Posh SpiceWarum Victoria Beckham jetzt Kurven sehen will

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Victoria Beckham 

Miami – Superschlank sein zu wollen, gab Victoria Beckham vor ein paar Tagen zu Protokoll, das sei doch eine höchst altmodische Einstellung. Sagt die Richtige,  werden Sie sich jetzt denken. Wo doch die meisten Menschen exakt drei Dinge über Frau Beckham wissen: Dass sie „Posh Spice“ in der sagenhaft erfolgreichen Pop-Girlgroup Spice Girls war, immer noch mit dem ehemaligen Fußballgott und hauptberuflichen Flugzeugmagazin-Uhrenmodell David Beckham verheiratet ist – und dass sie, ebenfalls immer noch, gertenschlank ist.

Wenn nicht gar ausgemergelt. Ihr tätowierter Gatte behauptete neulich, dass er und seine Frau nur einmal im Jahr eine gemeinsame Mahlzeit einnähmen. Ansonsten esse Victoria seit 25 Jahren jeden Tag das Gleiche: Gegrillten Fisch und gedünstetes Gemüse, in kleinen Portionen.

Das einzige nennenswerte Filmangebot, das Victoria Beckham nach dem Ende ihrer Gesangskarriere erhielt, stammte von Tom Cruise: Der wollte sie (vor einigen Jahren) ob ihrer unmenschlich dünnen Silhouette angeblich als Außerirdische in dem (nie gedrehten) Scientology-Film „The Thetan“ besetzen.

Die „Hunger Games“ sollen ein Ende haben

Vielleicht stimmt das auch alles gar nicht und ich betreibe hier umgekehrtes Bodyshaming. Aber eigentlich macht sich ja niemand über Victoria Beckhams Körper an sich lustig, sondern nur über die gefühlte Verbissenheit, mit der sie seit Jahrzehnten ihre Zwölfjährigen-Kleidergröße hält: „The Hunger Games“.

Eventuell ist auch ein klein wenig Neid im Spiel: Ich könnte an dieser Stelle leicht ausrechnen, wie viel Posh-Spice-Girls in einen Bos passen würden, wenn mir das Ergebnis nicht viel zu peinlich wäre.

Doch jetzt, wie gesagt, hat sich die Ex-Spielerfrau ja selbst von ihrem alten Schönheitsideal losgesagt: „Ich glaube“, führt sie weiter aus, dass Frauen heutzutage gesund und kurvig aussehen wollen. Sie wollen Brüste haben und einen Po. Je kurviger eine Frau sei, desto schöner würde sich auch eines der von ihr entworfenen Schlauchkleider (zu rund 1000 Euro das Stück!) an deren Körper anschmiegen.

Ein Damaskus-Erlebnis am Strand von Miami 

Diese Erkenntnis sei ihr gekommen, als die Familie inmitten der Pandemie vom drögen Lockdown-England nach Miami flüchtete (wo David Beckham Miteigentümer des örtlichen Fußballteams ist), und Victoria am Strand die leicht bekleideten Frauen bewunderte, die dort stolz ihre Kurven zur Schau trugen: „Ich fand sowohl ihre Einstellung, als auch ihren Stil wirklich befreiend.“

So ganz konnte Victoria dann freilich nicht aus ihrer Haut raus, und erteilte ungefragt Ratschläge, mit welchen Fitness-Übungen man sein Hinterteil noch besser herausstellen könne. Ein paar Pizza-Rezepte hätten es doch auch getan.

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Außerdem: Man muss nun wirklich nicht eigens nach Miami Beach reisen, um das Comeback der Kurve als Mode-Ideal zu verkünden. Denn das hat vor 15 Jahren mit dem Klatschspalten-Siegeszug des Kardashian-Clans begonnen und hat gerade seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht: Nämlich mit der diesjährigen Ausgabe der notorischen „Swimsuit Issue“ von „Sports Illustrated“. In der Ausgabe finden sich neben Kim Kardashian noch einige andere Frauen im Badeanzug abgebildet, deren Körper nicht den Schönheitsvorstellungen des einstigen „Heroin Chic“ entsprechen.

Warum, werden Sie nun vielleicht wissen wollen, müssen wir überhaupt Frauen in Badeanzügen sexualisieren? Worauf ich nur schulterzuckend antworten kann, dass ich diese Welt nicht gemacht habe, ich lebe nur in ihr. Jedenfalls kann die Quadratur der Kurve mit der Konvertierung von Victoria Beckham nun wohl endgültig als abgeschlossen betrachtet werden.

Das hat ja auch eine gewisse Größe, sich nach all den Jahren eiserner Selbstdisziplin auf die Seite eines entspannteren Körperbildes zu stellen. Nicht zuletzt im Interesse der eigenen Kinder. Weiterer Widerstand ist nicht zu erwarten.

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