Kommentar zu PushbackUnwort des Jahres 2021 ist richtig und doch abseitig

Lesezeit 2 Minuten
Flüchtlinge Mittelmeer

Flüchtlinge aus Afrika auf dem Mittelmeer                              

Köln – Die Nachricht kam überraschend, weil mit dieser Wahl wohl kaum jemand gerechnet hatte. „Pushback“ also ist das „Unwort des Jahres 2021“. Der aus dem Englischen stammende Ausdruck bedeute „zurückdrängen, zurückschieben“ und bezeichne in der Migrationsdebatte die Praxis europäischer Grenztruppen, Flüchtende zurückzuweisen und am Grenzübertritt zu hindern, erklärte die Jury der „Sprachkritischen Aktion“ in Darmstadt. Damit werde „ein menschenfeindlicher Prozess beschönigt, der den Menschen auf der Flucht die Möglichkeit nimmt, das Menschen- und Grundrecht auf Asyl wahrzunehmen“.

Auch wenn sich den Wenigsten der Begriff als Schlüsselwort in der Flüchtlingsdebatte aufdrängen dürfte – prinzipiell ist es nicht verkehrt, dass die Jury ihr Augenmerk auf einen Bereich lenkt, der, obwohl alles andere als zufriedenstellend bearbeitet, durch Corona- und Klimakrise in den Schatten der öffentlichen Aufmerksamkeit gedrängt wurde.

Das könnte Sie auch interessieren:

Aber selbst wenn die neuere Pandemie-Terminologie beim „Unwort des Jahres“ bereits 2020 „dran“ war und einschlägige „Auszeichnungen“ darob vielleicht ausgelutscht und wohlfeil wirken – die Belegung der Anti-Corona-Maßnahmen mit Begriffen, die üblicherweise im NS-Kontext benutzt werden, wäre eine nochmalige Geißelung durchaus wert gewesen. Das „Ermächtigungsgesetz“ zum Beispiel hätte durchaus einen Platz 1 verdient gehabt – diese Wahl hätte aktuell erkennbar näher gelegen als der „Pushback“, über den die Meisten mit den Achseln zucken dürften. 

KStA abonnieren