So war der „Tatort“ aus KölnMehr Rheinpanorama war selten

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Daniel Huberty (rechts) und mit Max Ballauf (l.) und Freddy Schenk (r.)

Der Fall

Erst wurde in Köln die Leiche eines Technikers ans Rheinufer gespült, dann folgte für Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) die nächste schlechte Nachricht: Das Schiff, auf dem der Mann gearbeitet hatte, war in der Hand eines Geiselnehmers.

Für „Tatort“-Fans

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Daniel Huberty (Stephan Kampwirth), ehemaliger Gymnasial-Lehrer, der nach einem Missbrauchsprozess gegen ihn alles verloren hatte, wollte sich an denen rächen, die seiner Ansicht nach Schuld an seinem Schicksal waren: die Staatsanwältin (Christina Große), die ihn damals für sein Verhältnis mit einer minderjährigen Schülerin angeklagt hatte, die Mutter des Mädchens, der neue Mann seiner Ex-Frau und ein Vermieter, der ihm kündigte, als er erfuhr, dass sein Mieter vorbestraft war.

Huberty drohte, das Schiff in die Luft zu sprengen, sollten die von ihm genannten Personen nicht an Bord gebracht werden, um ihn vor laufenden Kameras zu rehabilitieren. 

Die Auflösung

Einen Mörder galt es in diesem Kölner "Tatort" nicht zu finden. Viel mehr ging es darum die Geiselnahme unblutig zu beenden. Dafür ließ sich Ballauf aufs Schiff bringen. Der Kommissar gab sich als der reiche Unternehmer aus, der Huberty die Räume seiner Nachhilfeschule gekündigt hatte. Am Ende konnte er den Mann - mit einiger Unterstützung - überwältigen. 

Köln als Hauptdarstellerin

Viele Filme, die in Köln spielen, versuchen die klassischen Touristen-Ziele wie Dom und Rhein zu vermeiden. Die Drehbuchautoren Volker A. und Eva Zahn, die in Köln leben, gingen in ihrem ersten Kölner "Tatort" einen anderen, durchaus reizvollen Weg.

Sie machten den Rhein und das Panorama zur Hauptdarstellerin in ihrem Film. Überhaupt war die Idee, die Handlung auf einem Schiff anzusiedeln, das zwar im Herzen der Stadt unterwegs ist, aber dennoch schwer zu erreichen ist, eine interessante Idee. 

Dass der durchaus sympathische Kapitän des Ausflugsdampfers leider wenig überzeugend mit kölschem Einschlag sprach, kann man den Drehbuchautoren nicht vorwerfen.

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Den schönsten Satz des Krimis hoben sie sich bis zum Schluss auf. „Ich fand das gar nicht so schlecht, mal jemand anders zu sein“, sagte Ballauf am Ende zu seinem Partner. „Das ist aber noch kein Grund, sich in Lebensgefahr zu begeben“, entgegnet der: „Dafür gibt es Karneval.“ 

Der Geiselnehmer

Ein Film wie "Hubertys Rache" (Regie: Marcus Weiler) lebt von einem Hauptdarsteller, der die Titelrolle tragen kann. Stephan Kampwirth war da genau der richtige Mann. Dachte man am Anfang noch, dem ehemaligen Lehrer sei vielleicht tatsächlich Unrecht widerfahren, wurde bald klar, dass seine narzisstische Persönlichkeitsstörung ihn daran hinderte, die eigene Schuld zu erkennen. Schuld waren bei ihm immer nur die anderen. 

Einem solchen Charakter, der in einer emotionalen Ausnahmesituation steckt, die nötige Tiefe zu verleihen, ist nicht leicht. Kampwirth löste die Aufgabe mit Bravour. 

Fazit 

Die renommierten Autoren Volker A. und Eva Zahn taten gut daran, nicht die Geschichte des armen Justizopfers zu erzählen, das verzweifelt Gerechtigkeit sucht. 

Ein paar Ungereimtheiten in der Handlung – Warum gibt es kein einziges Foto von einem stadtbekannten Unternehmer im Netz? Wieso scheitern alle Versuche des Zugriffs so dilettantisch? Würde ein echter Ermittler in dieser Situation den Geiselnehmer wirklich so provozieren, wie Ballauf es tat? – konnte man dem Film getrost verzeihen, denn das Tempo stimmte und die Spannung auch. 

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