Kommentar zur SPD-KandidaturAlles lacht auf Böhmermanns Kommando

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Jan Böhmermann 

So langsam übernehmen die Fernsehkomiker die Welt. Sie regieren bereits in der Ukraine, in Italien, in den USA (oder hat jemand Donald Trump in „The Apprentice“ ernst genommen?) und mit Boris Johnson, dem telegenen Pausenclown der englischen Politik, im Grunde auch in Großbritannien. Angesichts dieser Phalanx war es für Jan Böhmermann wohl ein Gebot der Ehre, für die im Ausland verrufene deutsche Komik in die Bresche zu springen; zumal es Martin Sonneborn im Europäischen Parlament lediglich zum Hinterbänkler brachte.

Jedenfalls hat Böhmermann im jüngsten „Neo Magazin Royale“ ganz offiziell seine Kandidatur für den vakanten SPD-Parteivorsitz verkündet. Nein, das sei kein Witz, betonte er tapfer und strahlte dabei wie ein Junge, der seinen Eltern gerade einen Streich spielt. Allerdings gebe es noch drei kleine bürokratische Hindernisse: „Formell muss die Kandidatur für den Parteivorsitz bis Sonntag um 18 Uhr eingereicht sein. Ich brauche bis dahin die Unterstützung von fünf SPD-Unterbezirken, einem Bezirk oder einem Landesverband. Ich brauche bis dahin eine gültige Mitgliedschaft in der SPD.“

Und selbstredend braucht er für die gesuchte SPD-Doppelspitze auch eine Mitkandidatin. Dafür fiel dem Kölner Komiker allerdings eine wirklich gewitzte Lösung ein: Die SPD-Frau, die ihm Parteibuch und Unterstützung in der gebotenen Zeit verschafft, darf ihn zum Altar des Parteivorsitzes führen.

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Vielleicht ist Böhmermann ja tatsächlich die letzte Rettung für die älteste Splitter-Partei Deutschlands. Und verglichen mit chinesischen Parteitagen ist das „Neo Magazin Royale“ allemal ein Quell der Freude. Warum sollten also nicht westliche Komiker gegen den spaßbefreiten Kommunismus in den Kampf der Weltsysteme ziehen?

Bliebe noch die Hybris der Macht; vor der wäre vermutlich auch Jan Böhmermann nicht gefeit. Statt wie einst im DDR-Parlament den größten Unsinn mit steinerner Miene abzunicken, hieße es dann wohl: Alles lacht auf sein Kommando.

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