„Hart aber fair“ über OlympiaFrank Plasberg stellt treuherzige Frage zu China

Lesezeit 3 Minuten
HaF 010222

Felix Lee (l.) und Frank Plasberg

Köln – Man ist mittlerweile tendenziell für jeden TV-Talk froh, in dem es mal nicht um Corona geht. Bei der jüngsten Ausgabe von „Hart, aber fair“ war dafür freilich auch die Einbindung der Sendung in einen Themenabend über China und die dort in Kürze startenden Olympischen Winterspiele verantwortlich. Außerdem blieb Corona auch diesmal nicht ganz draußen: Die strikte Abriegelungspraxis des Pekinger Regimes wird halt auch mit den Notwendigkeiten einer effizienten Pandemiebekämpfung begründet.

Der größte Mangel des aktuellen Talks war der Mangel an Kontroverse. Ganz gleich, ob sich nun der frühere Skirennläufer Christian Neureuther, die DLF-Sportjournalistin Marina Schweizer, der CDU-Außenpolitiker Jürgen Hardt, der „Taz“-Wirtschafsjournalist Felix Lee oder die ARD-Peking-Korrespondentin Tamara Anthony zur Sache äußerte – die Einschätzung war im Prinzip die nämliche: Das IOC hätte die Spiele nie nach China geben dürfen. Durch diese Entscheidung werde völlig unnötig eine brutale, die Menschenrechte mit Füßen tretende und darüber hinaus international immer aggressiver auftretende Diktatur aufgewertet, die Olympia absehbar zu einer Propagandashow in eigener Sache umfunktionieren werde.

Und nicht zuletzt: Das in Zeiten des Klimawandels wichtige Siegel umweltpolitischer Nachhaltigkeit verdiene dieses Kunstschnee-Spektakel am allerwenigsten. Wie auch immer: So ein richtiger China-Versteher hätte der Runde in jeder Hinsicht gut getan. Stattdessen brutzelte man im Topf eines universellen Einverständnisses behaglich-langweilig vor sich hin.

Alles zum Thema Hart aber fair

Frank Plasberg stellt Frage nach kritischer Berichterstattung zu Olympia

Berechtigt und auch zielführend war immerhin Frank Plasbergs treuherzige Frage: Führen gerade kritische Sendungen wie seine eigene, die ja im Vorfeld der Spiele verstärkt zu gewärtigen seien, der chinesischen Führung nicht drastisch vor Augen, dass sie sich mit Olympia halt auch viele ihrem weltweiten Ansehen abträgliche Nachteile aufhalst? Nein, lautete die deprimierend-ernüchterte Antwort aus der Runde: Wie in westlichen Demokratien über das chinesische System gedacht wird, ist den dortigen Machthabern mittlerweile ziemlich schnuppe. Tatsächlich sei der Westen ja auch, weil Schlüsselindustrien wie Teile der Autobranche in China mittlerweile mehr produzierten als im (z.B. deutschen) Inland, erpressbar geworden.   

Das könnte Sie auch interessieren:

China-Bashing auf allen Kanälen? Nun ja, wenigstens in der ARD war das den Montagabend über der Fall. Und ganz unabhängig davon, wie ein Xi Jinping über die Darstellung und Bewertung seines Landes im deutschen Fernsehen denkt: Hiesige TV-Zuschauer haben schon das Recht, genauer zu erfahren, was es mit den Austragungsorten der aktuellen olympischen Spiele so auf sich hat. Besonders erfreulich ist das jedenfalls alles nicht.

Allerdings: Wer dafür plädiert, Winterspiele nur noch in schneesicheren Regionen wie den Alpen stattfinden zu lassen, sei darauf hingewiesen: In Zeiten des Klimawandels geht auch die Schneesicherheit in den Alpen ihrem Ende entgegen. Mit der Folge, dass der alpine Wintersport auch in unseren Regionen zur Disposition steht. Oder doch stehen sollte. Solchermaßen könnte der Blick nach China für Sportbegeisterte hierzulande durchaus Anlass sein, sich mal an die eigene Nase zu fassen.  

KStA abonnieren