Kommentar zum Kölner „Ziegelneger“-BildErlaubt ist, was gefällt – oder auch nicht

Georg Herold
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- Der Kölner Künstler Georg Herold hat 1981 ein comichaftes Bild gemalt, das eine rassistische Gewalttat zeigt.
- Der Titel „Ziegelneger“ war schon damals eine Provokation. Jetzt fordern Aktivisten, das Gemälde, das derzeit im Frankfurter Städel Museum gezeigt wird, solle abgehängt werden. Ein Kommentar.
Köln – „Solange man auf falschen Pfaden unterwegs ist, ist einfach alles erlaubt.“ Das sagte Georg Herold, als ihm 2017 das Bonner Kunstmuseum eine Retrospektive zum 70. Geburtstag schenkte, und vor all den Arbeiten, mit denen der Kölner Künstler die Pfade des guten Geschmacks oder des Gut-Gemachten zielstrebig verlassen hatte, passte der Satz wie der kalauernde Titel unter ein typisches Herold-Werk. Man konnte sich vor Ort kaum dem Gedanken entziehen, dass Kunst ein anderes Wort für Freiheit ist.
Das Ampelsignal steht auf Ironie
Im Moment wähnen sehr viele Herold auf einem falschen Pfad, doch leiten sie daraus keine Erlaubnis ab. Es geht um ein Gemälde von 1981, auf dem Herold comicartig zeigt, wie einem lilafarbenen Mann ein aus einer Gruppe bleicher Typen geworfener Ziegelstein an den Kopf fliegt; eine Ampel leuchtet dazu grün, als sei es gerade erlaubt, derlei zu tun. Das Bild trägt den Titel „Ziegelneger“, wird derzeit im Frankfurter Städel Museum ausgestellt und soll, so die Forderung, abgehängt werden.
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Die Argumente dafür sind geläufig (Verwendung des N-Worts, Anmaßung, struktureller Rassismus) und lassen sich nicht allein mit dem Hinweis vom Tisch wischen, dass Herolds Ampelsignal auf Ironie steht. Es geht vielmehr um die alte Frage, welche Freiheit wir der Kunst zugestehen möchten. Darin liegt durchaus die Gefahr, für die Kunst erobertes Terrain wieder zu verlieren. Aber das gehört zur Freiheit nun mal dazu. Und schon 1981 galt, dass nicht alles, was erlaubt ist, auch allen gefällt.