Ketterer kommt nach KölnSo kämpfen Auktionshäuser um Sammler und Marktanteile

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Eine Mitarbeiterin des Auktionshauses Van Ham geht am Bild "Buste de femme" aus dem Jahr 1971 von Pablo Picasso vorbei.

Eine Mitarbeiterin des Auktionshauses Van Ham geht am Bild 'Buste de femme' von Pablo Picasso vorbei. Am 5. Juni wird das Werk in Köln versteigert.

Mit dem Neuzugang Ketterer Kunst werben nunmehr vier große Auktionshäuser in Köln um die Gunst der Sammler. Trotzdem werden die großen Umsätze anderswo gemacht.

Auch Auktionshäuser mit einem Jahresumsatz von mehr als 100 Millionen Euro haben es auf dem Kölner Immobilienmarkt derzeit nicht leicht. Sechs Monate arbeitete Cordula Lichtenberg, Statthalterin von Ketterer Kunst im Rheinland, aus dem Heimbüro, bis sich eine passende Gelegenheit ergab. Zuvor hatte Ketterer seine Düsseldorfer Filiale räumen müssen – der Ortswechsel kam Lichtenberg aber gerade recht: „Köln ist der bessere Standort.“

Ketterer Kunst setzte zuletzt 100 Millionen Euro um

Der neue Standort liegt mitten im Kölner Galerienviertel und kann „Räume mit Geschichte“ vorweisen, so Lichtenberg. Erst im Dezember war der legendäre Galerist Michael Werner mit einigem Geschimpfe über Köln aus der Gertrudenstraße ausgezogen, um sich auf seinen Berliner Hauptsitz sowie seine Filialen in New York und London zu konzentrieren. Bei den deutschen Auktionshäusern für moderne Kunst scheint der von Werner beklagte Kölner Niedergang allerdings nicht angekommen zu sein. Nach Sotheby’s ist Ketterer der zweite prominente Neuzugang der letzten Jahre. Mit den alteingesessenen Lempertz und Van Ham wird daraus ein Quartett, das sich auch international sehen lassen kann.

Allerdings wird Robert Ketterer seine Auktionen weiterhin am Stammsitz München abhalten – in Köln sind jährlich zwei Vorbesichtigungen und gelegentliche Sammlungspräsentationen geplant. Ansonsten geht es Ketterer um Kundennähe und Kundenpflege in einer Region, die mehr potente Sammler zählt als jede andere in Deutschland. Sebastian Neußer, Senior Director bei Ketterer, sieht in Köln gleichwohl keinen grimmigen Konkurrenzkampf um mögliche Einlieferer heraufziehen. „Der Kunstmarkt ist dafür viel zu transparent“, sagt er. Will heißen: Wer Millionenwerte versilbern möchte, holt für gewöhnlich ohnehin Angebote bei allen großen Kunstversteigerern ein.

Außenansicht der Kölner Filiale des Auktionshauses Ketterer.

Die Filiale des Auktionshauses Ketterer Kunst in der Kölner Gertrudenstraße

Die feine Form des Witwen- und Erbenschüttelns gehört aber weiterhin zum Geschäft. In Köln fehlt dafür von den führenden einheimischen Kunstverkäufern nur noch Grisebach, Sotheby’s läuft als Ableger eines multinationalen Riesen im mittelständischen deutschen Kunstmarkt etwas außer Konkurrenz. Auch bei einem der „urkölschen“ Händler hat sich zuletzt einiges bewegt: Van Ham ging eine Vermarktungsallianz mit dem Münchner Auktionshaus Karl & Faber ein, gemeinsam möchten die vergleichsweise Kleinen (Van Ham setzte vergangenes Jahr 40 Millionen Euro um, die Münchner meldeten für 2021 rund die Hälfte) ihre Reichweite erhöhen. Zumindest für die 500. Auktion ist Van Ham die allgemeine Aufmerksamkeit gewiss. Sein Jubiläum feiert das Haus im Juni mit der Versteigerung eines auf rund zwei Millionen Euro geschätzten Frauenkopfes von Picasso.

Das Kölner Urgestein am Kunstmarkt, das Kunsthaus Lempertz, ist schon seit Jahren mit Versteigerungen in Berlin und Brüssel den eigenen Stadtgrenzen entwachsen. Auch die Vielfalt des Angebots sucht man bei der lokalen Konkurrenz vergeblich. Während sich Ketterer etwa weitgehend auf die besonders lukrative moderne und zeitgenössische Kunst beschränkt, verfügt Lempertz zudem über eine große Expertise in alter Kunst, Antiquitäten, Fotografie, Schmuck und Asiatika. Das Rheinland ist eben nicht allein die Domäne der modernen und zeitgenössischen Kunst in Deutschland; die neurotische Liebe zu den schönen Dingen geht hier weit darüber hinaus.

Gemessen an nackten Umsatzzahlen liefern sich Köln und München derzeit ein enges Rennen um die Spitzenposition im deutschen Kunstauktionsmarkt. Allein bei Ketterer und Karl & Faber summiert sich der Jahresumsatz auf zuletzt rund 120 Millionen Euro, Van Ham und Lempertz kommen gemeinsam auf etwa 90 Millionen Euro. Den großen Unterschied könnte Sotheby's machen, doch der Marktgigant erwirtschaftet bislang lediglich einen Bruchteil seines weltweiten Milliardenergebnisses in Köln. So brachten die aktuellen Frühjahresauktionen gut vier Millionen Euro ein, ähnliche Zahlen meldete die Filiale bei der Versteigerung des Nachlasses von Modestar Karl Lagerfeld. Die von deutschen Sammlern bei Sotheby's eingelieferten Spitzenwerke gehen weiterhin nach London oder New York.   

Ketterer Kunst, Gertrudenstr. 24-28, Köln, Termine nach Vereinbarung

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