klar verurteile.

Alles zum Thema Hart aber fair

Diese Sichtweise sei eine Generationen-Frage, ordnete Historiker Stefan Creuzberger dagegen ein: „Auch in der DDR war das meist keine Freundschaft auf Augenhöhe. Es ist zum Teil eine verklärende Erinnerung, weil es eine staatlich inszenierte Freundschaft war im Sinne der sowjetischen Interpretation.“

Den Aspekt der Generationen hob auch, die in Ostdeutschland aufgewachsene, Journalistin Jessy Wellmer hervor. Auf ihrer vierwöchigen Reise durch die neuen Bundesländer habe sie gemerkt: je älter die Befragten waren, desto größer war die Zuneigung zu Russland. Der Westen Deutschlands werde dagegen immer in Verbindung mit den USA gebracht.

„Hart aber fair“: Benachteiligung im Osten Deutschlands?

Antje Hermenau, ehemaliges Mitglied der Grünen aus Ostdeutschland, plädierte dafür, nicht alle russichen Bürger zu verurteilen: „Ich kann nicht ein ganzes Volk in Sippenhaft nehmen. Ich halte den Krieg für völlig falsch und weiß auch nicht, warum er ihn angefangen hat. Gesamtdeutsch sollte man betrachten, wie man sich Putin gegenüber verhalten hat.“

Wie tief die emotionale Verbindung zur Sowjetunion bei Maske ist, zeigte sich, als Creuzberger von Michail Gorbatschow sprach, der die Deutsche Einheit mit ermöglicht habe. Maske hakte ein: „Wo ist der her?“ Creuzberger antwortete irritiert: „Aus der Sowjetunion.“ Maske: „Der Russe war ja wohl nicht so schlecht, oder?“

„Hart aber fair“: Menschen in Ostdeutschland verdienen weniger

Bei der Diskussion ging es auch um die Frage, ob Menschen in Ostdeutschland stärker unter den Sanktionen leiden, verdienen sie doch im Durchschnitt immer noch etwa 22 Prozent weniger als Menschen im Westen der Bundesrepublik.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes verfügen sie außerdem über 52 Prozent weniger Vermögen als Westdeutsche. Auch die Arbeitslosenquote liegt mit 6,8 Prozent über der in Westdeutschland (5,1 Prozent). In Ostdeutschland werde darüber hinaus 43 Prozent weniger vererbt. Dies müsse nach Meinung von Ralf Fücks jedoch im Zusammenhang betrachtet werden.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Die neuen Bundesländer gibt es erst seit 1990, da ist es klar, dass die Menschen dort weniger Vermögen anhäufen konnten“, sagte der Publizist. Er forderte stattdessen die positiven Apsekte, wie zum Beispiel die Entwicklung der Infrastruktur oder des Gesundheitssystems, zu betrachten.

Abschließend stellte Frank Plasberg die Frage „Mit wem wollen Sie für vier Wochen tauschen?“. Historiker Stefan Creuzberger antwortet zügig: „Mit Henry Maske! Ich finde, Sie sind ein wunderbares Beispiel für Gesamtdeutschland.“

KStA abonnieren