lit.Cologne SpezialPrecht und Welzer stellen ihr umstrittenes Buch vor

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Precht und Welzer

Richard David Precht (l.) und Harald Welzer 

Köln – Dass wir in unruhigen und unübersichtlichen Zeiten leben, uns mithin nichts dringlicher wünschen als Orientierung, kann man auch am Programm der lit.Cologne Spezial erkennen. Die kleine Herbstschwester des großen Frühjahrsfestivals mit den großen Namen richtet ab dem 5. Oktober ihren Fokus verstärkt auf Sachthemen, schließlich wird der Sachbuchmarkt für die Verlage immer wichtiger.

So schauen mit dem amerikanischen Politikwissenschaftler Francis Fukuyama und dem britischen Historiker Ian Kershaw zwei der einflussreichsten Zeitdiagnostiker der Welt in Köln vorbei. Fukuyama, der einst nach dem Mauerfall berühmterweise das Ende der Geschichte ausrief, macht sich nun in seinem Großessay „Der Liberalismus und seine Feinde“ Gedanken um die Überlebenschancen der Demokratien westlicher Prägung.

Richard David Precht und Harald Welzer stellen ihr Buch in Köln vor

Ian Kershaw geht in seinem neuen Buch „Der Mensch und die Macht“ der Frage nach, inwieweit der Einzelne den Lauf der Geschichte beeinflussen kann. Seine Porträts von „Erbauern und Zerstörern Europas im 20. Jahrhundert“ spannen den Bogen von Lenin bis zu Margaret Thatcher, zwei deutsche Staatsmänner finden sich auch darunter: Konrad Adenauer und Helmut Kohl.

Derweil setzen sich deutsche Intellektuelle mit der Macht der Medien auseinander: Während sich Günter Wallraff um die Zukunft des Investigativjournalismus sorgt, stellen Richard David Precht und Harald Welzer die Frage in den Raum, ob Massenmedien die Demokratie weniger stützen, denn gefährden. Die beiden Talkshowprofis haben einen „immer stärkeren Hang zum Empörenden, Simplifizierenden, Moralisierenden und Diffamierenden“ in der Medienlandschaft ausgemacht. Geradezu erholsam wirkt dagegen Jörg Bongs Geschichtspanorama „Die Flamme der Freiheit“, unter dem Künstlernamen Jean-Luc Bannalec schreibt der Frankfurter Autor sehr erfolgreiche Bretagne-Krimis. Hier spürt er dem europäischen Revolutionsjahr 1848 nach.

Charlotte Links neuester Kriminalfall

Deutschlands mit mehr als 20 Millionen verkauften Büchern erfolgreichste Autorin, Charlotte Link, musste ihre für den 9. Oktober geplante Lesung aus gesundheitlichen Gründen ausfallen fallen. Die Erstattung bereits gekauften Tickets erfolgt automatisch über den Ticketvertrieb myticket. Für alle anderen Veranstaltungen gibt es noch Karten, sowohl online als auch an der Abendkasse.

Ebenfalls auf den Bestsellerlisten, wenn auch noch nicht so lange wie Link, finden sich zwei weitere Autorinnen: Susanne Abel war mit „Stay away from Gretchen“, ihrer Nachkriegsgeschichte um sogenannte „Brown Babies“ – Besatzungskinder mit afroamerikanischen Vätern –, ein Überraschungserfolg gelungen. Jetzt ist mit „Was ich nie gesagt habe“ die Fortsetzung erschienen.

Die Amerikanerin Bonnie Garmus hat ihr Erstlingswerk „Eine Frage der Chemie“ erst mit Mitte 60 veröffentlicht, dafür allerdings die Rechte gleich in 35 Länder verkauft. „Ein Granatenroman“ freute sich unter anderem lit.Cologne-Vertraute und „Kölner Stadt-Anzeiger“-Kolumnistin Elke Heidenreich. Und nicht zuletzt freut sich die Lanxess AG, Hauptsponsor der lit.Cologne spezial über ein Buch, das eine Chemikerin zur Heldin hat.

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Äußerst süffig liest sich auch „Utopia Avenue“, für seinen neuen Roman hat der britische Kultautor David Mitchell („Der Wolkenatlas“) eine Beatband der Swinging Sixties erfunden, um mit ihr eine Zeit zu erkunden, in der die Träume noch größer waren als die Ernüchterungen.

Ein ganz besonderer Abend verspricht das Gespräch zwischen Deniz Yücel und Michel Friedman über dessen Memoiren „Fremd“ zu werden: Hier treffen drängende Sachthemen – Antisemitismus, Rassenhass, Ausgrenzung – auf lyrische Verdichtung.

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