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Kommentar zum LiederabendSingt Heino zu deutsch für Düsseldorf?

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Heino und Hannelore sitzen bei der Eröffnung des Oktoberfestes 2019 in einem Festzelt in ihrem Wohnort Bad Münstereifel.

Köln – Sprache schafft Tatsachen - diese Erkenntnis hat sich inzwischen durchgesetzt. Glücklicherweise. Wer wollte ernsthaft wieder zurück ins letzte Jahrtausend, als man noch unbekümmert Minderheiten sprachlich diffamieren oder auch einfach nur ignorieren konnte? Ach ja, beinahe vergessen: Ein paar sehr Lautstarke aus der Fraktion „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“.

Die dürfte die Debatte über Heinos „Deutschen Liederabend“ in ihrer Weltsicht bestätigt haben. An dem Titel nahm die Düsseldorfer Tonhalle nämlich Anstoß und wollte den Abend so nicht bewerben.

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Zu deutsch? Ein Plakat zur 2021-Tour des Schlagersängers Heino.

Das Tonhallen-Management fand den „Deutschen Liederabend“ zu „tümelnd" und das ist er zweifellos. Aber tümeln ist ja Heinos Kernkompetenz - man müsste sein Geld zurück verlangen, wenn es bei einem Heino-Konzert nicht wenigstens ein bißchen tümeln würde.

Ja, wir sind vorsichtig geworden, manchmal sogar empfindlich, wenn es um die Wirkmacht von Worten geht. Und das ist richtig so - aber es geht eben auch manchmal schief.

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Die Tonhalle verwies auf eine städtische Richtlinie, derzufolge städtische Räume „kein Ort für Hetze“ seien. Und der Tonhallen-Manager vergaloppierte sich später in grammatikalischen Spitzfindigkeiten: Er habe kein Problem mit deutschen Liedern, aber der Liederabend selbst sei ja nicht deutsch.

Düsseldorfer OB schaltet sich in Heino-Debatte ein

Der Düsseldorfer Oberbürgermeister sprach daraufhin ein Wort der Vernunft und nun darf Heino also weiterhin seinen „Deutschen Liederabend“ zum Besten geben, inklusive schwarz-rot-goldenem Plakat.

„Deutsch“ an sich mag kein Qualitätsmerkmal für einen solchen Abend sein, die Plakat-Gestaltung ist gruselig und grammatikalisch läuft hier vielleicht auch etwas schief. Aber deswegen auf „Hetze“ zu verweisen, entbehrt jeder Grundlage.

Was war das also für eine merkwürdige Debatte? Ein weiterer Beweis für die Diktatur der politischen Korrektheit? Nein, ein weiterer Beweis dafür, dass Demokratie (meistens) funktioniert. Und dafür, dass wir immer bewusster mit Sprache umgehen, sie ständig hinterfragen. Manchmal zu Recht, manchmal nicht.

„Heino goes Klassik“ - wie der Abend auf der Webseite der Tonhalle beworben wird - ist übrigens auch alles andere als sprachlich elegant. Dann doch lieber: tümeln.