Erfinder des OttifantenKomiker Otto Waalkes wird 70 Jahre alt

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Otto Walkes

Der Komiker Otto Waalkes wird am Sonntag 70 Jahre alt.

Otto ist in die Jahre gekommen, aber der Milz geht es anscheinend gut. Der Leber ebenfalls, so wie Kleinhirn und Großhirn. Und der Zunge erst: Fertig machen zum kalauern. Sein Witz kennt keine Altersbegrenzung, und er selbst ist froh, dass sein mittlerweile erwachsener Sohn den Vater mit seinem Otto-Gang und den Holdrio-Rufen nicht mehr peinlich findet, sondern behandelt, wie er es verdient. Wie einen, der niemals erwachsen geworden ist.

Otto porträtiert sich selbst im Stil von Caspar David Friedrich.

Otto porträtiert sich selbst im Stil von Caspar David Friedrich.

Am Sonntag wird Otto Waalkes 70 Jahre alt. Andere haben da schon einen guten Teil ihrer Rente hinter sich, aber der Außerfriesische geht unverdrossen auf Tour. Oder er malt Bilder, wie sie gerade im Frankfurter Caricatura Museum zu sehen sind: Roy-Lichtenstein-Imitate, auf denen sich eine Frau über ihre Ottifanten-Ohrringe freut. Oder er fertigt Selbstporträts im Stil von Caspar David Friedrich an, sofern er nicht als Darth Waalkes Furcht und Schrecken verbreitet.

Otto war ein Pionier

„Wenn ich nicht regelmäßig am Flughafen auf Waffen untersucht werden würde, hätte ich überhaupt kein Sexualleben mehr“ – wer kann noch von sich behaupten, dass solche Sätze von Generation zu Generation weitergereicht werden? Ottos Lebenswerk ist ein goldenes Buch voller Blödelsprüche, schlüpfriger Bemerkungen und ewiger Wahrheiten: „Willst Du Dir den Tag versauen, musst Du deutsches Fernsehen schauen.“ Hinzu kommen Filme über Männer mit Zipfelmützen und Shows in Hamburgs „Onkel Pö“. Alles legendär, alles ein zentraler Bestandteil der DNA der bundesdeutschen, oft subversiv angehauchten Komikproduktion. Als sogenannter Alleinunterhalter war Otto Waalkes hierzulande ein Pionier. In Amerika nennt man solche wie ihn Comedian.

Alles zum Thema Film und Fernsehen

Dabei hat Otto stets mit Leuten zusammengearbeitet, deren Humor man ernst nehmen muss. Sein Inspirationsquell ist die Neue Frankfurter Schule, die glücklicherweise nur durch ihren Namen an Adorno und Marcuse erinnert. Ihr größter Geist war der 2006 gestorbene Dichter Robert Gernhardt, der legitime Erbe von Karl Kraus und Virtuose messerscharf witziger Gedichte, deren Pointen den Leser unvorbereitet in Abgründe der Melancholie stürzen können. So einer schrieb für Otto Drehbücher, brachte seine Bücher heraus und überlegte sich Gags für seine Shows.

Waalkes wäre beinahe Kunstlehrer geworden

Mit dieser Unterstützung hat es Otto weit gebracht. Ein Ottifant zierte Briefmarken, und der Pilsumer Leuchtturm, der ihm einst im Film ein rot-gelb-gestreiftes Heim bot, heißt allseits Ottos Turm. Otto wurde 1948 in Emden geboren, und Waalkes ist sein richtiger Name; sein Vater war Malermeister und Baptist. Fast wäre Otto Kunstlehrer geworden, aber als ihm bei Bühnenauftritten regelmäßig das Mikrofon hinunterfiel und er sein komisches Talent entdeckte, war es aus mit der pädagogischen Karriere.

Otto Walkes mit Ottifanten

Otto Waalkes neben einer großen Plüschfigur eines Ottifanten

Seine humoristische Laufbahn reicht zurück in die 70er Jahre, und weil die mit nur zwei Fernsehprogrammen, Schallplatten und seinem Freund Udo Lindenberg im Radio noch weit geradeliniger waren als heutige Zeiten, konnte er sie mit selbstgemalten Plakaten und einem eigenen Label – „Rüssl-Räckords“ – begründen. Alles an Otto wirkt handgemacht, ehrlich, und niemals so, als würde ein Computer die Zustimmungsquote für Witze ermitteln. Schön, dass er mit seiner unprätentiösen, manchmal albernen, manchmal einfach nur umwerfend lustigen Art so lange durchhält. Und kein Wunder, dass in seiner Nummer über den menschlichen Körper das Zwerchfell zwar unerwähnt bleibt, aber eine Hauptrolle spielt.

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Ausstellung in Frankfurt

Die Werke von Otto Waalkes im Caricatura Museum Frankfurt sind noch bis zum 2. September 2018 zu sehen. Weckmarkt 17 in 60311 Frankfurt am Main. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11-18 Uhr, Mittwoch 11-21 Uhr, Montag geschlossen.

Weitere Informationen finden Sie unter www.caricatura-museum.de.

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