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Kulturschock der WocheWarum wir den Ikea-Katalog vermissen werden

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Die letzte Ausgabe

Köln. – Wenn einen hinterrücks das fiese Gefühl befällt, die Zeit rausche nur so an einem vorbei (und für jeden kommt einmal dieser Tag), gibt es ein altbewährtes Hausrezept: Nostalgie. Die bringt zwar keine Heilung, lindert aber nachweislich den Trennungsschmerz. Also sucht man auf YouTube nach Folgen abgesetzter Fernsehserien, wünscht sich das gedruckte Telefonbuch zurück – oder wiegt in Gedanken den Ikea-Katalog in der Hand.

Genau die richtige Labberigkeit

Mit diesem begann für die meisten Deutschen der Einstieg in die eigene Wohnkarriere. Irgendwann zwischen Nestflucht, Trödelmarkt und Designmöbelstudio hat ihn jeder mal zur Hand genommen, um sich das Leben außerhalb des Elternhauses auszumalen. Dafür hatte der Ikea-Katalog genau die richtige Labberigkeit. Er war biegsam wie die Zukunft, handlich wie ein Mitnahmetraum und so leicht, dass er im Inneren unmöglich eine altdeutsche Schrankwand tragen würde. Zugleich wirkte er stabil genug, um darauf etwas aufzubauen – vielleicht sogar eine richtige Beziehung.

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Diese Woche hat der Ikea-Konzern angekündigt, seinen Katalog ab 2021 nur noch in digitaler Form zu produzieren. Der Aufschrei darüber hielt sich in Grenzen, ganz anders, als in den 90er Jahren das „Billy“-Regal zwischenzeitlich aus dem Sortiment genommen wurde. Dessen Ableger tragen meine Bücher bis heute, was wohl für die Haltbarkeit des im Ikea-Katalog verkauften Ideals eines praktisch eingerichteten Lebens spricht.