Serie ArchitekTourDie spannendsten Gebäude in Nippes, Riehl und Niehl

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Stephanuskirche in Riehl

Köln – Reinhard Lepel ist Optimist. Schließlich ist  selbst dem begeistertsten Kölner klar, dass diese Stadt keine klassische Schönheit ist. Doch wo andere nur Nachkriegstristesse und Bau-Chaos sehen, sieht der Geschäftsleiter des  Kölner Architekturbüros „Lepel&Lepel“ „ganz viel Entwicklungspotenzial“: „In anderen Städten ist ja alles schon gebaut. Viele Bauträger und Entwickler gucken deswegen gerade auf Köln.“

Und vielleicht, überlegt der 62-Jährige,  haben ja das Durcheinander der Baustile und die ganzen Provisorien  sogar etwas mit der Kölner Mentalität zu tun, die  viele so sehr mögen: Offenheit, Vielfalt, Leben und Leben lassen. „Architektur ist ja immer auch Abbild einer Gesellschaft.“

Der Deutzer Hafen, die Technische Hochschule, die  Brachflächen in der Südstadt: „Da träumen doch andere Städte von, dass so etwas noch irgendwo schlummert.“

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 Besonders spannend findet Reinhard Lepel, was zurzeit in Mülheim passiert – zum Beispiel rund um die Ausweichspielstätte des Schauspielhauses: „Das ganze Viertel wird gerade umgekrempelt, das ist ein unglaublich interessanter Standort, – das ist beinahe wie in der Gründerzeit, das explodiert!“

Zu einer  kritischen Bemerkung über Köln lässt er sich dann aber  doch hinreißen: „Wir würden uns wünschen, eine mutigere Architektur hier zu sehen. Was am Ende gebaut wird ist oft unentschlossen, in einem großen Konsens aufgegangen.“

Im November 2019 ist das Architekturbüro auf das Clouth-Gelände in Köln-Nippes gezogen. Auch so eine riesige industrielle Brach-Fläche, die zu einem Wohnviertel umgewandelt wurde. Hier hat „Lepel&Lepel“ den Gewerbehof „Clouth 104“  entworfen – und hier starten wir auch unsere   Fahrrad-Tour zu anderen architektonischen   Sehenswürdigkeiten in der Nähe.

 „Clouth 104“   ist eine Ausnahme in dem Viertel, in dem es  ansonsten fast nur Wohnbebauung gibt. „Das ist gut für die angespannte Wohnungssituation, aber schlecht für eine Durchmischung“, findet Reinhard Lepel.

Auch deswegen  war es den Planern wichtig, dass sich das Gebäude  mit dem Quartier   verbindet: „Bis nachts sind  die Tore offen, wir haben  Carsharing hier, eine Kita, ein kleines Fitnessstudio, Ateliers und hoffentlich bald auch Gastronomie.“

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Reinhard Lepel

Zusammen mit Kölner Architekten und Architektinnen stellen wir interessante Gebäude in der Stadt vor – außerdem interessiert uns, was sie über Köln als Architekturstandort denken. Die Gebäude liegen so nah beieinander, dass sie mit dem Fahrrad oder – mit etwas mehr Zeit – zu Fuß besucht werden können. Reinhard Lepel ist im Kölner Agnesviertel aufgewachsen und studierte an der RWTH Aachen und in Venedig an der UIAV. 1993 gründete er mit seiner Frau, der Innenarchitektin Monika Lepel, das Büro „Lepel & Lepel“. Zuletzt entstanden in Köln unter anderem das  „Ernst-Flatow-Haus“  für die Evangelische Kirchengemeinde Köln-Ehrenfeld,  das Lofthaus im Belgischen Viertel, die Innenarchitektur HRS am Breslauer Platz, und die Innenarchitektur vom Microsoftstandort Köln.

Als Zugabe empfiehlt Reinhard Lepel für diese Tour das Schau-Gewächshaus von dem Kölner Architekten Ulrich Königs, das gerade in der Flora gebaut wird.

Ein Architekturführer Köln  ist erhältlich unter shop.ksta.de

Halle 17

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Gebäude: Halle 17 Architekten: Jürgensen & Jürgensen Baujahr: 2015 - 2018 Adresse: Luftschiff-Platz/Clouth-Gelände Wissenswertes:  Die denkmalgeschützte Ziegelfassade sowie Teile der historischen Stahlfachwerkkonstruktion der ehemaligen Produktionshalle blieben erhalten.

Die erste Station auf unserer Tour liegt  ebenfalls auf dem Clouth-Gelände: Eine denkmalgeschützte Fabrikhalle, die  hauptsächlich zu  Wohnungen umgebaut wurde: „Leider ist von der Halle außer den paar Trägern wenig übrig geblieben.“

Sankt Engelbert

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Gebäude: St. Engelbert Architekt: Dominikus Böhm  Baujahr: 1930 bis 1932 Adresse: Garthestraße 15, Köln-Riehl Wissenswertes: Diese Kirche mit dem Spitznamen „Zitronenpresse“ gilt als  einer der Ursprungsbauten moderner Kirchenarchitektur.

Mit dem Fahrrad geht es weiter  ins benachbarte Riehl zur Kirche St. Engelbert von Dominikus Böhm, zu der Architektur-Touristen aus der ganzen Welt pilgern. “Eine einmalige, mutige Konstruktion“, findet Reinhard Lepel.  „Was später Gottfried Böhm weiter entwickelt hat, mit den noch plastischeren Gebäuden, ist hier alles schon da.“

Stephanuskirche

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Gebäude: Stephanuskirche Architekt: Fritz G. Winter Bauzeit: 1963-1965 Adresse: Brehmstraße 6, Köln Riehl Wissenswert: Die Stephanuskirche wurde gerade von „Zeller Kölmel Architekten“ mit einer ungewöhnlichen Lösung saniert, was auch beim diesjährigen Kölner Architekturpreis Anerkennung fand. „Beeindruckend“ findet auch  Reinhard Lepel das Glaskunstwerk, das sich  über die beiden Hauptfassaden zieht.

Nicht  so bekannt, aber definitiv auch einen Besuch wert ist die kleine Stephanuskirche in der Nachbarschaft, die mit ungewöhnlicher Architektur und einer noch ungewöhnlicheren Sanierung überrascht.

Dönges

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Gebäude: Fabrik- und Bürogebäude der Glaserei „Dönges“ Architekten: b&k+ Brandlhuber GmbH & Co. KG Baujahr: 2003 Adresse: Pasteurstraße 1a, Köln-Niehl Wissenswert:  Arno Brandlhuber und Bernd Kniess bauten in Köln unter anderem  ein nur 2,56 Meter breites Wohnhaus am Eigelstein.

Nur etwas weiter, in Niehl, haben  „b&k+ Brandelhuber GmbH & Co. KG“ ein  Fabrik- und Bürogebäude für die Glaserei Dönges gestaltet. Mitten in einem in die Jahre gekommenen Industriegebiet steht – wie von einem anderen Stern – das moderne, grünliche Glasgebäude. „Wir kennen immer die Fotos, wo es alleine zu sehen ist“ amüsiert sich Reinhard Lepel über diesen Stil-Mix: „Aber dieses ganze Ensemble hat doch etwas sehr Kölsches.“

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