Translit-Poetikdozentur von Leif RandtWas es mit Randts Online-Plattform „Tegel Media“ auf sich hat

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Leif Randt trägt ein buntes Hemd, ein weißes T-Shirt und eine weiße Mütze. Der Hintergrund ist pastellig-lila und beige.

Leif Randt war mit seinem Buch „Allegro Pastell“ für den Leipziger Buchpreis 2020 nominiert.

Leif Randt ist für seinen Roman „Allegro Pastell“ bekannt, er betreibt aber auch eine Internetplattform zwischen Literatur und Journalismus.

Gesucht wird: eine „Foto-Love-Story“! Wer eine solche Geschichte in der Schublade oder besser noch in einem Ordner auf der Festplatte vorrätig hat, stößt damit bei „Tegel Media“ auf großes Interesse. Jedenfalls bekennen die Autoren Leif Randt und Jakob Nolte, die diese Internet-Plattform seit 2017 betreiben, dass sie schon lange nach einem entsprechenden Beitrag suchen. Was „Tegel Media“ ansonsten im bunt schillernden Angebot hat, präsentierten sie zum Abschluss von Leif Randts Translit-Poetikdozentur an der Kölner Universität.

Leif Randts Poetikdozentur an der Kölner Universität

Die Translit-Reihe wurde 2015 von Christof Hamann am Institut für Deutsche Sprache und Literatur I etabliert. Bei dieser Poetikdozentur geht es um Literatur im Dialog mit unterschiedlichen Medien und Künsten. Zuletzt hatten Marcel Beyer, Felicitas Hoppe, Thomas Meinecke, Katrin Röggla, Iris Hanika und Kristof Magnusson dargelegt, wie sie es mit der Transmedialität halten. Dass Leif Randt vortrefflich in diese Reihe passt, zeigt schon ein kurzer Blick aufs Werkverzeichnis.

Vorneweg gehören dazu die Romane „Leuchtspielhaus“ (2009), „Schimmernder Dunst über CobyCounty“ (2011), „Planet Magnon“ (2015) und „Allegro Pastell“ (2020). Leif Randt beteiligt sich zudem an Produktionen der Performance-Gruppe „The Agency“, wirkt mit an einem Telegram-Kanal, schuf die Audiocollage „Fokus Color Italia“ und arbeitet an einem Drehbuch. Und dann ist da eben noch die Onlineplattform „Tegel Media“.

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„Tegel Media“ als Brücke zwischen Literatur und Journalismus

Um deren Content, Stil und „Look“ ging es nun im Gespräch mit dem Kollegen Jakob Nolte, von dem zuletzt „Kurzes Buch über Tobias“ erschienen ist. „Tegel Media“ ist demnach „ein Onlineverlag für Texte, die weder klassisch literarisch noch klassisch journalistisch sind“. Es seien, so sieht es Leif Randt, „Texte zwischen den Stühlen“. Kurze Beiträge, ergänzt Jakob Nolte, die man beim Warten auf den nächsten Flug „ohne Stress“ auf dem Handy lesen könne: „20 Minuten, die keinen Trash bieten, aber auch nicht edition surhrkamp sind.“

Autorinnen und Autoren werden um Beiträge gebeten oder wenden sich selbst an „Tegel Media“. Was da zu lesen, schauen und hören ist, zielt weder auf Aktualität noch auf möglichst viele Clicks – deren Zahl, so heißt es freimütig, sei sowieso nicht so groß. Entscheidend ist, ob die jeweilige Beschäftigung mit dem Alltag bei den „Tegel Media“-Machern auf Interesse stößt. Was bei der Präsentation deutlich wurde: Die Neugier ist groß. Da reizt die Frage, wie es sich anfühlt, einen Porsche zu besitzen, ebenso wie jene, was es mit einer Brücke in Saarbrücken auf sich hat oder was Google bei Schwindelanfällen empfiehlt.

Die Translit geht im April weiter

Allerdings wird ein spielerischer Umgang mit dem Thema erwartet. Und wenn dabei das Internet selbst reflektiert wird, ist es kein Nachteil. Als einer der bislang besten Texte gilt derjenige einer jungen Frau, die über ihre als Influencerin erfolgreiche Schwester („1 Million Follower“) sinniert. Auch der Beitrag über die Fans von Trevor Rainbolt wird hervorgehoben – er ist ein Meister des Geografie-Spiels „GeoGuesser“ und gilt unter seinen Bewunderinnen und Bewundern als „hot“.

Aber auch die Lyrik findet hier ihren Platz. Von László Carassin stammt das Gedicht „Nahkauf auf der Karl-Marx-Allee“: „Gegen 09.30 / Fanden im / Nahkauf auf der Karl-Marx-Allee / Mehrere Explosionen statt // Es handelte sich um / Von langer Hand geplante / Preisexplosionen“.  Das Panorama ist also durchaus weit und wild. Jetzt fehlt nur noch die „Foto-Love-Story“.

Mit der Translit-Poetikdozentur geht es schon im April weiter. Dann widmet sich Ann Cotten der literarischen Grenzüberschreitung.

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